Pressemitteilung

Traumberuf Tierpflegerin

Hallo, mein Name ist Milena Vesterling, und seit dem 01.08.2016 arbeite ich in der Wildtier- und Artenschutzstation in Sachsenhagen. Hier werde ich in meinem Traumberuf zur Tierpflegerin in der Fachrichtung Zoo ausgebildet. Finanziert wird die Ausbildung durch die von aktion tier – menschen für tiere e.V. gegründete Stiftung Menschen für Tiere.

Vorbereitungen in der Futteküche
Milena Vesterling und Miriam Obermüller bei der Vorbereitung der Futterrunde in der Futterküche. Foto: © Sonja Smalian

Die Aufgaben der Wildtier- und Artenschutzstation liegen unter anderem darin, verletzte und verwaiste heimische Wildtiere aufzunehmen, um sie nach erfolgreicher Versorgung und Pflege wieder auswildern zu können. Doch bis dahin ist es meist ein langer Weg!

Als ich im August angefangen habe, wurde ich die ersten Monate in der Jungtieraufzucht angelernt, einer der wichtigsten und zeitintensivsten Arbeitsbereiche der Wildtierstation. Seit dem Frühjahr bekommen wir täglich viele verwaiste Jungtiere, die wir mit aufwändiger Pflege großziehen. Es sind hauptsächlich kleine Säugetiere und Vögel, die wir in unsere Obhut nehmen. Wir nehmen in einem Jahr rund 2.400 Tiere auf, die zum größten Teil im Sommer kommen. Dazu zählen zum Beispiel Eichhörnchen und Feldhasen, die regelmäßig am Tag ihre Milch benötigen. Diese werden mit kleinen Flaschen oder mit Einmalspritzen zugefüttert. Zu dieser Arbeit gehört viel Geduld und Ruhe, da die kleinen Tiere nicht immer so mitarbeiten wie man sich das gerne wünschen würde. Für jedes Säugetier führen wir ein Protokoll, wo wir das Gewicht, die Milchfütterung und andere Auffälligkeiten dokumentieren. So können wir in den meisten Fällen den täglichen Erfolg mitverfolgen.

Aufwändiger ist da noch die Pflege von kleinen Singvögeln. Diese müssen jede Stunde mit Futter versorgt werden. In der Hochsaison ist man kaum mit der ersten Futterrunde fertig, dann kann man wieder von vorne anfangen. Da die kleinen Vögel regelrecht nach Futter verlangen, begleitet uns bei der täglichen Arbeit ein ständiges Gezwitscher. Obwohl die Versorgung mit Futter bei den kleinen Jungtieren viel Spaß macht, ist es immer wieder eine Erleichterung, wenn sie groß genug sind, um alleine zu fressen. Doch kaum ist diese Hürde geschafft, nehmen meist neu aufgenommene Jungtiere ihren Platz ein. Wenn die Tiere groß genug sind und selbstständig fressen, kommen sie nach draußen in eine kleine Voliere. Auch hier werden sie immer noch regelmäßig am Tag von uns mit Futter versorgt. In den Volieren können sie sich jetzt an die Außenwelt gewöhnen und stehen somit kurz vor der endgültigen Auswilderung. Dies geschieht durch das „Soft Release“ (sanfte Auswilderung). Unsere Volieren sind mit einer Klappe versehen, die wir für die Auswilderung öffnen, so können die Tiere ohne weiteren Stress einfach aus der offenen Klappe in die Freiheit fliegen. Diese wird einige Zeit nach der Auswilderung noch offen gelassen, da viele der Tiere an ihren gewohnten Ort zurückkommen, um sich Futter zu holen. Somit geben wir ihnen die Möglichkeit, sich langsam in der Außenwelt zurechtzufinden.

