aktion tier Tierheim Teneriffa

Tierheim „accion del sol“ - 17 Jahre Tierschutzarbeit

Vor nunmehr rund 17 Jahren hat aktion tier auf der kanarischen Insel Teneriffa das Tierheim „accion del sol“ eröffnet. Seitdem versucht das Projekt eine Zuflucht für ausgesetzte Hunde zu sein und diese auf einem hohen Niveau zu versorgen.

200 Hunde können Unterschlupf im Tierheim finden. Foto: © aktion tier e.V.

Als das Projekt im Juni 2006 im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten der kanarischen Regierung feierlich eröffnet wurde, sollte es ein Modell für einen humanen Umgang mit den damals noch vielen Streunerhunden der Insel sein. Ausgestattet mit einem eigenen tiermedizinischen Bereich, sollten maximal 200 Hunde dort Unterschlupf finden können.

 

Angesiedelt wurde das Ganze auf dem Gelände eines Umweltprojektes der Regierung, welches mit einer Meerentsalzungsanlage dringend benötigtes Trinkwasser produziert und ein Windpark umweltfreundliche Energie liefert. In Zusammenarbeit mit den umliegenden Kommunen sollten ähnlich wie in Deutschland Fundtiervereinbarungen geschlossen werden, die es den Gemeinden ermöglichen, Streunerhunde tierschutzgerecht unterzubringen. In enger Zusammenarbeit sollten die Probleme gemeinsam angegangen und gelöst werden.

Auch wenn viele der damaligen Pläne aufgegangen sind, bleiben auch nach rund 17 Jahren Defizite zu beklagen.

Das Tierheim gehört nach wie vor zu den besten seiner Art in der gesamten Region und erfreut sich einer hohen Akzeptanz seitens der Bevölkerung. In den zurückliegenden Jahren konnten ca. 6000 Hunde versorgt und die meisten von denen ein neues Zuhause vermittelt werden. Viele unserer Mitglieder haben ihren Aufenthalt auf Teneriffa zu einem Besuch des Tierheimes genutzt und unser Verein hat sehr viel Lob für sein Projekt erhalten. Leider haben jedoch einige der damals eingebundenen Kommunen ihren anfänglichen Zusagen keine Taten folgen lassen. Das aus deren Sicht unangenehme Thema der streunenden Hunde wurde nur in einigen Fällen konsequent gemeinschaftlich umgesetzt. Andere hätten das Projekt gerne zum „Nulltarif“ genutzt und dabei ignoriert, welch hoher Aufwand sowohl finanziell als auch personell hinter einem solchen Projekt steht. Aber dieses staatliche Verhalten ist eher die Regel als die Ausnahme und selbst in Deutschland lassen die Kommunen die Tierheime immer wieder im Regen stehen.
 

So sind es letztlich immer wieder nur unsere Mitglieder, die aktion tier den Unterhalt derartiger Projekte ermöglichen.

Positiv entwickelt hat sich das Verhalten der kanarischen Jäger, von denen einzelne über Jahrzehnte regelmäßig zum Ende der Jagdsaison ältere und kranke Jagdhunde wie Podencos und Galgos schlichtweg auf der Insel ausgesetzt haben. So kamen gerade in den Anfangsjahren viele dieser Hunde in unser Tierheim. Diese Entwicklung konnte durch gemeinsame Aktivitäten mit der Inselregierung wie z.B. verstärkte Kontrollen der gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnung dieser Hunde deutlich gestoppt werden.
 

Aufklärung ist Tierschutz: Marion Gonzalez an einem aktion tier Informationsstand auf Teneriffa. Foto: © aktion tier e.V.

Beeindruckende Entwicklung im Bereich tierschützerische Aufklärung

Durchaus beeindruckend stellt sich die Entwicklung in dem für uns so wichtigen Bereich der tierschützerischen Aufklärung dar. In den zurückliegenden Jahren kamen im Schnitt jährlich zwischen 4000 und 5000 Schulkinder in unser Tierheim, um dort erstmalig Tierschutzunterricht zu erhalten. Inzwischen kommen derartige Anfragen aus allen Regionen Teneriffas und unsere eigens dafür geschaffene kleine Freiluftarena bietet gute Voraussetzungen für die Unterbringung von größeren Kindergruppen. Parallel dazu haben sich die Besuche in Schulen ebenfalls deutlich erhöht und es gibt Anlass zur Hoffnung, dass die nachfolgende Generation einen verantwortungsbewussteren Umgang mit Tier und Natur pflegen wird.
 

