Tierfreundlicher Garten | Insekten

Insektenfreundliche Pflanzen für Garten und Balkon

Im Frühling kann es endlich wieder so richtig losgehen mit der Gartenarbeit oder der Balkonbegrünung. Gärtnereien haben jetzt Hochkonjunktur, jeder kauft Pflanzen. Viele Menschen treffen ihre Kaufentscheidung jedoch ausschließlich aus optischen Gründen.

Rosmarin (Rosmarinus officinals), nicht heimische Wildpflanze, sehr insektenfreundlich. Foto: © Ursula Bauer

Der Mix macht´s

Es spricht auch grundsätzlich nichts dagegen, den Frühling mit prächtigen Blühpflanzen in kräftigen Farben zu feiern, wenn man gleichzeitig an die heimische Tierwelt denkt und einen Mix aus Augen- und Insektenschmaus anpflanzt.

„Gut ein Drittel unserer heimische Wildbienen- und Schmetterlingsarten geht in ihren Beständen dramatisch zurück“, warnt Ursula Bauer von aktion tier und ergänzt: „Unter anderem, weil vor allem spezialisierte Arten immer seltener ihre Futterpflanzen finden, an denen sie Nektar und Pollen aufnehmen können“.

Auch für die Schmetterlingsraupen fehlt es zunehmend an geeigneten Fraßpflanzen und ohne Raupen gibt es keine Falter. Hier erfahren Sie, durch welche einjährigen Pflanzen und mehrjährige Stauden Ihre grüne Oase zum Insektenmagnet wird und welche Gewächse Sie besser nicht verwenden sollten.

Wählen Sie möglichst die ursprüngliche Wildform einer Pflanze

Züchterisch stark veränderte Sorten und Kreuzungen (Hybriden) sind für Insekten oft nutzlos, da sie, wenn überhaupt, nur sehr wenig Pollen und Nektar produzieren. Auch gefüllte Blüten zum Beispiel von speziell darauf gezüchteten Rosen, Pfingstrosen, Primeln, Hortensien, Dahlien und Crysanthemen sind zwar optisch reizvoll, jedoch unnatürlich. Unsere Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge haben zu kurze Rüssel, um die in den vielen Blütenblättern versteckte, meist spärliche Nahrungsquelle zu erreichen.

Optimal sind in Mitteleuropa vorkommenden Wildpflanzen wie Wasserdost, Wiesenmargerite, Taubnesseln, Disteln, Schafgarbe und Rainfarn. „Aber auch fremdländische Wild- und Kulturpflanzen wie Lavendel, Patagonisches Eisenkraut, Sonnenblume, Echter Buchweizen, Strohblume und Echter Alant halten wir aufgrund ihrer Bedeutung als Nährpflanzen für Wildinsekten für empfehlenswert“, sagt Biologin Bauer von aktion tier.

Außerdem sind Kräuter wie Bohnenkraut, Majoran, Thymian, Basilikum, Lavendel, Fenchel, Minze, Borretsch, Dill, Rosmarin und Schnittlauch echte Insektenweiden, wenn man sie blühen lässt.

Keine invasiven Neophythen kaufen!

Die meisten gebietsfremden Pflanzenarten verursachen hierzulande auch keinerlei Probleme. Es gibt jedoch einige nicht heimische Gewächse wie Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus), Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), Sommerflieder (Buddleja davidii) und Lupine (Lupinus polyphyllus), die sich hierzulande stark ausbreiten, heimische Pflanzen verdrängen und unsere Ökosysteme nachhaltig schädigen können. Daher sollte man diese sogenannten invasiven Neophythen nicht kaufen!

Zum Teil sind sie sogar gemäß EU- Verordnung Nr. 1143/2014 verboten. Betroffene Arten darf man weder kaufen noch handeln oder vermehren und muss Bestände im Garten entfernen. In der EU- Verbotsliste finden sich unter anderem Japanischer Staudenknöterich (Reynoutria japonica), Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) und Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera).

