Pressemitteilung

Tierquälerei in Zoohandlungen

Mehr als 34 Millionen Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und weitere Felltiere wie Hamster oder Rennmäuse leben Schätzungen zufolge in deutschen Haushalten. Hinzu kommen Millionen Zierfische, Vögel und exotische Tierarten wie Leguane, Frösche, Spinnen und Schlangen. Zusätzlich werden in Deutschland mehr als eine Million Pferde gehalten. In jedem dritten Haushalt lebt statistisch mindestens ein Tier; meist sind es jedoch gleich mehrere. Viele der Tiere stammen von Züchtern, aus Tierheimen, aus dem Ausland oder aus einer der ca. 2.700 Zoohandlungen, die es in Deutschland gibt.

Massenzucht von Fischen und anderen Wassertieren.
Massenzucht von Fischen und anderen Wassertieren. Foto: © Jan Peifer

Auch Gartencenter und Baumärkte bieten vielerorts Vögel, Fische, Kaninchen und viele weitere Tiere an. Gerade zu Weihnachten locken hier meist junge, süße Tiere, die als Geschenk angeboten werden. Doch nicht immer steht hier der fach- und artgerechte Umgang mit den Tieren im Mittelpunkt – im Gegenteil. „Die Mitglieder verpflichten sich, durch qualifizierte Beratung die fachgerechte Haltung zu gewährleisten“, heißt es in der Präambel des Grundsatzprogramms des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF), in dem sich rund 500 Zoo- und Zubehörhändler zusammengeschlossen haben. Als Vorbild möchte man mit Tierschutz Vertrauen schaffen. Doch obwohl jedes Jahr Millionen Tiere in Tierhandlungen verkauft werden, gibt es in Deutschland, anders als etwa in Österreich, bislang keine speziellen gesetzlichen Regelungen für den Verkauf von lebenden Tieren. Lediglich das allgemeine Tierschutzgesetz findet hier Anwendung. Zwar ist dieses immerhin seit mehr als 20 Jahren als Staatsziel im Grundgesetz verankert; allerdings regelt es weder die Käfiggröße noch die Besatzdichte. Und so zeigen bundesweite Recherchen von Tierschützern immer wieder: Auch im Tiermarkt wird offenbar viel vor allem durch den Profit bestimmt.

Regelmäßig müssen Tierschützer, die sich als Kunden ausgeben, erleben, dass der Umgang mit Tieren in den Zoogeschäften mitunter alles andere als vorbildlich ist.

Verdreckte Käfige und Aquarien, tote Fische zwischen ihren lebenden Artgenossen, kranke und verkrüppelte Kleinsäuger und Vögel sowie Tiere mit deutlich sichtbaren Verhaltensstörungen können nahezu in allen Betrieben dokumentiert werden. In der Regel haben die angebotenen Tiere keine Rückzugsmöglichkeiten und noch nicht einmal Beschäftigungsmaterial wie Holz, und sie leiden unter permanentem Stress. Dieser wird bewusst in Kauf genommen, weil die Tiere sich so nicht vor den Blicken neugieriger Kunden verstecken und permanent präsentiert werden können. 

Über die Herkunft der Tiere schaffen die Händler in der Regel keine Transparenz. Viele Tiere stammen aus fragwürdigen Massenzuchten, bei denen ebenfalls nur der Profit und nicht das Wohl der Tiere im Vordergrund steht. Das Geschäft lohnt sich: 2023 betrug der Gesamtumsatz der Heimtierbranche insgesamt nach offiziellen Angaben 7,1 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Die Umsätze im Einzelhandel mit zoologischem Bedarf und lebenden Tieren erreichten 2022 mit einer Höhe von 5,1 Milliarden Euro ihren bisherigen Höhepunkt. 

Die Anzahl der einzelnen Geschäfte sinkt hingegen seit einigen Jahren. Wie in anderen Branchen auch verschwinden kleine Betriebe; das Geschäft wird von wenigen großen Anbietern unter sich aufgeteilt. Wer ein Tier in einer Zoohandlung kaufen möchte, sollte sich genau davon überzeugen, dass es nicht unter falschen Haltungsbedingungen, Überbelegungen und Stress leiden musste, da so die meisten Verhaltensstörungen bereits früh entstehen. Ob ein Zoohändler Mitglied eines Verbands ist, muss dabei nicht unbedingt etwas über die Umstände aussagen, unter denen die Tiere in seinem Geschäft leben.

Bei einem Besuch eines Zoogeschäfts in Bayern, welches von einem hochrangigen Mitglied eines Verbands geleitet wird, stießen als Kunden getarnte Tierschützer gleich auf mehrere gravierende Mängel: Tiere mit Tumoren, kahlgerupfte Papageien – dies kann keine Haltung sein, die durch Vorbild Vertrauen schafft.

Der Zoohandel macht meist nicht bloß Geschäfte mit Tieren, sondern auf Kosten der Tiere. Wer dies nicht unterstützen möchte, sollte das neue Haustier aus dem Tierheim holen. Gerade seit der Corona-Zeit sind viele Tierheime völlig überfüllt. Viele Menschen hatten sich einen tierischen Mitbewohner angeschafft, ohne sich der Verantwortung bewusst zu sein, die ein solcher mit sich bringt. Wer sich ein Haustier anschaffen möchte, sollte sich stets im Klaren sein, welche Konsequenzen damit verbunden sind. Haustiere kosten Zeit, Geld und Nerven. Allerdings geben sie bei richtiger Pflege und Erziehung dafür Liebe, Treue und bedingungslose Verbundenheit. Dafür sollte man eine genaue und vor allem ehrliche Betrachtung und Überlegung gerne in Kauf nehmen.

Tipp:

Im Webtierheim von aktion tier kann man sich einen guten Überblick verschaffen. 

Weitere Informationen unter:
www.aktiontier-webtierheim.org

Jan Peifer