Über 60 Tiere lebten bis letzten Freitag in diesem Chaos. In alten, martialisch wirkenden Gehegen wurden unter anderem Gänse, Enten, Hühner, Kaninchen, Affen und Waschbären gefangen gehalten. In zwei Freiläufen fristeten außerdem kleinwüchsige Hausschweine, Ponys, Esel und Ziegen ihr alles andere als artgerechtes Leben.
Der 80jährige „Zoodirektor“ Bernhard W. zeigte bei seiner Tierhaltung weder Sachkunde noch Tierliebe. Teilweise waren viel zu viele Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht. In keiner der vergammelten Hütten und Kisten, die als Behausungen dienten, lag Stroh oder eine kuschelige Decke. Verdreckte Trinkgefäße enthielten brackiges Wasser, und in mehreren Wannen stand fauliges, rabenschwarzes „Badewasser“.
Bei Regen weichten die Gehegeböden auf und die Tiere mussten im mit Exkrementen vermischten Matsch waten. Durch die unhygienischen Zustände bestand ein dauerhaft hohes Gesundheitsrisiko. Fast alles in diesem Zoo war improvisiert und aus nicht tiergerechten Materialien zusammengebastelt. Überall ragten spitze Drähte, Stangen, Schrauben und Metallteile hervor, an denen sich die Tiere verletzen konnten. Außerdem bestanden Trink- und Futtergefäße, Behausungen, Spielzeug und Beschäftigungselemente aus Plastik, welches zerbissen und abgeschluckt werden konnte. Auch die Ernährung der Zootiere war alles andere als artgerecht. Wir fanden in fast jedem Gehege ungesunde Brezeln, Brötchen und süße Hefestückchen.
Dem Veterinäramt war bekannt, dass Bernhard W. den Zoo Nauen seit vielen Jahren in dieser massiv tierschutzwidrigen Form betrieb. Nachdem aktion tier Ende November 2020 Anzeige erstattet hatte, entschloss sich die Behörde letzten Freitag dann, das lange Leiden der Zootiere zu beenden. Die Affen und Waschbären wurden von Dr. Florian Brandes eingefangen und in die Wildtierstation nach Sachsenhagen gebracht. Dieser Projektpartner von aktion tier e.V. kann eine art- und verhaltensgerechte Unterbringung und Versorgung der Tiere gewährleisten, welche eine optimale tierärztliche Betreuung einschließt. Diese ist dringend nötig, da die Tiere offensichtlich nicht gesund sind und wahrscheinlich schon sehr lange keinen Tierarzt gesehen haben.
Um zu verhindern, dass Bernhard W. erneut Tiere anschafft, soll ihm ein behördliches Tierhalte- und Tierbetreuungsverbot auferlegt werden, so dass der Zoo Nauen der Vergangenheit angehört - hoffentlich für immer.