Standortansprüche im Blick behalten, robuste Pflanzen bevorzugen

Bei der Wahl der neuen Gartenbewohner sollten man auch die jeweiligen Standortansprüche im Blick behalten. „Sonnenanbeterinnen“ wie Lavendel und Thymian beispielsweise fühlen sich im Schatten nicht wohl. Außerdem empfiehlt es sich, in Zeiten zunehmender Temperaturen und drohender Wasserknappheit das kostbare Nass nicht zum Gießen zu verschwenden. Daher ist anspruchslosen, robusten Pflanzen, die auch längere Hitzeperioden gut vertragen und mit wenig Wasser auskommen, der Vorzug zu geben.

Unser Tipp: Pflanzen tauschen statt kaufen

Unser Tipp: Man muss nicht immer alles online bestellen oder in einem Gartenmarkt oder einer Gärtnerei kaufen. Gerade im Frühling gibt es vielen Pflanzen- Tauschmärkte. Und wenn Sie jemanden mit einem wilden, bunten Garten kennen, gehen Sie doch einfach mal vorbei. Passionierte Gärtner zeigen ihr Paradies gerne und schenken oder tauschen in der Regel bereitwillig Pflanzen. Zumal im Frühling oft Stauden geteilt werden. Zum Beispiel, weil sie sich zu stark ausgebreitet haben. Außerdem werden auf verschiedenen Kleinanzeigen-Portalen Sämereien oder Ablegen von privat günstig oder umsonst angeboten.

An den aktion tier Informationsständen können Sie sich kostenlose insektenfreundliche Saatgutmischungen mitnehmen - solange der Vorrat reicht. Foto: © aktion tier e.V.

Heimische Wildpflanzen nicht aus der Natur entnehmen

Heimische Wildpflanzen sollte zumindest nicht in größerem Umfang einfach aus der Natur entnommen werden. „Vor allem, wenn es sich um geschützte Arten wie die Echte Schlüsselblume handelt, muss mit hohen Geldstrafen gerechnet werden“, sagt Ursula Bauer abschließend.

Heimische Primel
Heimischen Primeln (hier Primula elatior, Wald-Schlüsselblume) produzieren viel Nektar und Pollen. Foto: Ursula Bauer

Liste von insektenfreundlichen, heimischen Wildpflanzen

  • Gewöhnlicher Wasserdost (Eupatorium cannabinum), überaus inseketnfreundlich (wird von über 120 Wildinsekten- Arten besucht, darunter viele spezialisierte, wichtige Raupen- Fraßpflanze;
  • Sämtliche heimische Taubnesselarten/ z.B. Rote Taubnessel (Lamium purpureum), sehr insektenfreundlich, sehr wichtige Raupen- Fraßpflanze; und Weisse Taubnessel (Lamium album), überaus insektenfreundlich (wird von über 50 Wildinsekten- Arten besucht, sehr wichtige Raupen- Fraßpflanze (bietet 60 Raupen- Arten Nahrung);
  • Wiesenmargerite (Leucanthemum vulgare), überaus insektenfreundlich (wird von fast 110 Wildinsekten- Arten besucht, verträgt Trockenheit und Hitze;
  • Wiesen-Pippau (Crepis biennis), überaus insektenfreundlich (wird von über 100 Wildinsekten- Arten besucht, darunter viele spezialisierte), Raupen- Fraßpflanze;
  • Sämtliche heimische Distelarten, z.B. Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare), überaus insektenfreundlich (wird von über 170 Insektenarten besucht, darunter zahlreiche spezialisierte), wichtige Raupen- Fraßpflanze (dienst 18 Raupenarten als Nahrung), die Samen werden von Finken wie dem Stieglitz gefressen, verträgt Trockenheit und Hitze;
  • Efeu- Gundermann (Glechoma hederacea), überaus insektenfreundlich (wird von knapp 50 Wildinsekten- Arten besucht);
  • Rainfarn (Tanecetum vulgare), überaus insektenfreundlich (wird von über 100 Wildinsekten- Arten besucht, darunter viele spezialisierte), wichtige Raupen-Fraßpflanze;
  • Echte Schlüsselblume (Primula veris), vor allem sehr wichtige Raupen- Fraßpflanze (dient 25 Raupenarten als Nahrung);
  • Natternkopf (Echium vulgare), überaus insektenfreundlich (wird von über 80 Wildinsekten- Arten besucht, darunter einige spezialisierte, wichtige Raupen- Fraßpflanze, Samen werden von Vögeln gefressen, Heilpflanze.
  • Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium), überaus insektenfreundlich (wird von 113 Wildinsekten- Arten besucht, darunter viele spezialisierte), sehr wichtige Raupen-Fraßpflanze (dient 39 Raupenarten als Fraßpflanze), verträgt Trockenheit und Hitze, alte Heilpflanze;
  • Thymian (Thymus spec.), alle heimischen und nicht heimischen Wildformen und Züchtungen, überaus insektenfreundlich (wird von über 70 Wildinsekten- Arten besucht), sehr wichtige Raupenfraßpflanze (dient über 20 Raupenarten als Nahrung), Küchen- und Heilpflanze.
  • Ähriger Ehrenpreis (Veronica spicata), insektenfreundlich, Raupen-Fraßpflanze, verträgt Trockenheit und Hitze;
  • Alant (Inula spec.), sämtliche heimischen Arten sind sehr insektenfreundlich;
  • Fetthenne (Sedum telephium), heimische Wildpflanze und daraus gezüchtete Sorten, sehr insektenfreundlich, Raupen- Fraßpflanze, trockenheitsresistent;
  • Acker- Witwenblume (Knautia arvensis), sehr insektenfreundlich, Raupen-Fraßpflanze, verträgt Trockenheit und Hitze;
  • Wilde Malve ( Malva sylvestris), insektenfreundlich, verträgt Trockenheit und Hitze, alte Heil- und Gewürzpflanze.
  • Großblütige Königskerze, (Verbascum densiflorum), insektenfreundlich, wichtige Raupen-Fraßpflanze, verträgt Trockenheit und Hitze, alte Heilpflanze.

