Todschick – So viel Tierleid steckt in unserer Kleidung

In Kleidung steckt nicht nur Tierleid

Als Tierschutzverein haben wir im Rahmen der neuen Kampagne natürlich die mit Kleidung verbundenen Leiden und Qualen von Tieren im Fokus. Darüber hinaus sollte man jedoch auch andere Aspekte, die ebenfalls zu den Schattenseiten der Mode zählen, nicht außer Acht lassen.

Arbeiter in Entwicklungsländern schuften oft für einen Hungerlohn in der Textilbranche.
Arbeiter in Entwicklungsländern schuften oft für einen Hungerlohn in der Textilbranche. Foto: Maruf Rahman/Pixabay

Modetrends werden immer kurzlebiger. Kaum gekauft, schon wieder out. Wer mithalten möchte, wechselt mindestens zweimal im Jahr seine komplette Garderobe. Die billige Massenproduktion von Kleidung vor allem aus Bangladesch und Pakistan machen die sogenannte „Fast Fashion“ möglich. Dafür schuften Arbeiter in Entwicklungsländern für einen Hungerlohn und ihre Kinder verrichten gefährliche Hilfsdienste, anstatt zur Schule zu gehen. Nicht zu vergessen Natur und Umwelt, die durch Abwässer und Emissionen aus der Textilindustrie immer mehr verschmutzt und für Pflanzenanbau oder Viehzucht unwiederbringlich zerstört werden. Gebrauchte oder nicht verkaufte Fast-Fashion-Billigkleidung landet außerdem immer öfter auf einem der extrem umweltbelastenden „Kleider-Friedhöfe“ wie beispielsweise in der Atacamba Wüste, einem Naturparadies in Chile.

Textilien aus Chemiefasern

Synthetische Fasern wie beispielsweise Polyester, Elasthan und Polyacryl sind zwar tierfreundlich, aber umweltschädlich. Sie werden durch chemische Prozesse aus fossilen, also nicht erneuerbaren Brennstoffen wie Kohle oder Erdöl hergestellt. Für deren Gewinnung werden die Natur zerstört, Gewässer verschmutzt und das Klima durch CO2-Emissionen negativ verändert.

Plastik-Kleidung ist nicht biologisch abbaubar. Ein Shirt aus Polyester verrottet auf der Mülldeponie erst nach mehreren 100 Jahren. Außerdem lösen sich bereits beim Tragen und Waschen permanent kleine SynthetikPartikel und gelangen in die Umwelt, wo sie als Mikro- und Nanoplastik inzwischen allgegenwärtig sind und nicht absehbare Schäden verursachen.

Aus den genannten Gründen empfehlen wir grundsätzlich keine Kleidung aus synthetischen Materialien!

Besser Upcycling als Recycling

Die Idee, Kleidung aus eingeschmolzenem und zu Garn versponnenem Plastikmüll oder alten Getränkeflaschen aus PET herzustellen, ist nicht neu und wird aktuell von zahlreichen Herstellern umgesetzt. Der Grundgedanke, aus Abfall etwas Neues zu machen, ist auch gut. Allerdings bemängeln Experten, dass der Recyclingprozess von Polyesterabfall kompliziert, kostenintensiv und auch nur unter Einsatz von Chemikalien und Energie möglich ist. Auch bestehen die Produkte selten zu 100 % aus „Altplastik“, sondern werden mit neu hergestellten Chemiefasern aus Kohle, Erdöl oder Erdgas vermischt. Recycling-Mode kann auch nicht erneut aufbereitet werden, wenn sie schließlich im Müll landet. Somit bestehen berechtigte Zweifel daran, dass Kleidung aus recycelten Plastikabfall tatsächlich wesentlich umweltfreundlicher und nachhaltiger ist als neu hergestellte Plastikkleidung. Sinnvoller erscheinen uns dagegen Produkte, die aus Textilabfall gefertigt werden. Für die sogenannte Upcycling-Mode werden zum Beispiel Altkleider oder Stoffreste aus der Textilindustrie verwendet.

Vom Tierleid und der Ausbeutung von Menschen einmal abgesehen, entwickelt sich die Modeindustrie immer mehr zum massiven Umweltverschmutzer und Klimakiller. Um dem entgegenzuwirken, müssen wir uns mäßigen, auf Fast Fashion verzichten und Wegwerf-Kleidung vermeiden.

Bitte wählen Sie in Zukunft bewusst hochwertige, umwelt- und tierfreundlich produzierte Kleidungsstücke aus vertrauenswürdigen, möglichst inländischen Quellen. Wer sich nicht selbst viele Jahren an diesen guten Stücken erfreuen möchte und regelmäßige Abwechslung braucht, kann die nachhaltigen Teile auf entsprechenden Börsen oder via Internet tauschen oder verkaufen.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.