„Nach der Verabreichung bestimmter Präparate kommt es deshalb zu Vergiftungserscheinungen“, erklärt Frau Dr. Tina Hölscher, Tierärztin von aktion tier e.V.. Spitzenreiter der Defektträger sind nach wie vor die Collies. Doch auch bei den beliebten Australian Shepards, den Shelties, bei Schäferhunden und vielen anderen Rassen wurde die Genmutation inzwischen nachgewiesen. Fachleute schätzen, dass sogar zwei bis sieben Prozent der Mischlinge den Defekt im Erbgut tragen.
Bei gesunden Hunden sorgt der MDR-Transporter dafür, dass potenziell toxische Substanzen nicht über das Blut ins Gehirn gelangen. Außerdem fördert er die Ausscheidung derselben Stoffe über die Leber und die Niere. Ist der Transportmechanismus nicht intakt, gelangen pharmakologische Verbindungen in Bereiche des Körpers, wo sie eigentlich nicht hinkommen sollten. So eben ins Gehirn oder auch ins Knochenmark.
„Wir reden hier von über hundert Substanzen, die von betroffenen Hunden nicht vertragen werden“, so die Tierärztin. Dazu gehören Mittel gegen Parasiten, verschiedene Antibiotika, aber auch Schmerzmittel und etliche andere Pharmaka. Erstes Vergiftungssymptom ist das Weiten der Pupillen, später kommt Zittern und Störung des Gangbildes hinzu. „Ein in dieser Hinsicht besonders gefährliches Präparat wird oft zur Entwurmung von Pferden benutzt“, warnt die Veterinärin. "Wenn Hunde die Pferdeäpfel fressen, was sie ja gerne tun, kann das zum Exitus führen“, erläutert sie den in der Regel unbekannten Zusammenhang. Kotballen der Pferde sollten deshalb bis nach Ablauf einer Woche nach einer Wurmbehandlung „hundesicher“ entsorgt werden.
Eine einfache Methode, die Gefährdungslage richtig einzuschätzen, ist ein Gentest im Rahmen einer Blutuntersuchung. Für etwa 100 € bekommt der Tierhalter Gewissheit, ob sein Tier betroffen ist und Besitzer und Tierarzt deshalb besondere Vorsicht bei der Gabe von Medikamenten walten lassen müssen.