Massentierhaltung

End the Cage Age – Gemeinsam gegen Käfighaltung

Unter dem Namen „End the Cage Age“ („Beende das Käfig-Zeitalter“) haben sich 170 Tier- und Umweltschutzorganisationen zu einer EUweiten Bürgerinitiative mit dem Ziel zusammengeschlossen, der Käfighaltung in der europäischen Agrarindustrie ein Ende zu setzen. Für eine Petition an die Europäische Kommission konnte die Bewegung mehr als 1,5 Millionen Unterschriften sammeln. Die Mindestanzahl der Stimmen, die für eine Eingabe der Petition bei der Kommission nötig ist, liegt bei einer Million und wurde mit dem Ergebnis weit übertroffen.

In diesen Metallkäfigen können sich die Sauen noch nicht einmal umdrehen
In diesen Metallkäfigen können sich die Sauen noch nicht einmal umdrehen, artgerecht ist dies nicht. Foto: Jan Peifer

Der Überprüfungsvorgang der Unterschriften ist aufwendig und kann bis zu drei Monate in Anspruch nehmen, anschließend muss sich die Kommission mit dem Inhalt der Bürgerinitiative beschäftigen. Worum geht es genau?

Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN leben in der EU etwa 700 Millionen Tiere in Käfigen, darunter 340 Millionen Kaninchen, rund 200 Millionen Legehennen und 12 Millionen Kälber in Einzelboxen. Hinzu kommen unzählige Schweine in Kastenständen und weiteres Geflügel wie Wachteln, Gänse und Enten.

Teilweise hat die Gesetzgebung in den letzten Jahren die Käfighaltung beschränkt, doch sehen viele Organisationen und Verbraucher dies als nicht ausreichend an. So wurde etwa 2009 die Haltung von Legehennen in der konventionellen Legebatterie in Deutschland und Österreich nach langem Kampf verboten und von der Kleingruppenhaltung in die Haltung in ausgestalteten Käfigen abgelöst. Seit 2012 gilt das Verbot der klassischen Legebatterie EUweit. Hier haben die Tiere nun ein wenig mehr Platz, leben aber weiterhin unter artwidrigen Umständen – flattern und scharren ist auch in der Kleingruppenhaltung nicht möglich, natürliche Verhaltensweisen der Tiere werden unterdrückt und verhindert.

Aus diesem Grund wurde 2015 beschlossen, in Deutschland auch die Kleingruppenhaltung abzuschaffen, die Frist läuft 2025 aus. Doch noch leben rund 10% der deutschen Legehennen in dieser Haltungsform, EU-weit müssen sogar mehr als die Hälfte der insgesamt 390 Millionen Hennen ihr Leben im Käfig verbringen. Der Import von Eiern aus der konventionellen Batteriehaltung ist zudem nicht verboten, sodass auf dem Eiermarkt ein starker Preisdruck herrscht. Noch schlimmer sieht es in der Kaninchenhaltung aus. In Deutschland werden jedes Jahr geschätzt 20 Millionen Kaninchen gegessen, genaue Zahlen gibt es nicht. Der Grund liegt wohl in der (im Vergleich mit anderen Fleischarten) geringen wirtschaftlichen Bedeutung. Lange gab es überhaupt keine Haltungsvorschrift, erst seit wenigen Jahren werden Kaninchen in der Nutztier-Haltungsverordnung überhaupt erwähnt. Tierschützer haben lange darauf gewartet, doch die Haltung im Käfig soll weiter Standard bleiben.

Einem Mastkaninchen steht zukünftig Platz in etwa der Größe von 2,5 DIN A4 Bögen zu. Gitterböden sind noch immer nicht verboten, die Verlustrate ist mit bis zu 50% extrem hoch: Jedes zweite Tier stirbt schon vor Mast-Ende an den Folgen der nicht artgerechten Haltung.

Hinzu kommt eine lange Übergangsfrist; bis zum Ablauf im Jahr 2024 wird sich an den Haltungsbedingungen von Mastkaninchen in Deutschland kaum etwas ändern. Längst hat die Forderung nach mehr Regulation weitere Kreise geschlagen, 2017 sprach sich das EUParlament mit großer Mehrheit für die Abschaffung der Käfighaltung von Mastkaninchen aus. Die EUKommission stellt sich einer Umsetzung dieser Forderung bisher entgegen; nun muss sie sich erneut mit dem Thema auseinandersetzen.

Auch Wachteln leiden unter fehlenden Vorschriften; vor allem in Frankreich, Italien, Portugal und Spanien werden sie in großen Hallen mit mehr als 100.000 Tieren gemästet.

Über 90% des Kleingeflügels lebt im Käfig, eine Haltungsverordnung gibt es nicht. Und so bestimmt auch hier der Profit die einzige Haltungsbedingung, Masse statt Klasse. Auch für Wachteln gilt: Jedes zweite Tier stirbt schon vor dem Ende der Mastdauer. Aber nicht nur die kleinen Tiere leiden. Schweine haben nach EU-Vorgaben nur 0,65 m2 zur Verfügung. Besonders Zuchtsauen in Kastenständen müssen ein grausames Leben führen. Denn in den körpergroßen Metallkäfigen können sie sich nicht umdrehen, manchmal nicht einmal hinlegen. Zusätzlich verstoßen die Kastenstände oft noch gegen die Mindestabmessungen, regelmäßig werden solche Verstöße in Kontrollen aufgedeckt.

Das Problem ist in allen Fällen jedoch nicht die Abmessung, sondern die Käfighaltung an sich.

Kein Käfig kann eine artgerechte Unterbringung ermöglichen, denn der Käfig selbst ist alles andere als das. Darum wollen wir gemeinsam erreichen, dass die Käfighaltung EU-weit verboten wird. Mit der Europäischen Bürgerinitiative haben wir ein mächtiges Instrument zur Einflussnahme auf europäische Entscheidungen, über das sich die EU-Kommission nicht einfach hinwegsetzen kann.

Jan Peifer