Demmin / Berlin. Sein Leben begann qualvoll, aber noch schlimmer war sein Tod. Luca war ein Bearded Collie, dessen Leben innerhalb weniger Tage unter starken Krämpfen endete. Für mich begann Lucas Leidensgeschichte an einem Dienstag, an dem ich mit ihm wegen seiner verletzten linken Vorderpfote einen Tierarzt aufsuchte. Diese Pfote wollte einfach nicht heilen. Eine Granne hatte ihm hier eine böse Wunde zugefügt. Aber irgendwie, das fühlte ich, fehlt ihm noch etwas. Aber was? Doch die Diagnose des Demminer Tierarztes war beinahe beruhigend. Die Pfote ist nicht so schlimm, Kernseife Bad, und dann heilt das wieder ab. Aber das Herz, so der Tierarzt, sei das Problem. Dabei stand Luca erst kurz vor seinem achten Geburtstag, also noch kein Alter für einen Bearded Collie. Er gab ihm eine Spritze, verschrieb ein Medikament und empfahl für die Anregung des Herzens Cola wegen des Koffeins. Doch von der wirklichen Diagnose war der Arzt weit entfernt.
Ich arbeite als Reporter für den Nordkurier, und Luca war mein ständiger Begleiter. Beim anschließenden Termin, ein Portrait über das Dorf Zeitlow, trottelte Luca hinter mir her, brauchte viele Ruhepausen und trank ziemlich lange Wasser aus einer Pfütze und dem Fluss Peene. Zurück in der Demminer Redaktion klappte er förmlich zusammen. Ich vermutete, da er in den letzten Tagen schlecht gefressen hatte, dass er deshalb so schlapp war. Ich holte Dosenfutter, was er gut fraß. Dennoch war eine Krankheitsgrenze überschritten, von der ich nichts ahnte, aber ich sah, dass es ihm sehr schlecht ging. Ich packte meine Sachen und fuhr sofort nach Berlin, um ihn dort von einem anderen Tierarzt untersuchen zu lassen. Bei meiner Freundin angekommen, war Luca so schwach, dass ich ihn ins Haus tragen musste. Dort wurde für ihn ein leckeres Steak kleingeschnitten, das er ebenfalls fraß. Um vier Uhr morgens sah ich nach ihm und merkte, dass es ihm richtig schlecht ging. Eine Stunde später noch schlechter.
Hilfe in der Tierklinik
Ich googlete die FU-Tierklinik Düppel – 24 Stunden-Bereitschaft – wunderbar. Um sechs Uhr morgens zog ich die Reißleine und brachte Luca zusammen mit meiner Freundin ins Auto. Wir hatten Decken in den Kofferraum gelegt, doch mit Schrecken stellten wir fest, dass Lucas Beine so steif waren, dass wir die Heckklappe meines Opels Frontera nicht zubekamen. Wir drückten Lucas Beine möglichst eng an seinen Körper, und dann ging es so schnell wie möglich in die Tierklinik. Dort wurde Luca ab sieben Uhr sofort behandelt. Ich schilderte, was bislang geschehen war und wies auf die linke Pfote hin. Die Tierärztin sah sich die Pfote an und meinte, das ist das kleinste Problem. Es wurden Infusionen gegeben und nach den Ursachen geforscht. Wenn ich mal für Luca nicht zu sehen war, fing er wie ein kleines Kind an zu schreien. Völlig fertig mit der Welt schob ich Luca mit den Tierärzten in den Röntgen-Raum, um wegen der steifen Beine seine Hüften zu röntgen. Wie selbstverständlich schob ich Luca danach in Richtung des stationären Bereichs der Tierklinik. Eine Tierärztin erklärte mir, dass Fremde hier keinen Zutritt hätten und ich mich jetzt verabschieden müsse. Sie würden ihn mindestens bis Sonntag hierbehalten müssen, vielleicht auch eine Woche länger. Dann kam der Abschied. Luca starrte mich mit dem Blick an, Kai, warum verlässt du mich jetzt?
Kaum zu Hause angekommen, erhalte ich einen Anruf mit der Frage, wie viel Cola ich ihm gegeben habe. Eine Stunde später wurde nachgefragt, welche Cola. Die Tierärzte vermuteten eine Vergiftung. Es wurden eine Reihe Bluttests gemacht, die aber keine Ergebnisse brachten. Da ich Luca eh nicht besuchen konnte, trampte ich zum G20-Gipfel nach Hamburg in dem Glauben, meinem Hund mit der modernen Tierklinik das Leben gerettet zu haben und freute mich darauf, ihn da bald wieder abholen zu können.