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Tierqual für Bio-Eier

Das Einkaufsverhalten der Konsumenten hat sich seit Einführung des Eierstempels und dem Verbot der herkömmlichen Käfighaltung von Legehennen sehr verändert. Ausgestaltete Käfige, in denen die Hühner in Kleingruppen leben, wird es nicht mehr lange geben. Eier aus dieser Haltungsform findet man im Handel nur noch als versteckte (verarbeitete) Eier in Nudeln oder Backwaren.

Bio-Eier kommen mittlerweile auch aus der Massentierhaltung.
Bio-Eier kommen mittlerweile auch aus der Massentierhaltung. Foto: Jan Peifer

Nach offiziellen Angaben müssen derzeit rund 6% der Legehennen ihr Leben im Käfig fristen – 2008 waren es noch über 60%. Der Anteil der Käfigeier sinkt weiter, bis er ganz verschwindet. Gleichzeitig steigt der Anteil der Eier aus Freiland- und Ökohaltung weiter an.

Bio-Eier liegen im Trend.

12% der Verbraucher geben an, beim Eier-Kauf zum Bio-Ei zu greifen. Das sorgte dafür, dass 2018 in Deutschland rund eine Milliarde Bio-Eier verkauft wurden. Doch wo kommen all diese Eier her? Für die genannten Zahlen wurden nur Betriebe berücksichtigt, die mindestens 3000 Hühner halten. Alleine das weist schon darauf hin, dass hinter den gestapelten Eierkartons im Supermarkt nicht der kleine Biobauernhof mit einer Handvoll Hühner steckt, der auf dem Werbeschild für ein gutes Gewissen beim Kauf sorgen soll. Der Biomarkt ist längst ein Massenmarkt geworden, das gilt auch für Eier.

Ein aktueller Fall in Niedersachsen zeigt: Massentierhaltung macht vor dem Biosiegel nicht halt.

Mit versteckten Kameras hatten Tierschützer verheerende Missstände in einem Legebetrieb mit Biokennzeichnung aufgedeckt. 13.000 Legehennen leben hier, zusammengepfercht und übereinander gestapelt auf Gitterböden. Viele Tiere sind verletzt, offensichtlich werden sie nicht behandelt. Immer wieder ist auf den Aufnahmen zu sehen, dass tote Tiere aussortiert werden. Teilweise sind die Kadaver schon mit Maden bedeckt – das sind keine Bilder, die ein Verbraucher hinter dem Biosiegel erwartet. Die Tierschützer erstatteten Strafanzeige gegen den Betrieb, außerdem meldeten sie die dokumentierten Missstände dem Landwirtschaftsministerium, dem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, der BioZertifizierungsstelle und dem zuständigen Veterinäramt.

Die Besatzdichte für Biohühner ist beschränkt, gemäß dem EUBiosiegel dürfen pro m² Stallfläche sechs Hühner gehalten werden (in der Bodenhaltung sind es neun Tiere, in der Fleischmast deutlich mehr). Insgesamt dürfen pro Stall 3.000 Hennen gehalten werden, doch mit einfachen Tricks kann diese Zahl leicht erhöht werden. Durch das Einfügen von Zwischenböden kann die Zahl der gehaltenen Hühner pro m² einfach vervielfacht werden, durch das Einsetzen von Zwischenwänden werden aus einem Stall in Brandenburg an die Öffentlichkeit. Hier hatte der Betreiber mehr als 40.000 Tiere in einen Stall gesperrt. Für Hühner, die eigentlich sehr soziale Tiere sind und eine familiäre Rangordnung haben, bedeutet das Stress pur. Denn wohl fühlen sie sich in Gruppen von höchstens 50-100 Tieren.

Strenger als das EU-Biosiegel sind Verbandssiegel wie demeter oder Ökoland.

Strenger als das EU-Biosiegel sind Verbandssiegel wie demeter oder Ökoland. Mit diesen Siegeln gekennzeichnete Eier sind etwa doppelt so teuer wie Bioeier vom Discounter, verkauft werden sie in Bioläden und Reformhäusern. Diese sind sicherlich besser als die Billig-Bio-Eier bei den Discountern, allerdings können auch diese Eier nur erzeugt werden, wenn viele Hennen gehalten werden, die Eier legen (müssen). Die für die Eierindustrie wertlosen männlichen Küken werden direkt nach dem Schlüpfen aussortiert und millionenfach getötet, auch Bio-Legehühner hatten einmal männliche Geschwister. Bei demeter versucht man derzeit mit einer Initiative zumindest ein Teil der männlichen Küken aufzuziehen und zu verkaufen, das Problem ist allerdings, dass es kaum einen Absatz für das „Zweinutzungshuhn“ gibt. Jede/r sollte sich darüber bewusst sein, dass erstens das Biosiegel nicht vor Tierquälerei schützt und zweitens jedes Ei einen traurigen Hintergrund hat.

Jan Peifer