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Wildpferdefang in Spanien

Der jahrhundertealte galicische Brauch „Rapas das Bestas“ (galicisch für Scheren der Bestien), zieht alljährlich Touristen und Einheimische gleichermaßen an. Das Spektakel findet in verschiedenen Dörfern in der ersten Juliwoche statt und besteht darin, verwilderte Pferde aus den umliegenden Bergen ins Tal zu treiben, um sie zu scheren und zu markieren.

Das Sammeln in einer Art Arena ist für die Pferde Stress pur, und die Panik der Tiere ist spürbar, da sie versuchen, einen Ausweg zu finden. Foto: © AdobeStock JUAN CARLOS MUNOZ

Die Ursprünge dieses Brauchs gehen vermutlich auf keltische Rituale zurück, bei denen die Kelten die Tiere für den Krieg und die Jagd nutzten. Eine andere Legende besagt, dass zwei galicische Schwestern während einer Pest-Epidemie zum Heiligen Lorenzo beteten und ihm versprachen, ein Pferdepaar zu opfern, wenn ihre Dörfer verschont blieben.

In den bekanntesten Rapa das Bestas-Dörfern, wie Sabucedo, A Valga oder Mougas, führen männliche Dorfbewohner, genannt "Aloitadores", die Pferde aus den Bergen ins Tal. Die Pferde werden im "Curro", einer Art Arena, versammelt, wo die Aloitadores sie einfangen und ihnen Mähnen und Schweife scheren. Nach dem Scheren werden die Stuten und Fohlen zurück in die Berge getrieben, während die Hengste oft zur Fleischgewinnung verkauft werden. Die Veranstaltungen haben einen Volksfestcharakter und werden häufig touristisch begleitet. Die Panik der Tiere ist spürbar, während sie verzweifelt versuchen, einen Ausweg zu finden. Doch es gibt kein Entkommen für sie, und sie werden von den Menschen umzingelt. Die Aloitadores ergreifen die Pferde mit roher Gewalt, packen sie am Hals und am Schweif, um sie gewaltsam zu beruhigen und ihnen dann Mähne und Schweif abzuschneiden. Die Augen der Tiere werden zugehalten, als würden sie dadurch den Schmerz vergessen. Es ist eine Qual für die Pferde, die wehrlos der grausamen Behandlung ausgeliefert sind. Stuten und Fohlen werden oft für lange Stunden voneinander getrennt, was zu Traumatisierungen und einem Verlust der sozialen Bindungen führen kann. Es ist herzzerreißend zu sehen, wie die Familienverbände der Pferde in diesem Chaos zerstört werden. Ein weiteres Problem ist das Scheren der Mähne und des Schweifs der Pferde, da dies den Tieren den natürlichen Schutz vor Insekten und Umwelteinflüssen nimmt. Mit Gewalt werden sie festgehalten, und es entsteht ein regelrechter Kampf. Nach dem Scheren versuchen viele Dorfbewohner junge Hengste zu reiten und wollen sich möglichst lange auf dem Rücken halten, um ihren Mut und ihre Kraft zu beweisen. Das ist Stress pur für die Tiere.

Auch in Deutschland wird nach wie vor die Jagd auf Wildpferde praktiziert. Im Merfelder Bruch, einige Kilometer westlich der Stadt Dülmen, existiert eine eingezäunte Fläche, auf der eine Herde wild lebender Pferde beheimatet ist. Jährlich wird die Einfangaktion der Tiere zum Publikumsmagneten inszeniert. Hierbei werden die einjährigen Hengste in eine Arena getrieben, manuell eingefangen und im Anschluss entweder verlost oder versteigert. Die Rechtfertigung dafür lautet, dass eine Überpopulation der Wildpferde vermieden werden müsse, indem die Anzahl geschlechtsreifer Hengste kontrolliert werde. Allerdings sind die eigentlichen Absichten der Veranstalter offensichtlich: Die Eintrittskarten sind bereits Monate im Voraus ausverkauft, und auch bei den Versteigerungen der Tiere kommen beträchtliche Summen zusammen.

Wildpferde werden von den Bergen ins Tal getrieben. Foto: © AdobeStock JUAN CARLOS MUNOZ

Der Hauptargumentationspunkt der Befürworter des Wildpferdefangs ist die uralte Tradition, die den Tieren letztlich zugutekommt.

Die Pferde werden nur einmal im Jahr eingefangen, um medizinisch untersucht und behandelt zu werden, und leben ansonsten frei in den Bergen. Die Haare werden geschnitten, um die Tiere von Parasiten zu befreien. Die Dorfbewohner sind der Meinung, dass das Einfangen und Scheren der Pferde letztendlich schonender ist als sie das ganze Jahr über in einem Stall einzusperren oder sie zu betäuben. Es ist wichtig zu beachten, dass die Wildpferde in Galicien keine tatsächlich wilden Tiere sind. Sie gehören Einzelpersonen und sind oft gebrandmarkt.

Der Wildpferdefang stellt eine jahrhunderte alte Tradition dar. Unter dem Deckmantel dieser und der vorgegebenen Notwendigkeit, die Tiere zu scheren, erlebt man hierbei ein hohes Maß an Tierquälerei. Die Pferde sind keine "Bestien", wie der Name des Brauchs suggeriert, sondern empfindsame Lebewesen, die Respekt und Mitgefühl verdienen ein friedliches und selbstbestimmtes Leben führen wollen.

Pferde dürfen nicht als bloße Unterhaltungsobjekte betrachtet werden. Bitte vermeiden Sie es unbedingt, an tierquälerischen Veranstaltungen wie dem Dülmener oder dem spanischen Wildpferdefang teilzunehmen. Es ist auch wichtig, Ihr Umfeld – Freunde, Bekannte und Familie – über das Leiden der Pferde aufzuklären. Nur wenn niemand mehr an solch grausamen Events teilnimmt, können sie endgültig der Vergangenheit angehören. Sollten Sie ein Pferd in einer Notlage erkennen, zögern Sie bitte nicht, sofort aktiv zu werden und die zuständigen Behörden zu informieren!

Alexandra Pfitzmann

Redaktion "mensch & tier"