Die Spirale des Fleischmarktes dreht sich unaufhörlich schneller. Im Zuge von Industrialisierung und Globalisierung breitet dieser sich immer weiter aus, die Märkte sind international, global vernetzt und hart umkämpft. Jeder, der mithalten möchte, muss einen hohen Preis zahlen: Immer weniger verdienen Landwirte mit ihren Produkten, immer mehr müssen sie zu immer billigeren Preisen produzieren. Die Folgen sind auch in Deutschland unübersehbar: Sogenannte Megamastbetriebe mit vielen Zehn‑ oder gar Hunderttausenden von Tieren breiten sich besonders in Nord- und Ostdeutschland aus und sorgen bei der Bevölkerung für Unmut. Denn neben dem Ärger über die tierquälerische Haltung ist diese auch ganz direkt betroffen. Außer der enormen Geruchsbelästigung für die Anwohner zählt vor allem die Wasserverschmutzung zu den größten Beeinträchtigungen und Gefahren.
Der Grundwasserspiegel ist gefährdet
Als wertvoller Dünger für Ackerflächen wird seit jeher die Gülle der gehaltenen Nutztiere geschätzt. Doch mit der Ausbreitung der Tierfabriken wurden die Mengen der anfallenden Tierexkremente so groß, dass die zum großen Teil sandigen Böden die Mineralstoffe nicht mehr aufnehmen können. Das hat zur Folge, dass diese übersättigten natürlichen Filter den unter ihnen liegenden Grundwasserspiegel nicht mehr schützen können, die Gülle gelangt ins Grundwasser. Bodenproben haben ergeben, was Kritiker längst befürchteten: Vielerorts, gerade in der Nähe von großen Tiermastanlagen, ist das Grundwasser verseucht. Die Jauche kann zahlreiche gefährliche Substanzen enthalten, die das Wasser für den Menschen ungenießbar machen. Dazu gehört etwa das umstrittene Mineralsalz Nitrat, das seit langer Zeit als krebserregend gilt. Auch Reste von Antibiotika und anderen Medikamenten, die in der Tiermast flächendeckend eingesetzt werden, landen im Wasser und können zur großen Gefahr werden. Denn nimmt ein Mensch das verseuchte Wasser zu sich, können sich Resistenzen gegen Antibiotika bilden. Das kontaminierte Grundwasser birgt so die gleichen Risiken wie das Fleisch der Tiere selbst, in dem regelmäßig in aufsehenerregenden Studien Rückstände von Medikamenten festgestellt werden. Kommt es dann zu einer Erkrankung, kann dem Patienten im schlimmsten Fall nicht mehr geholfen werden. Todesfälle, die auf sogenannte multiresistente Keime zurückzuführen sind, sind auch in Deutschland dokumentiert. Diese gefährlichen Erreger gibt es Experten zufolge mittlerweile in 50 % der Schweinemastbetriebe. Zwar ist die Gabe von Antibiotika als Wachstumsförderer in der Tiermast seit einigen Jahren verboten, doch werden die Medikamente noch immer auch prophylaktisch eingesetzt. Die Behandlung einzelner kranker Tiere wäre nicht möglich, zu groß sind die Bestände, zu klein die Personaldecke: In modernen Schweinemastbetrieben sind nur wenige Arbeiter nötig, um zehntausende Tiere zu versorgen.
Die Bauernhofidylle auf der Verpackung täuscht
Von den Tieren selbst kriegt der Verbraucher meist nichts zu sehen. Das Bild von dicht gedrängten, teils verletzten Tieren mit kupierten Schwänzen, sich aneinanderdrückend auf kotverschmierten Spaltenböden, hat mit Bauernhofidylle nichts mehr zu tun; auch verkaufsfördernd ist es keineswegs. Von der Außenwelt werden die Betriebe daher abgeschirmt, Fleischproduzenten setzen indes auf Marketing. Es gibt kaum eine Fleischverpackung im Supermarkt, von der nicht ein Schweinchen grinst oder ein Bauernhof mit Fachwerkhaus und grünen Wiesen Lust am Landleben vorgaukeln soll. Vielen Verbraucherschützern ist besonders die fehlende Transparenz und Kennzeichnungspflicht ein Dorn im Auge, sieht man dem nackten Stück Fleisch seine Herkunft doch nicht an. Die Agrarindustrie legitimiert die Ausmaße der Fleischproduktion mit der großen Nachfrage nach billigem Fleisch – doch bliebe diese bestehen, würde die Verbraucherinformation transparent? Enthielte das Etikett verpflichtende Hinweise auf die Haltung unter tierschutzwidrigen Umständen, die den Einsatz von Antibiotika nötig machen? Würde ein gesetzlicher Hinweis auf der Verpackung auf das Risiko von mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Fleisch befindlicher Reste dieser Medikamente den Appetit anregen? Wohl kaum.