Haushunde

Hunde bei der Arbeit

Hunde wurden bereits im 17. Jahrhundert von Menschen als Suchhunde eingesetzt. Durch eine gezielte Auslese bemühten sich Mönche um die Ausbildung und Zucht. Der wohl berühmteste Suchhund der Geschichte, in diesem Fall ein Lawinenspürhund, ist der Bernhardinerhund „Barry“, der Anfang des 19. Jahrhunderts auf dem St.-Bernhard-Pass unter der Ausbildung der Augustiner-Mönche mehr als 40 Personen in Bergnot gerettet haben soll.

Ehemalige Straßenhunde bei der Ausbildung
Der aktion tier Kooperationspartner 'Care 4 Life' bildet in der Türkei gemeinsam mit einem weiteren Partner Straßenhunde zu Rettungshunden aus. Foto: Care 4 Life

Diese Berühmtheit ließ natürlich auch viele Legenden zu. So gehört wohl auch das Fässchen um den Hals mit Gebranntem dazu. Aber eines lässt sich nicht verdenken: Mit einem treffsicheren Geruchssinn mit rund 200 Millionen Riechzellen mehr als die des Menschen bleibt der Hund bislang ungeschlagen als rettender Helfer für Menschen in Not. Im Jahr 1890 wurde der Deutsche Verein für Sanitätshunde gegründet. Meist wurden die ausgebildeten Hunde zunächst von der Armee eingesetzt. So gab es zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 nur wenige Sanitätshunde. Die Zahl zum Ende des Krieges 1918 war dann auf 4000 angestiegen. Im zweiten Weltkrieg waren bereits rund 200 000 Hunde „an der Front“ – mindestens 20 000 fanden hier leider einen schnellen Tod. Die rasche Auffassungsgabe, die Nähe zum Menschen und das sensible Wesen der Tiere hat dem Hund in den vergangenen Jahrzehnten viele Arbeitsbereiche zuteil werden lassen. So ist der Hund heutzutage vielfach und erfolgreich einsetzbar – als Rettungshund, Blindenführhund, Therapiebegleithund, Polizei- und Hütehund. 

Wer kennt sie nicht, die Bilder von Rettungshunden, wenn sie, die Nase tief am oder im Boden, zielsicher die Opfer eines Unglücks aufspüren und oftmals Menschenleben retten. Bis zu einer Entfernung von 600 Metern kann ein Hund verschüttete Menschen erriechen, da diese bestimmte „Riechbilder“ ausstrahlen. Das Angstgefühl eines Menschen setzt Adrenalin frei, was ein bestimmtes Geruchsmuster aussendet. Auf diese Geruchsmoleküle ist der Hund trainiert und sucht danach. Es sieht fast immer aus wie ein Spiel, wenn Hunde auf die Suche nach Opfern gehen. Im Prinzip ist es auch beinahe so. Spielerisch wird Hunden mit Lob und Tadel das Aufspüren von verunglückten Personen beigebracht.

Es gibt verschiedene Arten von Rettungshunden

Trümmer-Suchhund

Diese Hunde werden in Katastrophengebieten eingesetzt. Menschen, die aufgrund eines Erdbebens, Flugzeugabsturzes, von Überschwemmungen, Gebäudeeinstürzen oder durch Explosionen verschüttet wurden, können von Rettungshunden aufgespürt werden. Sogar Menschen, die in fünf Meter Tiefe liegen, können von dem Suchhund erschnüffelt werden.

Flächen-Suchhund

Diese Hunde suchen oftmals auf unwegsamem Gelände nach verunglückten Personen. Im Zick-Zack- Kurs durchkämmt der Hund, meist mit mehreren Teams, das Gelände, in dem Opfer vermutet werden und verbellt die Stelle, um dem Hundeführer die Fundstelle anzuzeigen.

Wasser-Suchhund

Hier sitzt der Suchhund vorne auf einem Rettungsboot, die Nase dicht an der Wasseroberfläche und sucht nach Opfern eines Unglücks. Meist werden diese Hunde darauf trainiert, Leichengeruch auszumachen, da leider in den meisten dieser Suchaktionen den Opfern nicht mehr geholfen werden kann. Noch lebende Menschen werden vom Hund an Land gezogen. Er ist daher nicht im eigentlichen Sinne ein Spürhund. Es geht in diesem Bereich um forensische Tätigkeiten, also um die Aufklärung von Straftaten. Menschen, die sich in Wassertiefen von über 50 Metern befinden, können hierbei von den Hunden gerochen werden.

