Korsika ähnelt vom Umriss her einer geballten Faust mit erhobenem Daumen. Die zumindest im Landesinneren mit 5 Einwohnern pro km2 sehr dünn besiedelte, französische Insel besteht zum Großteil aus Hochgebirge. Eine imposante Gebirgslandschaft mit insgesamt 50 Zweitausendern durchzieht diesen Minikontinent von Nordwest nach Südost und geht zum Meer hin in Hügelland über. Die Küste Korsikas besteht aus zahllosen Buchten mit Sandstrand oder hohen, teilweise steil ins Meer abfallenden Granitformationen.
Bedeutend und sehenswert sind Städte wie Bastia, Bonifacio, Calvi und die Hauptstadt Ajaccio, in der Napoleon Bonaparte am 15. August 1769 das Licht der Welt erblickte. Auch die teilweise an steile Hänge oder sogar auf Felsformationen errichteten mittelalterlichen Bergdörfer, die man auf kleinen, gewundenen Straßen erreicht, sind lohnende Ausflugsziele. Die meist mehrstöckigen, streng geometrisch gebauten Häuser aus Naturstein sind teilweise so eng aneinandergedrückt, dass kein Auto mehr hindurch passt. Vor allem im Mittelalter mussten die Bewohner Korsikas mit Überfällen und Piratenangriffen rechnen. Eine exponierte Dorflage mit gutem Fernblick und eine ausgeklügelte Wehrarchitektur waren zu dieser Zeit überlebenswichtig.
„Dieser hauchzarte Duft nach Thymian und Mandeln, Feigen und Kastanien … und dieser Hauch von Kiefer, diese leichte Andeutung von Beifuß, diese Ahnung von Rosmarin und Lavendel … ach, meine Freunde, dieser Duft!“ Mit diesen blumigen Worten beschreibt ein korsischer Häuptling in ‘Asterix auf Korsika’ sehr treffend den Geruch der Insel. Ja, Korsika riecht einfach umwerfend gut! Selbst Napoleon behauptete nach seiner Verbannung, seine Heimatinsel mit verbundenen Augen am Duft zu erkennen. „Schuld“ an diesem olfaktorischen Erlebnis ist der immergrüne, mediterrane Buschwald (Macchia), der mehr als ein Viertel von Korsika bedeckt. Die Macchia setzt sich neben Bäumen, Farnen und Gräser vor allem aus Ginster, Lavendel, Myrthe, Rosmarin, Zistrose und Wachholder zusammen. Viele dieser Pflanzen sondern zum Schutz vor der Sonne aromatisch duftende ätherische Öle ab.
Neben der Flora ist auch die wildlebende Tierwelt Korsikas sehr beeindruckend. So leben auf der Insel zwar recht wenige Säugetierarten, darunter jedoch noch etwa 800 der streng geschützten Mufflon- Wildschafe. Der aufmerksame Wanderer kann sich über zahlreiche Eidechsen, Feuersalamander, Geckos, Gottesanbeterinnen, Zorn- und Ringelnattern freuen. Und wer besonders viel Glück hat, begegnet in der Küstenregion sogar einer griechischen Landschildkröte. Nach Heuschrecken, laut zirpenden Zikaden, Hummeln und Schmetterlingen muss man nicht lange suchen. Sie begleiten einen auf Schritt und Tritt. In der artenreichen Macchia finden auch die zahlreichen Bienenvölker der Korsen ganzjährig Nahrung. Dieser Wildblütenhonig schmeckt unglaubl ich lecker. Auch die Vogelwelt der Insel bietet neben gängigen mitteleuropäischen Arten einige Besonderheiten wie Fischadler und Bartgeier. Wer mit der Fähre nach Korsika übersetzt, kann Delphine oder sogar einen Finnwal im Wasser beobachten. Neben den geschilderten Reizen bietet Korsika jedoch zumindest mir vor allem eins: keine geschundenen Tiere! So gibt es auf der Insel beispielsweise keine Massentierhaltung. Die landwirtschaftliche Tierhaltung ist meist kleinbäuerlich. So wuseln um verstreute Höfe Schweine, Esel, Pferde, Enten, Hühner und Gänse durcheinander. Hofhunde liegen nicht an der Kette, sondern wo immer sie wollen. Und das am liebsten in der Einfahrt, von der Sonne beschienen.