Projekt Kitty

Handaufzucht von Katzen

Der Berliner Katzenschutz hat zusammen mit aktion tier – menschen für tiere e.V. seit April 2005 Deutschlands erste Katzenbabystation eingerichtet. Hier können tragende Mütter ihre Babys bekommen, es bekommen Mütter mit ihren Jungen und Babys ohne Mutter, die schon alleine fressen, eine Unterkunft. Babys, die noch die Flasche brauchen, werden in der Babyaufzuchtsstation untergebracht. Diese Rettungsstation ist bei mir und meiner Frau eingerichtet.

Babys ab der Geburt bis zum 14. Tag müssen alle zwei Stunden (Tag und Nacht) die Flasche bekommen. Foto: © Ursula Bauer

Es werden im Jahr zwischen 30 und 40 Babys mit der Flasche (Mutterersatzmilch) groß gezogen. Die Flaschenaufzucht ist eine sehr zeitintensive Angelegenheit. Wir nehmen seit Jahren Mammilac von IWEST und empfehlen diese als Mutterersatzmilch. Die Futtermenge ist abhängig vom Alter des Babys. Das Baby bestimmt meistens selbst ob es satt ist. Die Mutterersatzmilch wird nur mit warmem abgekochtem Wasser angerührt und wird auch nur warm den Babys gegeben. Das Mischverhältnis ist abhängig vom Hersteller. Beim späteren Zugeben von Nassfutter sollte man ein Mischverhältnis von ca. 200 ml Mutterersatzmilch und 100g gutes Kitten-Nassfutter mit dem Handmixer verrühren und den Babys auch nur warm geben.

Die Nahrungsaufnahme

Babys ab der Geburt bis zum 14. Tag müssen alle zwei Stunden (Tag und Nacht) die Flasche bekommen. Sollten Sie Schwierigkeiten haben, den Babys die Flasche zu geben, nehmen Sie eine Einmalspritze 2ml als Ersatzflasche. Bitte nur Tröpfchenweise die Mutterersatzmilch ins Mäulchen geben, sonst besteht die Gefahr, dass Flüssigkeit durch die Luftröhre in die Lunge fließt. Das Baby könnte daran ersticken. Versuchen Sie immer wieder, mit der Flasche die Ernährung fort zusetzen. Vom 15. Tag bis zum 25. Tag alle drei Stunden, und vom 26. Tag bis zur 5. Woche alle vier Stunden. In diesem Zeitraum muss nachts zwischen 0.00 bis 6.00 Uhr nicht gefüttert werden. Ab der 5. Woche wird die Mutterersatzmilch mit gutem Nassfutter gemixt und den Babys alle vier Stunden gegeben, bis sie selbst fressen.

Was sehr wichtig ist: Sie müssen ab dem 1. Tag, nachdem die Babys die Flasche bekommen haben, den Bauch massieren. Sie streichen mit dem Zeige- und Mittelfinger vom Bauchnabel zum Po (nur in einer Richtung) mit leichtem Druck auf den Bauch, bis das Baby sich löst. (Wasser lassen und Kot absetzen). Das Baby wird nicht jedes Mal Kot absetzen, aber es wird jedes Mal Wasser lassen. Ab der 5. Woche können Sie auch den Futtermix in eine kleine Futterschale geben und die Babys daran setzen. In der ersten Zeit werden die Kleinen durch das Futter laufen und eine große Schweinerei machen, aber sie lernen dadurch. Zusätzlich müssen Sie ein kleines Katzenklo mit Streu aufstellen. Nehmen Sie nur grobkörniges Streu, weil die Babys davon kosten werden. Bei feiner Streu klumpt die Streu im Maul der Babys und sie könnten daran ersticken.

Mutterersatzmilch sollte nicht zu früh abgesetzt werden

Bitte setzen Sie nicht zu früh die Mutterersatzmilch ab, denn es kann passieren, dass das Baby das neue Futter (Kitten-Dosenfutter) so unverdaut wieder ausscheidet. Der Magen und der Darm können das neue Futter noch nicht verarbeiten. Ab der 6. Woche, nachdem die Babys selbst fressen, können Sie mit der Flaschenfütterung aufhören. Wenn jetzt endlich die Babys selbst fressen können Sie sich ein wenig entspannen, aber Vorsicht, sie sind noch nicht über dem Berg. Achten Sie darauf, ob sie sich regelmäßig lösen, also das Klo aufsuchen. Sie dürfen jetzt nicht nur Kitten-Nassfutter, sondern zusätzlich auch Kitten- Trockenfutter hinstellen, aber bitte vergessen Sie nicht die Schale mit Wasser. Diese Zeitangaben sind ungefähre Richtlinien, die nicht immer zutreffend sind, denn es ist abhängig vom Alter der Babys, die Sie bekommen. Sind die Babys schon drei Wochen alt und älter, ist es für Sie leichter als wenn Babys erst drei Tage alt sind.