Insellage und "Kampfhunde": Vermittlungen sind oft nicht einfach

Ebenso umgebrochen sind Nachfragen aus Deutschland, die gerne einen der Hunde aus unserem Tierheim adoptieren würden. In der Regel sind diese Tiere sehr sozial verträglich und sind beim Verlassen unseres Tierheimes natürlich mit allen notwendigen tiermedizinischen Behandlungen und Papieren versehen. Allerdings bereitet die geographische Lage der Kanaren und die Entfernung nach Deutschland große Probleme, um diesen Anfragen gerecht zu werden und eine Vermittlung nach unseren Standards auch umsetzen zu können.

Zudem kamen in den letzten Jahren viele Hunde ins Tierheim, die unter den Oberbegriff „Kampfhunde“ fallen oder Mischlinge dieser Rassen sind. Deren Vermittlung ist in Spanien nur dann möglich, wenn Interessenten eine besondere Lizenz erwerben und ihre charakterliche Eignung überprüft wurde. Dieses aufwendige Prozedere scheuen viele und auch in Deutschland ist die Nachfrage wegen der besonderen Einstufung und Besteuerung dieser Tiere sehr gering. Obwohl viele der Hunde charakterlich einwandfrei sind, wird es immer schwieriger, für sie ein neues Zuhause zu finden.
 

Tierheimleiter Alan Gonzalez und Hündin Josy. Foto: © aktion tier e.V.

Viele Herausforderungen

Der ursprünglich gänzlich unbepflanzte Eingangsbereich des Projektes ist inzwischen durch den Einsatz unserer Mitarbeiter fast zum einem botanischen Garten geworden. Auf dem im Süden der Insel kargen Boden wachsen inzwischen eine Vielzahl von Kakteen, Palmen und anderen einheimischen Pflanzen. Dies erfüllt aber nicht nur einen positiven optischen Effekt, sondern hat auch andere positive Auswirkungen für unser Projekt. Denn auch auf Teneriffa lassen sich Veränderungen des Klimas beobachten. Während es im Süden der Insel weiterhin selten regnet, haben die Regenfälle in ihrer Intensität zugenommen. Durch den dichten Bewuchs des Geländes wird verhindert, dass der Boden durch die Regenmassen weggespült wird und tiefe Auswaschungen entstehen. Zudem hat das Team um Tierheimleiter Alan Gonzalez mit der agressiven Kombination von starker Sonneneinstrahlung, viel Wind und salzhaltiger Luft zu kämpfen, welches gerade metallhaltigen Gegenständen wie z.B. der Umzäunung der Gehege arg zu schaffen macht.

Nach den Einschränkungen der Corona-Pandemie und den für Teneriffa starken Auswirkungen im Tourismus sind in diesem Jahr die Besucherzahlen stark angestiegen. So ist im Bereich der Hotels die Nachfrage nach Personal immens hoch, was wiederum Auswirkungen auf die Personalsituation im Tierheim hat. Gestiegene Löhne kann in der Regel ein Tierschutzprojekt nur schwer oder aber gar nicht auffangen. Aber auch auf Teneriffa werden die Stimmen lauter, die eine Abkehr vom Massentourismus der vergangenen Jahrzehnte mit allen daraus resultierenden Problemen fordern. Die Auswirkungen dessen sind schon seit Jahren zu beobachten und kaum zu leugnen.

Aber vielleicht haben wir auch unseren Teil dazu beigetragen, dass die Kinder von heute als Entscheidungsträger von morgen nachhaltigeres Handeln an den Tag legen, als es heutzutage der Fall ist. Auf jeden Fall werden wir auch weiterhin den uns anvertrauten Hunden eine ihren Bedürfnissen entsprechende Zuflucht zu bieten, aber auch unserem Satzungsauftrag entsprechend die Kinder der Kanaren zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Tier und Natur zu bewegen.

Holger Knieling

Geschäftsführer von aktion tier e.V.