Zirkus ohne Wildtiere

Bundesweites Wildtierverbot in Zirkussen gescheitert

Am 21. Juni 2017 wurde im Deutschen Bundestag über den von der Partei „Die Linke“ eingebrachten Antrag „Verbot der Haltung wild lebender Tierarten in Zirkussen“ (BT-Drs. 18/12088) debattiert und abgestimmt.

Zirkustiger in der Manege
Für Wildtiere bedeutet Dressur keine willkommene „Abwechslung“ im monotonen Alltag, wie Tiertrainer immer wieder gerne behaupten, sondern erheblicher Stress. Foto: © Ursula Bauer

Unter anderem hatten DIE LINKE in ihrem Antrag festgehalten, dass

  • das Halten von wildlebenden Tieren in Betrieben, „die an wechselnden Orten diese Tiere zur Schau [stellen]“, verboten werden soll
  • auch für „nicht wildlebende“ Tiere verbindliche Haltungsvorgaben definiert und festgeschrieben werden müssen
  • verbindlich zu regeln ist, welche Behörde jeweils für die Kontrolle der Vorschriften verantwortlich sind, um die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten.

Darüber hinaus wurde in dem Antrag der verantwortungsvolle Umgang mit bereits vorhandenen Wildtieren in Zirkussen und ähnlichen Betrieben berücksichtigt. DIE LINKE forderte, dass solche Wildtiere innerhalb von maximal 3 Jahren in stationäre Einrichtungen wie Zoos oder Auffangstationen abzugeben seien. Dies gelte nicht für Tiere, die bereits Verhaltensstörungen wie Apathie oder Stereotypien aufwiesen – für diese müsste ohne Übergangsfrist ein neues Zuhause gefunden werden.

Soweit, so gut, nur gibt es leider keine ausreichende Anzahl von Einrichtungen, die in der Lage wären derartige Tiere aufzunehmen. Am Ende müsste wohl die Versorgung von ehemaligen Zirkustieren von durch Steuergelder finanzierte Tierparks oder durch Spendengelder betriebenen Tierschutzeinrichtungen wie die von aktion tier übernommen werden.

Unglücklicherweise müssen wir uns darüber aber erstmal keine Gedanken machen, denn der Antrag wurde abgelehnt. Während DIE GRÜNEN diesem zustimmten, konnte die Koalition aus CDU und SPD sich nicht dazu durchringen, sich den Forderungen der LINKEN anzuschließen. Überraschend war vor allem die Abstimmung der SPD, die sich seit Langem öffentlich als Unterstützer eines Wildtierverbotes in Zirkussen hervorgetan hat. Offenbar nur Lippenbekenntnisse. Schon im Juli 2010 hatte aktion tier mit der Kampagne „Spaß im Zirkus ohne Wildtiere“ auf das Thema Aufmerksam gemacht und ein bundesweites Haltungsverbot von Wildtieren in Zirkussen gefordert. Entsprechend enttäuscht sind wir darüber, dass es in Deutschland auch sieben Jahre später nicht zu einem Verbot gekommen ist. Zumal Deutschland zumindest in diesem Punkt weit davon entfernt ist, in Sachen Tierschutz ein Beispiel zu setzen. Zahlreiche andere Länder (u.a. Norwegen, Bosnien-Herzegowina, Griechenland, Österreich, Bolivien, Singapur, Mexiko…) sind uns da große Schritte voraus und haben ein generelles Verbot von Wildtieren oder sogar aller Tierarten in Zirkussen erlassen. 

Aufgeben ist keine Alternative!

Was können wir also (weiterhin) tun?

  • Keinen Zirkus mit Wildtiernummern und Tierschauen besuchen.
  • An Zirkusunternehmen, die mit Wildtieren werben, schreiben.
  • Leserbriefe an die lokalen Presse schreiben, wenn solche Zirkusse in Ihrer Heimatstadt auftreten.
  • Bundestagsabgeordneten in unseren Wahlkreisen in die Pflicht nehmen und dazu auffordern, sich für ein Wildtierverbot in Zirkussen aktiv einzusetzen.
  • Zirkusunternehmen mit Missständen in der Tierhaltung dem zuständigen Veterinäramt oder aktion tier melden.

aktion tier e.V.