aktion tier Lottihof

Ausbildung zum Tierpfleger

Nach 23 Jahren Tierschutzarbeit und mittlerweile seit 5 Jahren beim Tierschutzprojekt 'aktion tier Lottihof' dachte ich, auch um dann junge Menschen im Tierpflegebereich ausbilden zu können, mache ich mal „schnell“ die Prüfung zum Tierpfleger für die Fachrichtung: Tierheim- und Tierpensionstierpfleger/-in.

Den Ausbilderschein, der zum Ausbilden notwendig ist, erwarb ich schon im Frühjahr 2015. Die Ausbildung und Prüfungen laufen wie in vielen anderen Berufen über die IHK (Industrieund Handelskammer). Die Ausbildungszeit beträgt 3 Jahre, und normalerweise sucht man sich ein Tierheim, Gnadenhof oder eine Tierpension als Ausbildungsbetrieb. Berufsbegleitend gibt es verschiedene Berufsschulen. In meinem Fall konnte ich, da ich über 4,5 Jahre Berufserfahrung habe, die Prüfung extern ablegen, d.h. ohne die 3 Jahre Ausbildung. Gesagt, getan. Nach der Anmeldung und auch Prüfungszulassung fing ich an, mir neben meiner alltäglichen praktischen Arbeit die Theorie anzuschauen. Von einer Mitarbeiterin des Tierheims Roggendorf habe ich mir die Berufsschulunterlagen geben lassen. Sie hatte gerade erst ihre Prüfungen erfolgreich bestanden. Nach dem ersten Durchschauen der diversen Ordner wurde mir klar – ganz so einfach wird das nicht. Die Ausbildung beinhaltet natürlich auch neben dem Fachwissen über die einzelnen Tierarten auch sehr viel Wirtschafts- und Sozialkunde. Auch Buchführung, Verwaltung, kaufmännische Grundlagen und die der Öffentlichkeitsarbeit werden vermittelt. Vieles ist mir durch die tägliche Arbeit auf dem Hof sehr vertraut, aber auch gerade das Fachwissen über spezielle Tierarten musste ich mir aneignen. Buchführung, das Bestellen von Futtermitteln, die medizinische Überwachung der Tiere (Impfzeiten, Entwurmungen einhalten etc.) und natürlich auch die Betreuung und Versorgung unserer Tiere sind mir alle nicht neu.

Hier auf dem Lottihof in Seefeld betreuen wir verschiedene Arten von Tieren: Hunde, Katzen, Nager, Geflügel, Schafe, Ziegen, Pferde, Esel, manchmal auch Wildtiere. Aber die Ausbildung umfasst natürlich auch die Kenntnis um viele Tiere, die für mich nicht alltäglich sind – besonders die Reptilien. Durch meine jahrelange Arbeit bei aktion tier e.V. ist mir schon bewusst geworden, dass leider der Trend vieler Menschen dahin geht, ein „besonderes“ Tier haben zu wollen – ein Exot wie eine Schlange, ein Skorpion oder ein Leguan. Viele Menschen haben aber viel zu wenig Sachkenntnis und vor allem zu wenig Verantwortungsbewusstsein für die Haltung solcher Tierarten. Im Laufe der Jahre wurde es zu einem zunehmenden Problem vieler örtlicher Tierheime, Exoten aufnehmen zu müssen, da diese Tiere abgegeben, beschlagnahmt oder gar ausgesetzt worden sind. Daher ist auch dieser Tierbereich ein Schwerpunkt in der Ausbildung geworden. Die Mitarbeiter in den meisten Tierheimen müssen sich mit der Versorgung und Betreuung auskennen. Für mich ist das Neuland, da auf dem Hof solche Tiere bis jetzt nicht betreut wurden. Ich hatte zwar auch schon diverse Anfragen (von Bartagamen bis Königspython), aber für die Aufnahme dieser Tiere sind wir weder ausgestattet noch befugt. Beim Erlernen der verschiedenen Bereiche der Ausbildung wurde mir bewusst, warum es auch so wichtig ist, diese Ausbildung als Tierheimmitarbeiter oder Tierheimpensionsbetreiber zu machen.

Ein weiterer großer Bereich ist das Halten und Erziehen von Hunden. Dies ist auch ein großer Prüfungsbereich. Da ich immer schon Hunde hatte (derzeit leben 4 Hunde auf dem Hof), glaubte ich, ein fundiertes Wissen zu haben. Aber auch da hatte ich einiges nachzuholen. Rassemerkmale, Entwicklungsphasen von Welpen (bei uns wird ja immer alles kastriert, also hatten wir auch nie Welpen), Kommunikationsmuster, Verhaltensstörungen…

Der Umgang mit Exoten muss intensiver erlernt werden

Vor 2 Monaten hatte ich meine schriftliche Prüfung. Diese habe ich recht gut gemeistert. Leider erfährt der Prüfling das Ergebnis erst nach der praktischen Prüfung. Die praktische Prüfung fand Ende Januar 2016 in der aktion tier Reptilienstation in Brandenburg statt. Unter anderem sollte ich hierbei einen großen grünen Leguan richtig hochnehmen sowie ein Terrarium für 2 Korallenfingerlaubfrösche einrichten. Leider schaffen sich noch immer Menschen diese Tiere als „Haustiere“ an, um dann einige Zeit später festzustellen, dass das Tier entweder zu kostenintensiv in der Pflege ist (das wird nämlich sehr oft unterschätzt!) oder aber, finden das Tier schlicht und ergreifend zu „langweilig“. Nach vier Stunden war die praktische Prüfung endlich beendet, und ich war mehr als glücklich dann zu erfahren, dass ich die gesamte Prüfung mit „gut“ abgeschlossen habe.

Eine der Prüfungsfragen (Theorie)

Ein Tierheim soll mehrere Beos unterbringen.

  • gebe artenschutzrechtliche Voraussetzungen an
  • beachte die Rechtsgrundlagen
  • beschreibe 8 Anforderungen an die Gehege-Einrichtung und begründe diese
  • was bedeutet der Aufdruck auf dem Ring und bei welchen Stellen kann man diesen beziehen?

Dieses fundierte Wissen muss ein Tierpfleger über ca. 20 Tierarten besitzen. Bei vielen Tierarten noch Tragezeit, Geschlechtsreife, Geschlechtsmerkmale...