Haushunde

Von langen Krankheiten und Kleinfahrzeugen

Die Anschaffung eines Haustieres sollte gut überlegt sein. Aus verschiedenen Gründen: Man braucht Zeit, Fachwissen und natürlich Geld. Genau darum geht es ja immer, um das liebe Geld. Ich engagiere mich seit 13 Jahren für den Tierschutz und weiß deswegen aus zahlreichen Fällen meiner täglichen Arbeit, dass dieses Thema ständig unterschätzt wird. Daher möchte ich es heute etwas näher unter die Lupe nehmen.

Patrice Krüger und Hündin Lisa
Patrice Krüger mit Hündin Lisa vor der aktion tier Geschäftsstelle in Berlin. Foto: © aktion tier e.V./Diezemann

Wer glaubt, es reicht aus, mal so ungefähr zusammenzurechnen was z.B. ein Hund so an Geld in seinem Leben „verfrisst“ und damit ist es getan, der irrt. Und zwar gewaltig. Ich habe seit 13 Jahren Hunde und wenn ich eines heute mit Gewissheit sagen kann dann, dass man Tierarztkosten niemals unterschätzen sollte. Ich meine nicht die jährliche Impfung, die Wurmkur und das Zeckenmittel. Diese Kosten sind ein Witz. Ich meine die Kosten, die entstehen, wenn das Tier wirklich krank ist. Wenn eines der Organe geschädigt ist, wenn die Gelenke richtig schmerzen und steif werden oder wenn plötzlich Krankheiten auftreten, die wir eigentlich nur aus dem Ausland kennen. Durch die Globalisierung kann es nämlich schnell passieren, dass Tiere wie Zecken, Mücken oder anderes infiziertes Getier eingeschleppt werden, die in Deutschland gar nichts zu suchen haben. Ist der Hund dann erstmal infiziert und muss Ihr Tier dann auch noch stationär in einer Tierklinik aufgenommen werden, weil der örtliche Tierarzt nichts mehr ausrichten kann, wünschen sich viele Tierhalter, sie hätten eine Krankenversicherung für das Tier abgeschlossen – denn da sind Sie schon mal mit einem mittleren dreistelligen Bereich dabei. Übrigens, es kann einem jungen Tier genauso passieren, wie einem alten.

Meine letzte Hündin hat im Alter eine Herzkrankheit bekommen. Die Tierarztbesuche kosteten mich über die Jahre mehrere tausend Euro und, nebenbei gesagt, auch viel, viel Zeit. Die Medikamente für Lisa verschlangen zusätzlich 200 EUR im Monat. Nun war Lisa auch keine kleine Hündin, sondern ein Kangal- Mix, doch die Größe eines Tieres ist nicht unbedingt ausschlaggebend, trotzdem das viele glauben! Schaffen Sie sich bitte keinen kleinen Hund an, in dem Glauben, dieser würde im Unterhalt preiswerter sein; gerade beim Thema Tierarzt geht diese Rechnung nicht auf!

Mein alter Schäferhund hatte Probleme mit der Wirbelsäule. Eine Operation sollte helfen, damit er sich wieder bewegen kann. Kostenpunkt: knapp 600 EUR. Aber auch nur, weil wir ihn nur einen Tag in der Klinik gelassen haben. Er brauchte natürlich täglich Medikamente für ca. 80 EUR im Monat. Meinen jetzigen Hund „Ice“ habe ich nach dem Tod von beiden Hunden mit knapp drei Jahren aus dem Tierheim Roggendorf zu mir genommen. Er kann mit den Schmerzen in seinen Gelenken manchmal nur schlecht laufen. Ice hat Arthrose. Auf Grund seines jungen Alters habe ich mich für Physiotherapie, Futterumstellung und gelegentliche Tablettenvergabe (wenn´s nicht anders ging) entschieden. Wir sind bis vor kurzem jede Woche 1 Mal zur Physiotherapie gegangen. Kostenpunkt: 30 EUR ohne Wasser à 30 Min oder alternativ 35 EUR bei Nutzung des Wasserlaufbandes, pro Sitzung natürlich. Die uns aufgetragenen Hausaufgaben haben wir pflichtbewusst erledigt, jeden Tag zusätzlich eine Stunde Übungen neben den Gassirunden. Und nach einem Jahr war er wieder richtig fit und konnte endlich mit mir Joggen gehen. Dafür war mein Portemonnaie etwas geschrumpft. 1.800 EUR, damit mein Hund schmerzfrei laufen kann und nicht für den Rest seines Lebens Medikamente nehmen muss. Ja genau, das sind 150 EUR im Monat. Ebenfalls hatte Ice zwei sogenannte Mastzelltumore (Hautkrebs). Die Behandlung und die OP haben zusammen gut 800 EUR gekostet. Gott sei Dank brauchte er keine Bestrahlung oder Chemotherapie, das kostet extra. Mastzelltumore kommen recht häufig bei Hunden vor. Auch das kann also jeden Hund und jeden Halter treffen.

