Bei näherer Untersuchung der Robinie entdeckte ich dann, dass an mehreren Stellen Zapfen in die Rinde gesteckt worden waren. Das sah lustig aus, wie eine Dekoration. Aber in der Natur hat alles seinen Sinn und auch in diesem Fall war klar, was hinter dieser vermeintlichen `Installation` steckte. Ein Tier hatte die Zapfen in den Spalten der Baumrinde verkeilt, um besser an die Samen heranzukommen. Genauer gesagt ein Vogel. Unsere Robine wird als sogenannte Schmiede genutzt.
Eine Schmiede ist in der Tierkunde eine natürliche Stelle wie beispielsweise ein Stein oder eine extra zurechtgemachte Örtlichkeit wie etwa ein Spalt in einem Baumstamm, an der Vögel Nahrung einklemmen, die nicht ohne weiteres gefressen werden kann und daher erste bearbeitet werden muss. Dabei fungiert der Untergrund wie ein Amboss und der Vogelschnabel ist der Hammer.
Verschiedene Vogelarten zeigen diese intelligente Art, sich Nahrung zu erschließen. Der Buntspecht ist wohl der eifrigste Schmied - daher spricht man von Spechtschmiede. Normalerweise fressen Buntspechte (Dendrocopos major) vorrangig tierische Kost. In der kalten Jahreszeit, wenn Käfer, Schnecken und Würmer in ihren Verstecken Winterruhe halten, stellt der Vogel seine Ernährung auf Beeren, Nüsse und Samen um. Um Nüsse zu knacken und an die Samen in den Zapfen von Nadelbäumen zu gelangen, trägt er die widerspenstige Beute im Schnabel zu seiner Schmiede. Oft hacken Buntspechte dafür extra ein Klemmloch in einen Ast oder einen Baumstamm. Der alte Zapfen wird entfernt, der neue in die Schmiede gestopft und mit dem Schnabel so lange bearbeitet, bis der Specht die Samen mit der Zunge herausziehen kann. Geeignete Schmieden wie unsere Robinie mit dem Eichhörnchenseil werden gerne immer wieder benutzt. Daher die vielen Zapfen am Boden.