Lawinen-Suchhund

Diese Hunde suchen Opfer von Lawinenunglücken und können Menschen, die bis zu sieben Meter tief unter Schneemassen begraben liegen, erriechen. Die Ausbildung dieser Hunde beginnt bereits im Welpenalter. Voraussetzung ist neben einer einwandfreien Gesundheit ein ausgeprägter Spieltrieb, Ausdauer und Suchfreudigkeit. Der Welpe sollte mit vielen unterschiedlichen Umweltsituationen konfrontiert werden und die verschiedenen Trainingsutensilien kennen lernen. Der Hund sollte ebenfalls Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts kennen lernen, ebenso wie andere wesensfeste Hunde und hundegewöhnte Katzen. Der Hund wird weiterhin an Lärm, unterschiedliche Temperaturen, Treppen, dunkle Röhren und plötzliche Bewegungen gewöhnt. Er soll lernen, in seinem Hundeführer eine Vertrauensperson zu sehen, die ihn seelisch und körperlich stützt. Auf diese Weise wird vermieden, dass der Hund schlechte Erfahrungen sammelt. Im Alter von einem Jahr unterzieht sich der junge Hund einem vollständigen Gesundheits- Check. Herz und Kreislauf werden geprüft, der Hund wird auf HD (Hüftgelenksdysplasie) und ED (Ellenbogengelenksdysplasie) getestet. Sobald der Gesundheitszustand für gut befunden wird, kann das Training fortgesetzt werden, bis eine Begleithundeprüfung absolviert werden kann. Erst dann ist eine Zulassung zur Rettungshunde- Hauptprüfung möglich. In keinem Fall darf der Hund jemals unter Druck gesetzt oder überfordert werden. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass der Hund den Spaß an seiner Arbeit nicht verliert.

Assistenzhunde

Assistenzhunde werden jeweils auf einen speziellen Bereich trainiert. So können diese als Blinden-, Führ- und Begleithunde eingesetzt werden. Im Speziellen gibt es noch Hör- oder Signalhunde. Assistenzhunde übernehmen meist bestimmte Tätigkeiten, die das Leben eines hilfsdürftigen Menschen erleichtern. Sie sind darauf trainiert, Gefahren optisch oder akustisch zu erkennen und diese Gefahren ihrem Menschen anzuzeigen. Sie heben herunter gefallene Gegenstände auf, bedienen technische Einrichtungen (Lichtschalter/ Telefon/ Aufzüge), tragen Taschen oder schlagen im Notfall Alarm.

Blindenführhunde

Ein Blindenführhund begleitet seinen Menschen und führt diesen sicher durchs Leben. Straßen, Ampeln, parkende Autos, Fußgänger, Treppen und andere Hindernisse werden vom Blindenführhund sofort erfasst und er umgeht diese sofort oder bleibt stehen. Auch Pfützen, Schlaglöcher und Laternenpfähle werden vom Hund ausgemacht. Meist verfügt der Blindenführhund über ein Repertoire von rund 40 Hörzeichen, die aber durchaus bis zu 400 erweiterbar sind. Ein regelmäßiges Training und eine intensive Beschäftigung mit dem Hund ist hierbei unabdingbare Voraussetzung. Das Besondere an Blindenführhunden ist der sogenannte intelligente Ungehorsam. Das heißt, dass der Hund in bestimmten Situationen selbstständig zum Schutz seines Menschen entscheidet und einen ausgesprochenen Befehl durchaus verweigert, wenn er erkennt, dass Gefahr in Verzug ist. Dieses Frühwarnsystem, das Teil des natürlichen Instinkts ist, wird während der Ausbildung zum Blindenführhund mit auszuführenden Handlungen verbunden.

Die Ausbildung zum Blindenführhund beginnt auch bereits im Welpenalter. Hier wird entschieden, ob der Welpe sich für diese Tätigkeit eignet. Denn nur wesensfeste, friedfertige, intelligente und nervenstarke Welpen werden ausgewählt. Hierzu werden erste Eignungstests durchgeführt. Besteht der Welpe die Tests, kommt er zu einer Patenfamilie, in der der Hund aufwächst und innerhalb eines Jahres sozialisiert wird. Bevorzugte Rassen zur Ausbildung zum Blindenführhund sind: Golden Retriever, Labrador Retriever, Schäferhunde, Königspudel oder Riesenschnauzer. Die Mindestgröße von Blindenführhunden liegt bei einer Schulterhöhe von mindestens 50 cm. Die Ausbildung selbst dauert ein Jahr, deren Kosten von den Krankenkassen übernommen wird.

