Fische | Exotische Haustiere

Die Welt der Kois

Der Koi ist aus biologischer Sicht ein Karpfen. Man könnte meinen, also eher ein gewöhnlicher Fisch. Doch weit gefehlt. Für mache Tierhalter ist die Pflege dieser speziellen Fische weitaus mehr – Lebensphilosophie oder gar Lebensinhalt. Was aber macht den Koi für diese Menschen derart einzigartig?

Kois gehören zu den teuersten Fischen der Welt. Einzelne Exemplare können mehrere Tausend Euro wert sein. Kleine Jungtiere, die in Europa gezüchtet wurden, kann man hingegen schon für 20 Euro erwerben. Sie sind meist etwas unregelmäßig gemustert und entsprechen nicht den klassischen japanischen Standardmustern. Doch trotzdem sind Kois nichts für jedermann. Ihre Haltung ist teuer. Sie sind extrem anspruchsvolle Fische. Daher kann man sie wirklich artgerecht nur in einem aufwändig angelegten Gartenteich unterbringen, wo sie entsprechend Platz haben.

Es gibt sie in allerlei Farben mit durchaus bedeutungsvollen Mustern und vielen verschiedenen Schuppenformen. Die Färbungen variieren von weiß über gelb, orange, rot, grün, blau, silber- oder goldglänzend bis hin zu schwarz. Sie können über einen Meter lang werden. Der größte bisher bekannte Koi hatte eine Gesamtlänge von 153 cm. Außerdem werden sie alt. In unseren Breiten meist um die 60 Jahre – bei optimaler Pflege. Einzelne Tiere erreichen ein Lebensalter von über 200 Jahren. Der älteste Koi wurde sogar 226 Jahre alt. Das besagen zumindest Untersuchungen seiner Schuppen. Zu einem solchen Fisch hat der Halter natürlich ein ganz besonderes Verhältnis. Koihalter sagen, sie können eine echte Beziehung zu ihrem Fisch aufbauen. Die Größe der Fische, ihre Schuppenverteilung und ihr Farbmuster bestimmen ihren Wert.

Eine gute Wasserqualität ist überlebenswichtig

Kois gedeihen am besten, wenn sie in ihrem Teich optimale Verhältnisse vorfinden. Sie brauchen viel Sauerstoff. Der pH-Wert des Wassers, die Nitrit- und Nitrat-Werte bedürfen regelmäßiger Überprüfung. Nur wenn alles stimmt, wachsen die Fische gut und werden entsprechend groß. Der Teich muss tief sein, damit die Tiere den Winter auch gut überstehen. Hier kann man von einer Mindesttiefe von 130 cm ausgehen, besser sind 180 oder gar 200 cm. Keinesfalls darf der Teich irgendwo beliebig im Garten angelegt werden. Zuviel Sonnenlicht fördert das Algenwachstum. Liegt das Gewässer in einer zu dunklen Ecke, gedeihen keine Wasserpflanzen im Teich. Nadelbäume in der Nähe sind ebenfalls ungünstig. Herabfallende Nadeln können Giftstoffe im Wasser freisetzen. Das Wasser wird sauer. Tief gelegene Stellen im Garten sind ebenfalls suboptimal. Hier sammelt sich Regenwasser, das den Teich verschmutzt.

Doch es droht zudem Gefahr von oben: Katzen und Vögel stellen eine ernsthafte Bedrohung für Kois dar. Hier schaffen Netze Abhilfe. Manche Koihalter versuchen Wildvögel wie Reiher mit künstlichen Vogelattrappen fern zu halten. Dies gelingt jedoch nicht immer. All diese Installationen sind nicht schön, manchmal zum Schutz der Fische aber notwendig.

Kois haben kein Sättigungsgefühl. Füttert man sie, fressen sie. Eine Überfütterung aber ist schädlich. Daher sind mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag optimal für die Tiere. Je nachdem, was gefüttert wird, kann man langfristig die Färbung der Fische beeinflussen. Im Fachhandel ist ein entsprechendes Spezialfutter erhältlich. Carotin verstärkt zum Beispiel die Rotfärbung. Im Winter wird gar nicht gefüttert. Der Darm verdaut in dieser Zeit nicht. Erst im Frühjahr fängt man langsam wieder an, den Tieren Nahrung anzubieten. Selten dürfen im Sommer Garnelen, Regenwürmer, Obst oder auch mal Brot gegeben werden.

Besser man vergesellschaftet nicht zu viele Tiere zusammen in einen Teich. Drei Kubikmeter Wasser auf ein Tier sollten es schon sein. Je mehr Fische es werden, umso schwieriger wird es, die Wasserqualität stabil zu halten. Kommt es hier zu Imbalanzen, haben Parasiten und andere Infektionserreger ein leichtes Spiel. Die Fische werden krank.

Überlegt sich ein Tierfreund ernsthaft, sich Kois zuzulegen, sollte er vorher folgende Rechnung aufmachen: Ein Fisch benötigt – wie erwähnt – 3000 Liter Wasser um sich herum. Beim Koi handelt es sich um einen Schwarmfisch. Es ist eine Gruppengröße von etwa 10 Tieren anzustreben. Dies bedeutet wiederum 30.000 Liter Wasser für die ganze Gruppe. Diese Ausmaße sollte der also Teich haben. Jetzt ist die Frage, passt der in den Garten? Nur wer diese Frage mit „Ja“ beantworten kann, darf sich tatsächlich guten Gewissens auf den Weg zum Koihändler machen. Leider werden das die wenigsten von uns sein…

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.