Babys, die Sie im Alter von drei Wochen und älter bekommen, haben schon einen guten Vorsprung, weil sie bis zur Trennung von der Mutter betreut wurden. Ich spreche hier nicht von dem Gesundheitszustand, sondern von der Nahrungsaufnahme. Wir haben schon Babys bekommen, die fünf Wochen alt waren und wie selbstverständlich sofort an den Futternapf gegangen sind, ohne Probleme mit der Verdauung zu bekommen. Wir haben hier nur unsere Erfahrung wiedergegeben, Sie entscheiden letztlich durch Ihre Erfahrung wie Sie füttern.

Der allgemeine Gesundheitszustand

Egal, wie alt die Babys sind, die Sie bekommen, Sie werden immer einen unterschiedlichen Gesundheitszustand haben. Rein äußerlich können wir viel erkennen. Wie ist das Fell, tränen die Augen, tritt aus der Nase Flüssigkeit aus, wie sauber sind die Ohren, wie ist das Zahnfleisch durchblutet, sind im Maul Blasen vorhanden, ist der Bauch weich oder hart, ist der Afterausgang entzündet das alles kann man im Vorfeld begutachten und entscheiden wie schnell mit dem Baby der Tierarzt aufgesucht werden muss. Der Tierarzt bestimmt die Art der Behandlung, also gehen Sie zu einem guten Tierarzt, der auch die Erfahrung mit Handaufzuchten hat.

Egal, in welchem Zustand die Babys sich befinden, der Tierarzt sollte auf jeden Fall ab der dritten Woche, oder wenn die Babys älunsereter sind, nach der Untersuchung, unabhängig von der Behandlung, Feliserin geben. Feliserin ist eine Passivimpfung. Da sich die Impfung innerhalb von zwei bis drei Wochen abbaut, sollte diese passive Impfung alle zwei Wochen wiederholt werden, bis zur Katzenschnupfen- und Katzenseuchenimpfung. Diese Impfung sollte ab der achten Woche stattfinden, kann sich aber etwas verschieben durch die Feliserin- Impfung. Auch Mütter, die mit ihren Babys zu uns kommen, werden mit dieser Passivimpfung erfolgreich behandelt. Seitdem wir das Feliserin bei uns einsetzen (ca. Ende 2005) ist die Sterbequote fast auf null gesunken. Ausnahmen, wie schwere Verletzungen usw., wird es immer geben, aber dank Feliserin haben wir vieles gut im Griff. Feliserin ist nicht gerade ein billiger Impfstoff, aber durch Unterstützung von aktion tier – menschen für tiere e.V. ist unsere Tierärztin in der Lage, es einzusetzen.

Entflohen/Entwurmen

Entfloht werden die Babys sofort nach der Aufnahme, denn entflohen verhindert Wurmbefall. Babys, die noch sehr klein sind, müssen sehr vorsichtig entfloht werden. Am besten Sie sprühen sich das Entflohungsmittel auf die Hand und streichen ganz vorsichtig die Fellstellen ein wo die Flöhe sitzen könnten. Hals, hinter den Ohren, die Achselhöhlen und die Innenschenkel, also alles Stellen wo es warm ist. Nach dem Entflohen werden sie entwurmt, denn auch entwurmen ist sehr wichtig. Die 1. Entwurmung findet in der 3. Woche statt. Entwurmt wird immer 2 Tage hintereinander. Weitere Entwurmungen werden in der 7. und 11. Woche vorgenommen. Babys, die älter sind werden bei der Neuaufnahme gleich entwurmt und entfloht. Wenn es nötig ist, wird die Entwurmung des Öfteren wiederholt. Diese Entscheidung trifft dann der Tierarzt. Er legt auch fest wie oft noch entwurmt wird.

Zum Schluss noch eine wichtige Sache: Die Babys müssen ohne Mutter groß werden, also ohne Körperwärme. Der Wärmeverlust bei den Babys ist sehr groß, also müssen Sie die Kleinen warm halten. Dafür gibt es Hilfsmittel, wie Wärmflasche oder Snuggle Safe. Er ist so ähnlich wie eine Wärmflasche, die auch mit einer Flüssigkeit gefüllt ist und in der Mikrowelle erwärmt wird. Dieser Snuggle Safe hält die Wärme bis zu 12 Stunden. Sie können den Snuggle Safe bei Ihrem Tierarzt bestellen. Bitte verwenden Sie kein Heizkissen, also keine elektrischen Geräte. Die Gefahr, dass die Geräte durch die kleinen Krallen beschädigt werden ist zu groß.

Es muss nicht immer so laufen, ich habe nur unsere Erfahrung wieder gegeben. Vielleicht können Sie ein paar Dinge davon anwenden, so Ihre Handaufzucht erfolgreich zu Ende bringen und somit den Kleinen das Leben gerettet.

Harry Kindt

1. Vorsitzender des Berliner Katzenschutz e.V.