Insekten, Spinnentiere und Schnecken | Insekten

Feldwespen im Vogelkasten

Vogelnistkästen soll man am besten im September reinigen. Dann sind alle Vogelkinder ausgeflogen und bis andere Säugetiere oder Vögel die Nisthilfe zum Überwintern oder als Schlafplatz dringend brauchen, ist noch etwas Zeit.

Feldwespennest im Vogelnistkasten
Feldwespennest im Vogelnistkasten Foto: © Ursula Bauer

Nach dem Öffnen unseres Nistkastens erlebten wir in diesem Jahr eine Überraschung. Uns war schon im Laufe des Sommers aufgefallen, dass nach dem anfangs großen Interesse eines Spatzenpärchens nicht mehr viel los war. Jetzt wussten wir auch warum: Haus-Feldwespen hatten sich eingenistet und ein typischerweise etwa untertellergroßes und nur wenige Zentimeter hohe Papiernest gebaut. Während die allseits bekannten Kurzkopfwespen mit Arten wie der Deutschen und der Gemeinen Wespe sehr große Völker mit bis zu 700 Individuen bilden, sind bei Haus-Feldwespen vergleichsweise kleine Populationen mit durchschnittlich 30 Tieren die Regel. Daher fiel uns ihr Ein- und Ausfliegen auch nicht weiter auf. Die Spatzen hatten schon ein passables Nest im Kasten gebaut als ihnen die Wespen als unmittelbare Nachbarn wohl doch nicht geheuer waren und sie wieder auszogen.

Die Haus-Feldwespe (Polistes dominula) hat längere Beine als eine Kurzkopfwespe und einen insgesamt filigraneren Körperbau. Sie ernährt sich selbst von Blütennektar und -pollen. Als Futter für die Brut werden vor allem Insekten gefangen und ins Nest geflogen.

Im Gegensatz zu den manchmal aufdringlichen und äußerst wehrhaften „normalen“ Wespen sind Haus-Feldwespen äußerst gutmütig. Weder das Abhängen und Öffnen des Nistkastens noch das Fotografieren aus 10cm Entfernung brachte sie aus der Ruhe. Sie blieben einfach auf ihrem Nest sitzen und machten weder Anstalten zur Flucht und schon gar nicht zum Angriff.

Wir haben den Nistkasten schnell wieder an seiner alten Stelle aufgehängt und warten mit der Reinigung einfach noch ein bisschen. Im Herbst sterben sowieso alle Individuen. Bis auf die Königin, die überwintert und im Frühling ein neues Volk gründet.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.