Im Jahr 2020 wurden insgesamt 7,8 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt – rund 1,6 Prozent oder vier Millionen Tiere weniger als im Jahr zuvor. Parallel zu dieser Entwicklung steigen die Umsätze mit Fleischersatzprodukten seit Jahren kontinuierlich an. Viele Unternehmen, die traditionell mit Fleisch und Wurst Geld verdienen, sind auf diesen Zug aufgesprungen und bieten inzwischen zahlreiche vegetarische oder sogar völlig pflanzliche, also vegane Produkte wie Schnitzel, Wurst oder Burger an. Teilweise erzielen sie damit mittlerweile gleich viel oder sogar höheren Umsatz als mit den herkömmlichen Fleischwaren.
Die Lust auf pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Wurst auf dem Teller wird immer größer – die Gründe dafür sind sehr vielfältig.
Am weitesten verbreitet sind sicher ethische Bedenken zum Umgang mit Tieren, aber auch Umweltschutz oder das eigene Gesundheitsbewusstsein spielen hier eine Rolle. Die industrielle Massentierhaltung ist seit Jahrzehnten der Inbegriff von Tierquälerei: Möglichst viele Tiere werden auf möglichst wenig Fläche zusammengepfercht, Rückzugsmöglichkeiten gibt es nicht. Die Tiere stehen permanent unter Stress, sie verletzen sich gegenseitig oder leiden an Krankheiten. Hühnern werden die Schnäbel gekürzt, Kühen die Hörner entfernt, Ferkel werden kastriert, ihnen werden die Zähne abgeschliffen und die Ringelschwänzchen abgeschnitten. Viele Tiere überleben diese Tortur nicht und sterben schon vor Ende der Mast, volle Kadavertonnen finden sich vor jedem Großstall. Seit Jahren fordern Tierschützer, die Haltungsbedingungen der Tiere anzupassen, doch stattdessen ist das Gegenteil die Realität.
Hoher Ressourcenverbrauch und gesundheitliche Risiken
Zur Produktion von Fleisch werden darüber hinaus enorme Ressourcen benötigt: Je nach Fleischart sind zur „Gewinnung“ von einem Kilogramm Fleisch bis zu mehr als 20 Kilogramm Pflanzenmasse sowie Zehntausende Liter Wasser notwendig. Würde auf der Fläche, die für den Futteranbau verwendet wird, Getreide für den menschlichen Verzehr angebaut, könnten problemlos weitere Milliarden Menschen davon ernährt werden. Denn rund ein Drittel der weltweiten Ackerfläche wird heute ausschließlich für den Anbau von Viehfutter genutzt. Auch gesundheitliche Risiken des (überhöhten) Fleischkonsums sind schon lange kein Geheimnis mehr. So hat die WHO bereits vor einigen Jahren rotes Fleisch als potentiell krebserregend eingestuft. Darüber hinaus ist fast jedes Fleisch- oder Wurstprodukt mit Medikamentenrückständen belastet, wie Studien und Untersuchungen immer wieder aufdecken. Über solche Belastungen können beim Menschen Antibiotikaresistenzen ausgelöst werden, die zur tödlichen Gefahr werden können.
Viele pflanzliche Alternativen, die zum Beispiel aus Getreide oder Hülsenfrüchten gewonnen werden, sind hingegen sogar förderlich für die Gesundheit. Da sie weitaus weniger Ressourcen beanspruchen, fällt auch ihre Klimabilanz deutlich besser aus. So entstehen nach einer Studie des Bundesumweltamtes bei der Herstellung pflanzlicher Fleischersatzprodukte weniger als ein Zehntel der klimaschädlichen Treibhausgase. Weil Pflanzen wie Weizen, Erbsen oder Soja nicht erst als Tierfutter genutzt, sondern direkt verwendet werden, ist zudem der Wasser- und Flächenverbrauch um ein Vielfaches geringer. Das Angebot von Alternativprodukten wächst vor allem aufgrund der Nachfrage stetig; Fleischersatz ist längst ein Weltmarktprodukt geworden.
Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass vegane Fleischalternativen schon im Jahr 2025 zehn Prozent des globalen Fleischmarkts ausmachen werden.
Die Zahl der Menschen, die sich heute als Vegetarier bezeichnen würden, liegt in Deutschland aktuell bei etwa acht Millionen, etwa eine Million Deutsche ernährt sich rein pflanzlich. Doch auch wenn diese Zahlen ein steigendes Bewusstsein für Tierwohl, für Umweltschutz und für die Gesundheit widerspiegeln, werden noch immer in einem Ausmaß Tiere für den menschlichen Verzehr getötet, das kaum vorstellbar ist: Im vergangenen Jahr starben in deutschen Schlachthöfen mehr als 759 Millionen Tiere, mehr als 650 Millionen davon Hühner. Viele Verbraucher geben an, bewusst(er) mit dem Thema Fleischkonsum umzugehen, kaum jemand möchte die Haltung in der modernen Massentierhaltung befürworten. Und doch stammt 98% des in Deutschland verzehrten Fleisches aus genau dieser tierquälerischsten Haltungsform. Es ist also noch viel Aufklärungsarbeit nötig – sowohl über die Herkunft des Fleisches im Supermarkt als auch über die zahlreichen leckeren und nahrhaften Alternativen.