Nutztiere

Preisdiktatur beim Discounter – Kritik am Bauern-Soli

Den Bauern und Landwirten stinkt es gewaltig. Sie stehen unter einem enormen Preiskampf, müssen Lebensmittel pünktlich liefern und werden von allen Seiten kritisiert. So fordert die Politik, dass sich vor allem Tierhalter an das Gesetz zu halten haben, Tierschützer fordern noch dazu, dass die Tiere artgerechter und tierschutzkonform gehalten werden müssen, und die Supermarktketten drücken die Preise. Dass da dem einen oder anderen Landwirt der Kragen platzt, überrascht da nicht.

Foto: © iStock, shironosov

Und so gab es vor einigen Monaten diverse unangemeldete Demos vor den Zufahrten der Zentrallager der bekannten Discounter und Supermarktketten. Ziel der Blockade war es, Aufmerksamkeit zu erhalten und die haben die Landwirte dann auch bekommen. So haben einige Lebensmittelhändler den sogenannten Bauern-Soli eingeführt. Auf ausgewähltes Schweinefleisch wurde pro Kilo ein Euro oben draufgeschlagen. Dieser eine Euro sollte direkt an die Landwirte gehen. Was die Landwirte als großen Sieg gefeiert haben, nutzen LIDL und Co. für ihre Marketingzwecke. Den Landwirten wurde damit erst einmal vermittelt „wir hören euch“, doch kurze Zeit später wurde der Bauern-Soli einfach wieder gestrichen – klammheimlich. Die Landwirte blicken in die Röhre und fühlen sich auf Deutsch gesagt „verarscht“.

Die Supermarktketten begründen die Streichung des einen Euro mit Wettbewerbsverzerrung.

An der Stelle muss man schon großen Zweifel haben, ob dies den Discountern nicht schon vorher bewusst war oder ob sie jetzt einfach ein Argument gesucht haben, um den einen Euro (pro Kilo) nicht mehr zahlen zu müssen? Wie auch immer, die Bauern und Landwirte stehen da, wo sie auch schon vor einigen Monaten standen. Sicherlich muss angemerkt werden, dass dieser eine Euro nicht bei den Tieren ankam.

Den Soli haben alle Tierhalter erhalten, unabhängig von der betriebenen Haltungsform.

Da rund 95% aller Schweine in der Massentierhaltung leben, muss davon ausgegangen werden, dass der Euro primär an Mastbetreiber ging – auch nicht unbedingt das beste Signal. Bei aller Kritik, die die Landwirte an die Discounter und Supermarktketten richten, frage ich mich, warum man nicht einfach die Zusammenarbeit beendet? Letztlich brauchen die Supermarktketten die Lebensmittel von Bauern und Landwirten. Hier sollte man ansetzen und klare Kante zeigen. Solange dies nicht passiert, werden LIDL & Co. weiterhin die Preise diktieren. Eine ganz andere Möglichkeit wäre es, die Tierhaltung einfach einzustellen, dies fordern Tierrechtler schon lange.

Ein tiergerechtes Leben ist in den Mastanlagen nicht möglich.

In Österreich und der Schweiz gibt es derzeit einen kleinen Trend. Dort stellen Milchviehbetriebe auf die Anpflanzung von Soja um und produzieren somit Soja-Milch. Das klingt vielleicht etwas radikal, aber es braucht eben auch radikale Lösungen, um den Wahnsinn zu beenden.

Jan Peifer