Therapie und Besuchshunde

Die Unterscheidung zwischen Therapiehunden und Besuchshunden besteht darin, dass der Therapiehund auch wirklich im therapeutischen Sinne arbeitet, also beispielsweise gezielt in einer tiergestützten medizinischen Behandlung eingesetzt wird, z.B. in der Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie oder Psychotherapie. Der Besuchshund wird meist von Ehrenamtlichen geführt und arbeitet auf der sozialen Ebene, etwa als Besuchshund in Seniorenheimen oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen oder auch pflegebedürftigen Menschen. Auch bei diesen Hunden ist ein ausgeprägter Spieltrieb von Vorteil; auch sollten sie wesensfest und geduldig sein. Zum Therapiehund und zum Besuchshund eignen sich Hunde jeglicher Rasse und Größe. Die Aufgabe dieser Hunde besteht zum einen darin, seelische Stütze zu sein, verschiedene Aufgaben des Menschen zu begleiten. Im Falle eines Besuchshundes liegt die primäre Aufgabe darin, Wärme und Geborgenheit zu schenken. Das Streicheln der Hunde und das gelegentliche Füttern von Leckerlis erfreut viele Menschen, die, in einem Seniorenheim etwa, nicht so viel Abwechslung in ihrem Tagesablauf haben. So spenden diese Hunde mit ihrem Besuch Freude und wecken bei ehemaligen Hundebesitzern sympathische Erinnerungen. Um als Besuchshund arbeiten zu dürfen, bedarf es aber auch eines Eignungstest. So ist neben einem tierärztlichen Gesundheitsgutachten, einer Bescheinigung über Freiheit von Parasiten, dem Nachweis einer Schulung des Hundehalters und einer Hundehaftpflichtversicherung für Besuchshunde auch ein tierpsychologisches Gutachten erforderlich. Der Kooperationspartner von aktion tier, Leben mit Tieren e.V., arbeitet mit Besuchshunden, zu dem Sie auf S. 61 einen weiteren Bericht lesen können.

Polizeihunde

Hunde begleiten seit ca. 100 Jahren Beamte im Polizeidienst. Neben seiner extrem guten Riechfähigkeit ist auch das Gehör eines Hundes sehr präzise. Das eigentliche Riechorgan ist die Nasenschleimhaut, die eine Fläche von ca. 151 Quadratzentimetern hat. Beim Menschen umfasst diese hingegen nur etwa 50 Quadratmillimeter. Beim Hund ist die Schleimhaut circa 0,1 Millimeter, beim Menschen nur 0,006 Millimeter dick. In der Riechschleimhaut des Hundes befinden sich etwa 220 Millionen Riechzellen, beim Menschen sind es nur etwa fünf Millionen. Auch beim Gehör schlägt der Hund den Menschen um Längen: So kann der Hund Schwingungen im Ultraschallbereich bis zu 40 000 Hertz (Hz) wahrnehmen, während die Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen bei etwa 17 000 Hz endet.

Die Grundausbildung zum Polizeihund dauert ca. 70 Tage. In diesem Zeitraum wird das gezielte Aufspüren von Gegenständen trainiert, das Verfolgen von Fährten, das Festhalten flüchtender Täter. Gehorsamsübungen gehören zum Alltag. Der weitere Alltag des dann ausgebildeten Polizeidiensthundes besteht darin, seinen Hundeführer während des täglichen Dienstes zu begleiten, ihn vor Angriffen zu schützen, Straftäter aufzustöbern und Geländeabschnitte zu durchsuchen. Auch bei Objektschutzmaßnahmen und Großdemonstrationen finden Polizeihunde ihr Einsatzgebiet. Eine spezielle Ausbildung innerhalb des Polizeidienstes erhalten Rauschgiftspürhunde. Früher wurde vielfach angenommen, dass die Hunde selbst drogenabhängig gemacht werden – dem ist selbstverständlich nicht so! In diesem Bereich wird im Besonderen der Spieltrieb des Hundes genutzt und er wird auf das Ausspüren eines bestimmten Geruchs trainiert. Eifrig begeben sich diese Hunde an diese Arbeit, in der großen Erwartung der dann zwingend zu erfolgenden Belohnung. So schließt sich meist ein Spiel mit immer demselben Gegenstand als Ritual an, um den Hund zu motivieren. Ganz ähnlich ist der Lern- und Arbeitsablauf bei Sprengstoffspürhunden.

Der Hütehund

Der Hund als Gehilfe des Schäfers zum Beispiel ist wegen seiner Schnelligkeit, Ausdauer und Lauffreude sehr begehrt. Beliebt sind daher Hunderassen, die eine besondere Wendigkeit mit sich bringen – der Border Collie sei hier an erster Stelle genannt, da sein Hütetrieb besonders ausgeprägt ist. So wird durch den Hund der Herde ein sicheres Geleit gegeben, Schafe können sicher aus dem Pferch getrieben und wieder zurück gebracht werden. Auf Fingerzeig oder Zuruf soll der Hütehund reagieren, soll aber durchaus selbstständig Entscheidungen treffen. Auch wenn der Beruf des Schäfers immer mehr verdrängt wird, wird die Ausbildung zum Herdengebrauchshund noch immer gefördert. Zum einen hängt dies mit einem gewissen Traditionsbewusstsein zusammen, zum anderen sollen hier wertvolle Erbanlagen der Hunde erhalten werden.