Reise und Urlaub | Nachhaltig leben und einkaufen

Das Geschäft mit dem Mitleid – So wird mit Tieren gebettelt

Insbesondere junge Tiere wirken auf andere Menschen wie Magneten. Das ist keine neue Erkenntnis, das sogenannte Kindchenschema gibt es nicht nur bei menschlichem Nachwuchs. Kindliche, niedliche Gesichtszüge und Proportionen lösen ein Fürsorgebedürfnis und den Wunsch, sich zu kümmern aus. Dies dürfte einer der Hauptgründe sein, warum Chihuahuas, Pekinesen, Malteser und andere sehr kleine Hunderassen so beliebt sind. Häufig werden solche Modehunde angeschafft, ohne dass im Vorfeld die nötigen und wichtigen Überlegungen angestellt werden. Doch diese und weitere Hunde werden nicht nur verkauft, sondern werden auch missbraucht, um mit dem Mitleid gutgläubiger Menschen Geschäfte zu machen.

Foto: © Jan Peifer

Eines der großen Geschäftsmodelle ist die Bettelei mit Tieren. Lange Zeit wurden zu diesem Zweck von organisierten Banden Kinder eingesetzt, die entweder alleine oder an der Seite ihrer vorgeblichen Eltern Mitleid erregen sollten. In vielen Ländern gehören sie weiterhin zum Straßenbild, doch in vielen deutschen Städten, darunter etwa Berlin oder Dresden sowie in ganz Österreich und der Schweiz ist die Bettelei mit Kindern mittlerweile strengstens untersagt. Obwohl viele Städte auch das Ausnutzen von Tieren für die Bettelei verboten haben, werden diese Verbote häufig ignoriert. Besonders hilflose Jungtiere, aber auch alte Tiere, oft in einem sichtbar desolaten Zustand, sollen weiterhin Passanten erweichen, sie mit einem Almosen zu unterstützen.

Wer als Passant den Eindruck hat, dass Tiere nicht als Begleiter mit auf der Straße sitzen, sondern nur Mitleid schinden sollen, kann sich in jedem Fall an Polizei und Ordnungsdienst wenden. Diese können sowohl weitere Maßnahmen einleiten als auch Hilfe vermitteln, wenn diese nötig und erwünscht ist.

Foto: © Jan Peifer

Manchmal werden die Tiere auf der Straße zum Kauf angeboten, andere liegen zusammengekauert zu Füßen ihres Besitzers oder ihrer Besitzerin. Immer wieder gibt es Gerüchte, dass diese Tiere mit Drogen oder Alkohol betäubt werden, um den ganzen Tag nicht aufstehen zu müssen bzw. zu können. Auch scheint es Tiere zu geben, die an Straßenbettler „vermietet“ werden, um ihre Chancen auf eine milde Gabe zu erhöhen. Bestätigen lassen sich diese Gerüchte nicht bzw. nur sehr schwer. Sicher ist hingegen, dass niedliche Jungtiere, die für den Einsatz zum Betteln missbraucht werden, sehr oft aus Osteuropa stammen. In Ungarn, Polen, Rumänien oder Bulgarien werden Muttertiere unter erbärmlichen Bedingungen als Gebärmaschinen gehalten, um Nachwuchs für die westeuropäischen Märkte zu produzieren. Medizinisch werden sowohl die Mütter als auch die Welpen in der Regel nicht versorgt, die Tiere sind meist weder geimpft noch registriert. Viele von ihnen sind schwer krank und sterben nach kurzer Zeit, zu retten sind sie – wenn überhaupt- oft nur mit sehr teuren medizinischen Behandlungen oder Eingriffen.

Auch wenn es angesichts der hilflosen Tiere schwerfällt – auch Menschen mit dem Bedürfnis zu helfen, sollten hier nicht schwach werden, kein Geld geben und auch kein Tier kaufen, egal ob am Straßenrand oder auf grenznahen Märkten.

Denn jedes Tier, das hier „gerettet“ wird, macht damit Platz für ein neues, mit jeder „Befreiung“ wird das Geschäft weiter belebt. Dennoch sollten Passanten versuchen, nicht allen Bettlern zu misstrauen, die in Begleitung von Tieren auf der Straße sitzen. Für viele von ihnen ist der Hund oft der letzte Freund und einzige Gefährte, der ihnen noch bleibt. Viele aus dem gesellschaftlichen Leben abgerutschte Menschen lieben ihre Tiere sehr und nehmen deren Versorgung oft ernster als ihre eigene. Ein Gespräch mit ihren Besitzern und die Information über solche Angebote ist daher eine gute Möglichkeit, sowohl dem Tier als auch dem Menschen zu helfen, den es begleitet. Eine andere, gern gesehene Unterstützung sind auch z.B. Futterspenden, die dem Tier zugutekommen.

Jan Peifer