Aber es sind nicht immer nur Jungtiere, die wir über das ganze Jahr pflegen. Auch ausgewachsene heimische Säugetiere, Raub- und Singvögel nehmen wir auf. Diese kommen meist mit Verletzungen zu uns, die wir dann behandeln und wieder aufpäppeln. Je nach Gesundheitszustand und Genesungsdauer des Tieres dauert es unterschiedlich lange, bis die Verletzungen verheilt sind. Zu meinen Aufgaben gehört es unter anderem, das Tier mit Futter zu versorgen, zu pflegen, die Boxen zu reinigen, aber auch die Tiere zu beobachten. Es kommt auch öfter mal vor, dass die Tiere nicht selbstständig fressen und somit ihr Gewicht immer weiter abnimmt, was für die Genesung nicht förderlich ist. In solchen Fällen müssen wir das Tier, auch wenn es sich unangenehm anhört, mit Futter stopfen. Wenn diese Methode Erfolg zeigt, nehmen die Tiere dann nach einiger Zeit wieder selbstständig Nahrung zu sich. Ist die Verletzung geheilt und das Gewicht gestiegen, können wir die Tiere in die Außenvolieren setzen. Greifvögel haben dann in den Rundvolieren die Möglichkeit, ihre Kondition wieder anzutrainieren, bevor wir sie dann auswildern. Das Prinzip der Auswilderung durch das Soft Release ist bei den Greifvögeln dasselbe wie bei den Singvögeln und Säugetieren. Es ist immer eine spannende Angelegenheit, wenn man auf dem Stationsgelände unterwegs ist und an einer Voliere vorbeikommt, wo die Klappe zur Auswilderung offen steht, und man sehen kann, ob die Tiere den Weg in die Freiheit schon gefunden haben oder noch nicht.

Jedes Jahr nimmt die Wildtierstation rund 200 Reptilien auf

Zu einer weiteren Aufgabe der Wildtier- und Artenschutzstation gehört auch die Annahme von beschlagnahmten exotischen Tieren. Darunter fallen hauptsächlich Reptilien und Papageien, die als Fundtiere oder aus Artenschutzund Tierschutzgründen zu uns kommen. Wir nehmen im Jahr rund 200 Reptilien auf, die wir teilweise nur an öffentliche Einrichtung weitervermitteln können, da unter ihnen viele geschützte Arten sind. Nachdem die Exoten einen vierwöchigen Aufenthalt in der Quarantäne überstanden haben, beziehen sie ihre neuen Tierunterkünfte. Hier werde ich zurzeit von Revierleiterin Miriam Obermüller eingearbeitet und mit den Exoten vertraut gemacht. Ganz besonders gefällt mir in diesem Bereich die Arbeit mit den Papageien. Diese Tiere werden – mit über 50 Jahren – nicht nur ziemlich alt, sie sind auch sehr intelligent und haben ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten. Erst hier habe ich gelernt, dass sie viel Beschäftigung brauchen und am besten zu zweit gehalten werden sollten. Ansonsten entwickeln sie Verhaltensstörungen, die sie meist nie wieder loswerden. Deswegen freut es mich umso mehr zu sehen, dass sich einige Papageien bei uns auf der Station zusammengefunden haben. In diesem Bereich der Station gehört es auch zu meiner Ausbildung, das richtige Handling mit den exotischen Tieren zu lernen. Wo ich früher Schlangen lieber nur von weitem beobachtet habe, werde ich hier täglich mit ihnen konfrontiert. Durch den regelmäßigen Umgang mit ihnen hat sich meine frühere Abneigung in Faszination umgewandelt. Was mir aber am meisten Spaß an meiner Ausbildung macht, ist wenn ich den ganzen Tag draußen auf dem ca. 20 ha großen Gelände unterwegs bin. Früher wurde die Anlage von der Bundeswehr genutzt, heute dienen uns die noch bestehenden Bunker für die Unterbringung von größeren Vögeln, Raubsäugern und als Winterquartier. Teilweise wurden vor den Bunkern Volieren gebaut, so dass Uhus und Mäusebussarde diese zum Flugtraining nutzen können. Aber auch Gehege für Wildkatzen, Primaten, Füchse und Hirsche sind so entstanden. Selbst bei schlechtem Wetter stört es mich nicht, die Tiere in den großen Bunkeranlagen, unsere Wasservögel, Nerze, Elstern und Schweine zu füttern.

Obwohl wir auf der Station eine Vielzahl von verschiedenen Tieren haben, gibt es kein Tier, das ich am liebsten mag. Für mich hat jedes Tier seine eigenen Eigenschaften, die es unverwechselbar macht. Ich hoffe, dass ich in den nächsten Jahren meiner Ausbildung noch viele weitere Tiere pflegen und bei der erfolgreichen Auswilderung helfen kann. Vielen Dank an die Stiftung Menschen für Tiere für die Möglichkeit in der Wildtier- und Artenschutzstation arbeiten und so vielen Tieren helfen zu können!