„Hach, das geht ja alles noch“?

Bei meiner Hündin Neva, Ice's beste Freundin, setze ich „noch ein paar EUR drauf“. Neva hatte im Alter von 8 Jahren nämlich einen Kreuzbandanriss. Diese OP kostete mich 1.600 EUR plus die Nachversorgung mit knapp 200 EUR. Gott sei Dank blieb nichts zurück. Nun aber hat das arme Tier Anaplasmose, trotzdem ich alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatte. Anaplasmose ist eine durch Zecken übertragene Krankheit (siehe mensch und tier, Ausgabe 2/2014). Bisher zahlte ich 800 EUR an Tierarztkosten. Gesund ist Neva aber immer noch nicht. Sie ist schlapp, will nicht laufen, alles strengt sie an, ihr Fell ist struppig, ihr Körper ganz eingefallen. Dazu leidet sie unter den schweren Medikamenten. Das ganze dauert laut Tierarzt mindestens noch ca. 5 Wochen an. Ich denke, da kommt sie am Ende auf über 1.000 EUR und ich hoffe sehr, dass es ihr das Leben retten wird, denn es ist noch nicht einmal klar, ob Neva das schafft. Liebe Leser, am Ende bin ich leider keine Ausnahme. Wie beim Menschen auch, kommen spätestens im Alter bei Hunden die „Wehwehchen“. Hören Sie sich doch mal in Ihrem Bekanntenkreis um: Kaum ein Tierhalter hat keine Krankheitsgeschichte zu seinem Tier parat. Ein kleiner Auszug von meinen Gassigeh-Bekanntschaften: Zwergschnauzer mit Darmverschluss: 1400 EUR. Bei einer tragenden Hündin musste bei einem Notkaiserschnitt die Welpen geholt werden: 1200 EUR plus stationäre Kosten.

Hätten Sie dieses Geld auch?

Die traurige Wahrheit ist: Viele wollen oder können das Geld für Tierarzt und Therapie am Ende nicht aufbringen. So kenne ich einen Herrn, der in den letzten zehn Jahren drei Doggen hatte. Alle sind auf Grund der fehlenden finanziellen Mittel und der damit fehlenden Behandlung früh gestorben. Ein neuer Hund war da günstiger – und schneller beschafft. Es kann viele Jahre gut gehen, aber eines Tages wird das geliebte Tier vielleicht richtig krank und dann? Haben Sie die 600 oder 800 oder 1.800 EUR, um ihm zu helfen? Um sein Leid zu lindern, so wie ein Mensch das von seinem Arzt auch verlangen würde?

Und was nun?

Sie können selbst viel dazu tun damit das Tier gesund bleibt.

  • Futter ist ein ganz wichtiger Faktor im Leben Ihres Tieres. Viele Krankheiten entstehen durch falsche Fütterung. Was manch einer glaubt dort einsparen zu können, wird er später beim Tierarzt um ein vielfaches mehr zurückzahlen müssen. Informieren Sie sich beim Tierarzt, welches Futter für das Tier am besten ist.
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Tier genug Bewegung bekommt. Das gilt für einen Hund ebenso wie für ein Meerschweinchen, das auch mal raus aus dem Käfig möchte – und natürlich für den Menschen, der bekanntermaßen durch Bewegung ebenfalls Krankheiten vorbeugen kann!
  • Sparen Sie rechtzeitig Geld für Ihr Tier, oder schließen Sie eine Krankenversicherung für Ihr Tier ab, zumindest, wenn es sich um ein größeres Tier handelt, z.B. einen Hund oder ein Pferd. Diese Versicherung deckt z.B. die größeren Beträge wie z.B. eine OP ab.
  • Schieben Sie den Gang zum Tierarzt nie auf! Immer wieder begegnen mir Fälle, die am Ende das Zehnfache kosteten, weil der Tierhalter nicht zum Tierarzt gegangen ist! Sie lassen damit nicht nur ein Lebewesen leiden, sondern treiben die Behandlungskosten unnötig in die Höhe.

Wenn Sie all diese Ratschläge beachten, können Sie das Risiko auf jeden Fall minimieren, dass Ihr Tier einmal an einer kostspieligen Krankheit leidet. Übrigens: Alles zusammengerechnet, habe ich über 10.000 EUR für meine Hunde ausgegeben, das entspricht dem Wert eines Kleinwagens. Hätte ich nicht all die Rechnungen Zuhause vor Augen, könnte ich es selbst kaum glauben, wie schnell so eine Summe zusammenkommt. Und es zeigt mehr denn je: Die Anschaffung eines Tieres sollte auch in finanzieller Hinsicht gut überlegt sein!

Patrice Krüger