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Jetzt lauert die Herbstgrasmilbe!

Alle Jahre wieder geht es in den Sommermonaten los. Der Vierbeiner kratzt sich und beleckt die Pfoten. Die Innenseiten der Oberschenkel sind feuerrot und unten am Bauch geht es auch schon los. Was steckt hinter dieser seltsamen Symptomatik? Und was kann man tun, um dem Tier zu helfen?

Die Herbstgrasmilbe verursacht ein nerviges Jucken.

Übeltäter ist die Herbstgrasmilbe (Neotrombicula autumnalis). Sie gehört zur Klasse der Spinnentiere und tritt je nach Witterung in den Monaten Juni bis Herbst auf. Man kennt sie auch unter dem Namen Erntemilbe oder Herbstlaus. In ihrem Lebenszyklus durchlaufen die Milben mehrere Stadien. Nur das Larvenstadium parasitiert auf unseren Haustieren. Die Larve lauert in Gräsern und auf Sträuchern, um sich bei nächster Gelegenheit an einen geeigneten Wirt anzuheften. Das kann eine Maus, ein Eichhörnchen oder eben auch Hund und Katze sein. Ist der Wirt gefunden und hat die Larve es geschafft, den Tierkörper zu erobern, wandert sie auf selbigem umher. Sie ist auf der Suche nach einer möglichst dünnen Hautstelle. An dieser kann sie leichter durch die Haut eindringen. Deshalb sind meist die Bereiche Unterbauch, Zwischenzehen, Schenkelinnenseite oder auch die Region unter den Achseln betroffen. Mit ihren scharfkantigen Mundwerkzeugen schlitzt der Parasit die Haut ein. In diese Läsion dringt er mit seinem Saugrüssel vor und injiziert ein Lokalanästhetikum, so dass der Wirt zunächst nicht bemerkt, dass er angegriffen wird. Außerdem spritzt die Larve Substanzen in den Körper, die das Gewebe verflüssigen. Den daraus resultierenden Gewebebrei saugt sie ein. Das ist die Nahrung der Larve, die sie braucht, um sich weiter zu entwickeln.

Starke allergische Reaktionen können die Folge sein …

Die Substanzen, die die Larve ins Gewebe abgeben hat, lösen bei vielen Tieren eine starke allergische Reaktion aus. Sobald die Wirkung der lokalen Betäubung nachlässt, setzt deshalb der Juckreiz ein. Er hält meist zwei bis drei Tage an. Hat der Parasit seine Mahlzeit beendet, verlässt er den Tierkörper wieder und verkrümelt sich ins Erdreich. Dort entwickelt er sich zur erwachsenen Herbstgrasmilbe, die räuberisch von anderen Insekten lebt.

Wie eingangs erwähnt, befallen die Parasiten nicht nur Hunde und Katzen. Auch andere Kleinsäuger wie Igel, Kaninchen und Meerschweinchen werden Opfer des Lästlings. Und auch vor menschlichem Gewebe macht die Milbe nicht halt. Sie nimmt, was kommt. Die Behandlung des Herbstgrasmilbenbefalls ist relativ simpel. Es gibt beim Tierarzt Spot-on-Präparate oder auch Sprays, die bei Hund und Katze gleichermaßen gut wirken. Sie können auch prophylaktisch eingesetzt werden, wenn der Besitzer schon aus der Vergangenheit weiß, dass sein Tier auf diese in der Sommer- und Herbstzeit auftretende Milbenart entsprechend empfindlich reagiert.

Für den Fall, dass der Vierbeiner echte allergische Reaktionen zeigt, sollte dem Tier zuliebe der Juckreiz mit therapiert werden. In der Regel keine große Sache. Auch wenn die Hauptsaison der Herbstgrasmilbe den Zeitraum von Juni bis Oktober umfasst, muss bei warmer Witterung bis in den November hinein mit dem Plagegeist gerechnet werden. Danach lösen die niedrigen Temperaturen das Problem glücklicherweise von alleine. Bis zum nächsten Sommer.

Alles in allem ist die Herbstgrasmilbe nicht wirklich gefährlich, aber eben extrem lästig. Der ausgeprägte Juckreiz kann manch ein Tier in den Wahnsinn trieben. Und eben weil es so juckt und sich das Tier sich unentwegt kratzt, gelangen Bakterien in die vorgeschädigte Haut. Bakterielle Sekundärinfektionen können die Folge sein, die dann unter Umständen einer antibiotischen Behandlung bedürfen.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.