Tierschutzfälle mit Wildtieren

Schwanenrettung im Septimer Becken: Höckerschwan umgesiedelt

Am 14. Januar 2016 haben wir, dem Hilferuf einer Tierfreundin folgend, einen Jungschwan eingefangen.

Der einsame Jungschwan konnte auf dem kleinen Teich, der heute fast völlig von Eis bedeckt war, nicht starten und daher auch nicht wegfliegen. Foto: © aktion tier, Ursula Bauer

Am 14. Januar 2016 haben wir, dem Hilferuf einer Tierfreundin folgend, einen Jungschwan eingefangen. Der Vogel lebte am Teich „Septimer Becken“ in Berlin-Reinickendorf. Dieses Kleingewässer ist stark verschlammt und daher sehr seicht. Außerdem ist der Durchfluss so schwach, dass der Teich im Winter schnell zufriert. Als wir ankamen, war 2/3 der Wasseroberfläche mit Eis bedeckt. Unser Jungschwan schwamm in einem der noch eisfreien Randbereiche herum. Ein Anwohner erzählte, dass der Vogel schon einmal im Eis fest gefroren war, sich aber selbst wieder befreien konnte.

Das Septimer Becken ist außerdem ein sehr kleiner Teich mit angrenzendem Baumbestand. Da Schwäne zum Starten viel Platz benötigen, konnte der Jungschwan das Gewässer nicht aus eigener Kraft verlassen, um der Gefahr des Festfrierens im Winter zu entgehen. Daher war eine Umsiedelung erforderlich. Nachdem wir den Schwan mit Brot an Land gelockt hatten, konnten wir ihn problemlos einfangen. Sicher verschnürt brachten wir ihn dann zur Havel im Grunewald. Hier ist der Fluss seeartig aufgeweitet und die starke Strömung verhindert ein Zufrieren selbst bei sibirischer Kälte.

Es kommt öfter vor, dass einzelne Schwäne in für sie ungeeigneten Gewässern landen und dann nicht mehr wegkommen. Erst vor etwa 10 Wochen haben wir einen an dem kleinen Restaurantteich im Stadtpark Steglitz eingefangen und umgesiedelt. Und nun schon wieder ein ähnlicher Fall. Warum fliegen Schwäne ein Gewässer an, das offensichtlich für ihre Bedürfnisse zu klein ist? Ein Grund könnte sein, dass sich die meisten Schwäne bereits in den Wintermonaten verpaaren und sich dann Gewässer suchen, die für sie und ihren Nachwuchs ausreichend groß sind. Einzeltiere wie unsere beiden werden nicht von bereits ansässigen Paaren geduldet, welche ein ausgeprägtes Revierverhalten zeigen und Neuankömmlinge sofort vertreiben. Möglich, dass beide von uns umgesiedelten Schwäne im Stadtgebiet auf ihrer Suche nach einem Lebensraum nur noch bereits „besetzte“ Teiche oder Kleinseen angetroffen haben und in ihrer Not dann in derart ungeeigneten Teichen wie dem Septimer Becken und dem Restaurantteich gelandet sind.

Neben den an kleineren Gewässern lebenden Schwanen-Einzelpaaren siedeln und nisten Höckerschwäne an größeren Seen und Flüssen wie etwa an der Havel im Grunewald aber auch in Kolonien. Es ist genug Platz für jeden vorhanden, daher zeigen die Tiere hier auch nicht dieses ausgeprägte Revierverhalten. Ein guter Ort also für unsere Schützlinge. Auch der Jungschwan vom Septimer Becken wurde an der Havel von den anderen Schwänen, Enten und Gänsen ohne jede Aggression in Empfang genommen, watschelte eilig in Richtung Wasser und schwamm dann ganz entspannt inmitten der großen Vogelschar.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.