 

Liste von insektenfreundlichen, nicht heimischen Wildpflanzen

  • Echter Alant (Inula helenium), nicht heimische Wildpflanze, überaus insektenfreundlich (wird von über 70 Wildinsekten- Arten besucht), Samen werden gerne von Vögeln gefressen, verträgt Trockenheit und Hitze, alte Heilpflanze;
  • Banater Kugeldistel (Echinops bannaticus), überaus insektenfreundlich (wird von fast 60 Wildinsekten- Arten besucht) verträgt Trockenheit und Hitze;
  • Sonnenblume (Helianthus annuus), überaus insektenfreundlich, Samen werden sehr gerne von Vögeln gefressen, verträgt Trockenheit und Hitze;
  • Schmuckkörbchen (Cosmos bipinnatus), überaus insektenfreundlich (wird von über 50 Wildinsekten- Arten besucht), essbare Blüten.
  • Garten-Strohblume (Xerochrysum bracteatum), überaus insektenfreundlich (wird von über 50 Wildbienenarten besucht);
  • Lavendel (Lavendula angustifolia), sehr insektenfreundlich, Heil- und Duftpflanze, verträgt Trockenheit und Hitze.
  • Asiatische Duftnessel (Agastache rugosa), insektenfreundlich, verträgt Trockenheit und Hitze;
  • Patagonisches Eisenkraut (Verbena bonariensis), sehr gute Schmetterlings- Nährpflanze;
  • Buchweizen (Fagopyrum esculentum), sehr insektenfreundlich, Samen sind eßbar und können auch im Winter an Vögel verfüttert werden;
  • Katzenminze (Nepeta), alle Arten sind sehr insektenfreundlich und vertragen Trockenheit und Hitze;
  • Rosmarin (Rosmarinus officinals), sehr insektenfreundlich, verträgt Trockenheit und Hitze, alte Gewürz- und Heilpflanze;
  • Bohnenkraut (Satureja hortensis), sehr insektenfreundlich, verträgt Trockenheit und Hitze, alte Gewürzpflanze;
  • Dill (Anethum graveolens), sehr insektenfreundlich, gesundes Würzkraut.
  • Basilikum `Magic Blue` (Ocimum basilicum 'Magic Blue'), Sorte einer nicht heimischen Wildpflanze, sehr insektenfreundlich, aromatisches Würzkraut.

 

 

 

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.