Hintergrund der Panik-Berichte ist folgender: Die Grauhörnchen leben in einigen Teilen Nordamerikas und Kanadas. Sie sind deutlich größer, im Körperbau plumper als die europäischen Hörnchen, aber sie sind sehr robust und überlebensfähig in verschiedenen Umgebungen und haben generell eine höhere Lebenserwartung (ca. 10-12 Jahre). In England wurden ab 1876 über einen längeren Zeitraum hindurch amerikanische Grauhörnchen ausgesetzt. Die Besitzer dieser Tiere hielten dies für eine gute Idee, die Natur zu bereichern. Leider wirkte es sich verheerend auf die Population der dortigen europäischen „roten“ Eichhörnchen aus. Lesen Sie dazu auch unsere Darstellung auf unserer Homepage: www.eichhörnchenhilfe-berlin.de.
Panik ums Amerikanische Grauhörnchen
In der Presse, Funk und Fernsehen wurde eine Zeit lang oft darüber berichtet, dass es bei uns eingewanderte Hörnchen geben soll, das amerikanische Grauhörnchen. Es werden wahre Schreckensszenarien geschildert über die angeblich so gefährlichen Einwanderer. Auch ist diese Eichhörnchen Art schon im deutschen Gesetzestext über den Umgang mit „invasiven“ Arten aufgenommen.
Viele Menschen nehmen an, dass ein Hörnchen, das nicht original-bilderbuchmäßig kastanienbraunrot ist, automatisch eins von den „bösen“ ist.
Einer der Sätze, die wir oft hören, lautet: „Bei uns sind jetzt auch schon die schwarzen Hörnchen. Die jage ich immer gleich weg, weil sie ja unsere roten gefährden“. Was die oft reißerisch aufgemachten Berichte enthalten, ist die reinste Panikmache, mit der Folge, dass unsere einheimischen Eichhörnchen, die nicht gerade rot sind, verjagt, vertrieben, ja sogar vergiftet werden. Entsetzlich! Dieses ewige Eingreifen in die Natur zeigt hier wieder einmal fatale Folgen. „Wohlmeinende“ Menschen verjagen oder töten die Einheimischen, weil sie sie für eingewanderte Hörnchen halten.
Daher ist es uns ein Herzensanliegen Folgendes klarzustellen – und bitte geben Sie diese Information an alle weiter: Unser einheimisches Eichhörnchen kann verschiedene Färbungen aufweisen. Am bekanntesten ist wohl das rotbraun (kastanienrotbraun) gefärbte. Es hat immer einen weißen Bauch, der sich nie verfärbt. Im Winter wechselt die Fellfarbe häufig, nicht immer, ins Graue. Es gibt aber auch Eichhörnchen, die dunkelbraun, fast schwarz sind oder braunorange, wie aus den hier beigefügten Fotos ersichtlich. Manchmal sind nur Teile des Felles ins Graue verfärbt, so dass es fast wie „Patchwork“ aussieht. Aber egal, welche Farbschattierung es haben mag, es handelt sich noch immer um unser einheimisches Eichhörnchen! Manches Mal gibt es auch rote und schwarze Hörnchenjungen in einem Wurf.
Hintergrund der Presseberichte ist die These, dass in Italien ausgesetzte amerikanische Grauhörnchen über die Schweiz nach Deutschland kommen könnten. Bisher ist dies jedoch nicht der Fall. Die Grauhörnchen sind sehr anpassungsfähig und unempfindlicher als unsere einheimischen Eichhörnchen, kommen aber dennoch nicht mit jeder Vegetation gut zurecht. Europäische und amerikanische Hörnchen haben zwar eine ähnliche Futterpalette, wie z.B. Nüsse, aber während sich unsere Eichhörnchen von den Samen der Tannen-, Fichten- und Kiefernzapfen ernähren, fressen die „Grauen“ diese gar nicht. Im italienisch-schweizerischen Grenzgebiet zeigt sich, dass die Grauhörnchen mit dem dortigen Futterangebot und dem Baumbestand offensichtlich nicht gut klarkommen, so dass ihre Verbreitung nicht so voranschreitet wie befürchtet.
Wir hatten aus einem Tierschutzfall vor einigen Jahren amerikanische Grauhörnchen aus illegaler Haltung in Zusammenarbeit mit der Artenschutzbehörde übernommen und durften diese Tiere über viele Jahre genauer kennenlernen.
Wir haben auch diese Hörnchen sehr liebgewonnen. Und mal ehrlich: Schauen Sie sich unsere Fotos der amerikanischen Grauhörnchen mal genauer an. Sind nicht auch sie wunderschön und niedlich? Zum Verdeutlichen haben wir einige Unterschiede versucht herauszuarbeiten: Amerikanische Grauhörnchen haben nie Ohrpuscheln, sie sind immer in der gleichen Färbung: grau-ockerfarben mit weißem Bauch. Sie haben helle Ringe um die Augen, sie sind bis doppelt so groß wie die einheimischen Hörnchen, haben einen plumperen Körperbau, bewegen sich nicht so behände und flink wie unsere. Mit einem Wort: Man erkennt sofort auf den ersten Blick, dass es Grauhörnchen sind. Bei den Fotos handelt es sich um wildlebende Grauhörnchen.
Die amerikanischen Grauhörnchen können sich nicht mit unseren einheimischen Eichhörnchen kreuzen. Auch diesbezüglich Entwarnung: Es gibt keine „Mischhörnchen“. In Deutschland ist der Privatbesitz und Handel von amerikanischen Grauhörnchen gesetzlich verboten.