Todschick – So viel Tierleid steckt in unserer Kleidung | Nachhaltig leben und einkaufen

Baumwolle – Vor- und Nachteile der beliebten Naturfaser

Kleidung aus Baumwolle ist weich, atmungsaktiv, langlebig und angenehm zu tragen. Der Anbau der Pflanzenfaser ist jedoch problematisch.

Riesige, intensiv bewirtschaftete Baumwollplantage. Foto: JIAYT, pixabay

Baumwolle wird vor allem in Indien, Pakistan, China und den USA hauptsächlich konventionell in Monokulturen angebaut und belegt etwa 3 % der globalen Agrarfläche. Auf diesem kleinen Flächenanteil werden jedoch 25 % der weltweit verwendeten Pestizide versprüht, da die Baumwollpflanzen sehr anfällig für Schädlinge sind. Hinzu kommen Entlaubungsmittel vor der Ernte, damit die großen Pflückmaschinen besser arbeiten können. Wie in der Intensivlandwirtschaft üblich, werden zur Ertragsmaximierung zusätzlich große Mengen an Düngemitteln mit meist giftigen Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Nickel und Quecksilber eingesetzt. 

Gefährlicher Giftcocktail

Die Giftstoffe sickern ins Erdreich und töten die für dessen Fruchtbarkeit wichtigen Mikroorganismen ab, sodass die Böden allmählich auslaugen. Außerdem vergiften sie das Grund- und Oberflächenwasser, also unsere Trinkwasserquellen und werden über die Nahrung aufgenommen, da sie sich auch in Pflanzen und Tieren anreichern.

Drohnen, die Pestizide versprühen können, über einem Baumwollfeld. Foto: DJI-Agras, pixabay

Wasserverschwendung

Bis zu 11.000 Liter Wasser werden zum Anbau von 1 kg Baumwolle verwendet. Man muss eher sagen “verschwendet”, denn nur ein Teil kommt bei den Pflanzen an, der Rest verdunstet oder versickert aufgrund maroder Zuläufe oder veralteter Bewässerungstechniken. Durch den hohen Wasserverbrauch wird der Grundwasserspiegel abgesenkt, wodurch Flächen vertrocknen und Menschen nicht mehr an Trinkwasser herankommen. Vielerorts werden für die Bewässerung der Plantage auch Flüsse umgeleitet oder aufgestaut, was das ökologische Gleichgewicht ganzer Regionen kollabieren lässt.

Aralsee ist ausgetrocknet

Ein berühmtes Opfer des intensiven Baumwollanbaus ist der Aralsee in Zentralasien zwischen Kasachstan und Usbekistan, der früher die Größe von Bayern hatte. In den 1960er Jahren hat die Sowjetunion große Wassermengen aus den Zuflüssen für die Bewässerung von Baumwollplantagen abgezweigt, sodass der Binnensee inzwischen bis auf mehrere kleine Wasserflächen ausgetrocknet ist. Diese Umweltkatastrophe hat gigantische Ausmaße, auch auf das Klima und natürlich auf die Menschen, die in der Region leben, ihren Broterwerb als Fischer verloren haben und ständig den gesundheitsgefährdenden Salz-Staub einatmen müssen.

Gefahren für Baumwollbauern

In Schwellen- und Entwicklungsländern haben die überwiegend armen Baumwollbauern keine Möglichkeiten, sich vor den toxischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln zu schützen. Jährlich sollen weltweit mehrere Hunderttausend Menschen an Pestizidvergiftungen sterben oder unter den langfristigen Auswirkungen wie chronischen Schmerzen, Krebserkrankungen, Unfruchtbarkeit oder Parkinson leiden. Die Warnhinweise auf den Produkten sind entweder nicht in der Landessprache verfasst oder können von der überwiegend analphabetischen Landbevölkerung nicht gelesen werden. Vor allem in Entwicklungsländern müssen auch viele Kinder auf den Baumwollfeldern arbeiten.

Gefahren für Käufer

Wer billige, herkömmlich produzierte Baumwollkleidung kauft, finanziert nicht nur eine menschliche und ökologische Katastrophe, sondern setzt sich außerdem einer potenziellen Gesundheitsgefahr aus. Die Pestizidrückstände in der Baumwolle werden nicht vollständig ausgewaschen, sodass die daraus gefertigte Billigkleidung, die wir auf unserer Haut tragen, entsprechend belastet ist.

Lieber ein bisschen mehr Geld ausgeben und Bio-Baumwolle kaufen. Foto: © Ursula Bauer

Ist Bio- Baumwolle besser?

Auf jeden Fall, denn sie ich nachhaltiger als herkömmlich produzierte Baumwolle. Sie wird nicht in Mono- sondern in Mischkulturen zusammen mit anderen Pflanzenarten wie Mungbohnen und Kichererbsen angebaut. Importierte Bio-Baumwolle muss den Vorgaben der EU-Ökoverordnung entsprechen. Diese verbietet Pestizide und chemische Düngemittel, was auch den Bauern zugute kommt, die nicht mehr mit giftigen Substanzen hantieren müssen. Statt chemischer Düngemittel kommen natürlicher Humus oder Pflanzensud zum Einsatz, die weder Böden noch Grundwasser belasten.

Beim Bioanbau wird auch weniger Wasser verwendet, da effiziente Bewässerungsmethoden wie Tröpfchen- oder Furchenbewässerung das kostbare Gut bedarfsgerecht direkt zu den Wurzeln leiten. Außerdem ist gentechnisch verändertes Saatgut verboten.

In Bio-Baumwolle steckt viel Handarbeit. Foto: imaginationphotog, pixabay

Wie sicher ist Bio?

Wie bei Lebensmitteln sind auch bei landwirtschaftlichen Produkten die Begriffe "Bio", "Öko" oder "aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA)" gesetzlich geschützt. Wo „Bio“ draufsteht, muss „Bio“ drin sein – auch bei der Baumwolle.

Klare Kaufempfehlung

Kleidung aus Bio-Baumwolle ist in der Regel teurer als konventionelle Baumwoll-Produkte, da die Erträge geringer sind, die Bauern mehr Unkraut jäten und von Hand ernten müssen. Trotzdem lohnt sich die Investition, denn mit dem Kauf von Kleidung aus Bio-Baumwolle schützen Sie Ihre Gesundheit und unterstützen den Erhalt einer intakten Umwelt sowie die Existenz der Biobauern. Außerdem wird durch eine höhere Nachfrage die Umwandlung von intensiv in ökologisch bewirtschaftete Baumwollfelder gefördert, deren Anteil an der weltweiten Baumwollproduktion derzeit nur etwa 2% beträgt.

Bitte beachten

Auch korrekt produzierte Bio-Baumwolle kann im Rahmen der Weiterverarbeitung zum Beispiel mit gesundheitsgefährdenden Farben oder Weichmachern in Kontakt kommen. Eine umweltschonende Verarbeitung und Schadstofffreiheit garantieren verschiedene Textilsiegel wie `Oeko-Tex Standard 100`, `Der Blaue Engel` oder `GOTS`, wobei letzteres auch unter anderem das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit sowie sichere und hygienische Arbeitsbedingungen vorschreibt.

Da das deutsche und das EU- Bio- Siegel keine sozialen Kriterien beinhalten, sollte man zusätzlich auf Begriffe wie `Faitrade` oder `Fair Ware` auf dem Etikett achten `Faitrade` steht vorrangig für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kleinbauern und Arbeitern in Entwicklungsländern, während `Fair Ware` sich mehr auf die Anhebung der sozialen Standards in Bekleidungsfabriken konzentriert.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.