Das damals knapp halbjährige Tier hatte offenbar keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter und war zuvor mehrmals mitten im nahen Ort Lautenthal beobachtet worden. Mit einem Narkosegewehr gelang es, das nur fünf Kilogramm schwere Weibchen zu betäuben. Allein wäre es ohne jede Chance gewesen, den bevorstehenden Winter zu überleben.
Für eine kurze Zeit kam das Jungtier dann in einen nicht öffentlichen Bereich des Nationalparks Luchsschaugeheges bei Bad Harzburg. Dort konnte es jedoch nicht bleiben, da intensive Baumfällarbeiten innerhalb und außerhalb des Geheges kurz bevorstanden. Kurzerhand erklärten wir uns in Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen bei Hannover bereit, den kleinen Luchs unterzubringen. Dies gestaltete sich jedoch dramatischer als zunächst angenommen. Denn kaum war der Luchs eingezogen, deutete ein routinemäßiger Bluttest darauf hin, dass das Jungtier unter einer schweren Infektionskrankheit leiden könnte, die sein Schicksal wohl besiegelt und die Rückkehr in die Freiheit zum Schutz der wildlebenden Luchspopulation unmöglich gemacht hätte.
Gute Chancen für die Luchs-Dame
Wir wollten das Ergebnis jedoch nicht einfach so akzeptieren und nahmen Kontakt zu Experten auf und ließen nach Absprache weitere Tests durchführen, bis am Ende klar war: Der junge Luchs ist abgesehen von einem schlechten Ernährungszustand gesund. Aufgrund der guten Pflege in Sachsenhagen hat sich auch dieser inzwischen deutlich gebessert, und mittlerweile ist die kleine Luchsin wieder in den Harz zurückgekehrt.