Projekt Kitty

Ollis Reise ins Glück – aktion kitty Forum Paderborn

Ein ganz normaler Arbeitstag beginnt, voll mit den üblichen schönen und beschwerlichen Momenten. Unsere Station in Paderborn ist voll, wir sind mitten in verschiedenen Fangaktionen aktiv, so dass wir in Kürze bestimmt wieder entscheiden müssen, wen wir aufnehmen und wer wieder zurück auf die Straße muss. Diese Entscheidung muss in unseren deutschlandweiten Kitty Foren täglich getroffen werden.

Einige Katzen, die wir einfangen, kastrieren, tierärztlich versorgen und kennzeichnen lassen, machen es uns leicht. Sie sind so „wild“, dass sie uns eindeutig zeigen, nicht in menschlicher Obhut leben zu wollen. Diese Tiere werden dann nach der Kastration wieder an der Futterstelle ausgesetzt. Somit können wir zumindest die Endlosschleife der ständigen Vermehrung unterbrechen und die Lebensqualität dieser Tiere enorm verbessern. Das und die weitere Versorgung mit Futter ist das Beste was solchen scheuen Katzen passieren kann.

Schwierig wird die Entscheidung immer bei den Katzen, die nicht so deutlich in ihrer Sprache sind. Viele von ihnen sind durch schlechte Erfahrungen mit Menschen erst einmal ablehnend, das kann man ihnen auch nicht verdenken. Wir müssen dann aus unserer langjährigen Erfahrung heraus sagen, wer Potential für eine Vermittlung hat und wer nicht. Eine schwerwiegende Entscheidung von der abhängt, ob das Tier sich zukünftig weiter alleine durchschlagen wird oder aber – im Idealfall – irgendwann mit seinen Menschen auf dem Sofa sitzt. Generell würden wir gerne jedem Tier diese Chance und Zeit geben, aber das ist aus Platz- und Kapazitätsgründen nicht möglich. Eine gute Resozialisierung einer Katze kann schon einige Monate in Anspruch nehmen, und dann muss man Interessenten finden, die die Geduld und Liebe aufbringen, eine solche Katze aufzunehmen.

Und wieder klingelt das Telefon. Eine Kollegin fragt, ob ich einen Facebook Post über einen Kater gelesen hätte, den könnte keiner aufnehmen, und er wäre sehr in Not… Facebook ist als Informationsplattform sehr sinnvoll, gerade was die Tiervermittlung angeht. Täglich wird man mit teilweise dramatischen und blutigen Bildern konfrontiert von hungernden und gequälten Tieren, auch gerne aus dem Ausland, die sofort einen Platz brauchen, da sonst die Euthanasie etc. droht. Somit meide ich diese Seiten, da es ziemlich nervenaufreibend ist, ständig solche Zustände zu sehen und nicht wirklich helfen zu können…

Nach kurzer Rücksprache finde ich den Kater und die Fotos. Man kann ihn schlecht erkennen, aber das was man sieht, ist nicht schön. Es sieht dreckig, verkommen, dunkel und kalt aus. Kurze Zeit später habe ich die nötigen Infos. Kater Olli ist acht Jahre alt, lebt bei einem Alkoholiker, der kann/will sich nicht mehr um ihn kümmern. Das Tier wurde in der Szene wild herumgereicht und lebte bis jetzt schon in zehn (!) Stellen. Jetzt wäre das Tier nicht so gut drauf, und für 20 Euro könnte man ihn abholen. Erfahrungsgemäß weiß ich was passiert, wenn sich jetzt keine gute Lösung für den Olli findet. Es wird sich jemand melden, der denkt: „20 Euro, das ist aber günstig!“, und schon sitzt er in der nächsten temporären Stelle und wird über kurz oder lang wieder weitergereicht.

Die meisten Menschen suchen liebe verschmuste Tiere, die man sofort auf den Arm nehmen kann, keine, die zunächst einige Wochen unter dem Sofa verbringen möchten und nur rauskommen, wenn der Rest des Hauses ruhig ist. Also stellen wir uns bei jedem aufgenommenen Tier die Frage, ob wir es schaffen werden, das Potential für eine Vermittlung zu wecken?

Der Senior Kater brauchte dringend Ruhe.

Ich weiß nicht warum gerade dieses Bild mich so angesprochen hat, aber in diesem Fall konnte ich nicht anders, und die Hoffnung kommt und flüstert: Es ist nur einer, versuch ihn zu retten! Also los, eine Aufnahme in der Station ist nicht möglich, alles voll, auch noch mit jungem Gemüse, teilweise noch schnupfenkrank, das ist nichts für einen Kater, der fast im Senior-Alter nach der Odyssee seines Lebens erst einmal zur Ruhe kommen muss. Ich überlege und finde nach kurzer Suche eine Telefonnummer. Eine nette junge Frau hatte sich angeboten, ein Tier in Pflege zu nehmen, wenn es bei uns mal brennt. Schnell angerufen, Fall geschildert und ein fröhliches „Ja, den nehme ich gerne!“ gehört. Einfach wunderbar, manchmal hat man halt Glück. Schnell noch eine Kollegin gebeten, ob sie den Kater abholen kann, auch das klappt. Also wurde der Olli abgeholt (natürlich nicht für 20 Euro, sondern ohne Zahlung und das gute Gefühl, die richtige Entscheidung für ihn getroffen zu haben), bei unserem Tierarzt durchgecheckt und in die Pflegestellte gebracht.

Als ich ihn das erste Mal sah, wusste ich, dass wir alles richtig gemacht hatten. Man sah seinem Gesichtsausdruck an, was er schon alles erlebt und gesehen hatte. Und so präsentierte er sich auch auf der Pflegestelle, misstrauisch, in sich gekehrt und depressiv. Nach einigen Tagen Ruhe fing er aber an Kontakt aufzunehmen, genoss die regelmäßigen Mahlzeiten, das immer wieder sauber gemachte Katzenklo und einfach die liebevolle Ansprache. Es war eine Freude zu erleben, wie aus diesem traurigen Kater ein glücklicher lebensfroher Bursche wurde. Nach einigen Wochen war es dann soweit, und wir konnten anfangen nach einem Zuhause für den Olli zu suchen. So wurde er nach fast vier Monaten in ein tolles Zuhause bei einem älteren Ehepaar vermittelt, dort hat er ein großes Haus und eine katzensichere Terrasse zur Verfügung.

Diese Geschichte zeigt wieder einmal wie wichtig wir für das einzelne Tier sind, wir können sie leider wirklich nicht alle retten, aber für Olli hat unser Einsatz sein ganzes Leben zum Positiven verändert! Diese Hilfe wäre ohne Ihre Unterstützung, liebe Mitglieder, nicht möglich, und so möchten wir uns bei Ihnen stellvertretend für die vielen hilfsbedürftigen und in Not geratenen Tieren, denen wir im vergangenen Jahr helfen konnten, herzlich bedanken!

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Flyer "Projekt Kitty"

Unseren Informationsflyer zum ProjektKitty können Sie sich hier kostenlos herunterladen.

Susan Smith

Projekt Kitty, Partnerbetreuung NW/RP/HE