"Mein tierfreundlicher Garten"

Nisthilfen für Vögel und Wildbienen

Da natürliche Möglichkeiten für den Bau eines Nestes z.B. in morschen Bäumen oder in Hohlräumen an Gebäuden heute selten geworden sind, können wir unsere Wildvögel mit geeigneten Nistkästen im Garten gut unterstützen. Die meisten Vogelarten bevorzugen Höhlen mit Einfluglöchern, die zu ihrer Körpergröße passen.

01. Mai 2018
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Die zugedeckelten Röhren sind besetzt
Foto: © Ursula Bauer

Daher werden Nistkästen mit sehr kleinem Einflugloch zwischen 25 mm und 28 mm auch von kleinen Meisenarten wie Blau-, Hauben- und Tannenmeise bevorzugt. Kleiber, Kohlmeise und Spatz beziehen dagegen nur Boxen mit größeren Eingängen zwischen 32 und 35 mm Durchmesser.

Manche Vögel können mit geschlossenen Nisthilfen nicht viel anfangen. Sie freuen sich über sogenannte Halbhöhlen mit großem, offenem Eingangsbereich. Neben Arten wie Hausrotschwanz, Bachstelze und Zaunkönig zählen auch Amseln zu diesen sogenannten Offenbrütern. Das Amselweibchen baut sein Nest gerne in Sträuchern, Bäumen und im Fassadenbewuchs. Falls diese Strukturen in Ihrem Garten nicht vorhanden sind, ist eine Halbhöhle ein gutes Angebot.

Beim Aufhängen der Kästen an Bäumen, Hauswänden oder auf Balkonen sollte darauf geachtet werden, dass der Standort möglichst windgeschützt und für etwaige Fressfeinde wie Katzen, Marder und Waschbären unerreichbar ist. Wir empfehlen, die Nisthilfen in einer Höhe von 2-3 Metern aufzuhängen und darauf zu achten, dass das Einflugloch nach Osten oder Südosten zeigt. Ist eine Befestigung an lebenden Bäumen geplant, dann verwenden Sie bitte ausschließlich rostfreie Nägel aus Aluminium, da Nägel aus anderen Materialien wie Stahl oder Kupfer den Baum schwer schädigen können! Sind im September auch die letzten Vogelkinder ausgeflogen, sollten die Nisthilfen gereinigt werde. Auf den Einsatz von Reinigungs- oder Insektenvernichtungsmittel bitte unbedingt verzichten.

Auf unserer Homepage finden Sie in der „Bastelecke“ eine Reihe von Anleitungen für Nisthilfen zum Selberbauen.

Es reicht völlig, die alten Nester zu entfernen und alles gründlich auszufegen. Wenn die Nistkästen dann wieder an ihrem alten Platz hängen, dienen sie anderen Gartenbewohnern wie Ohrwürmern, Wespenköniginnen oder auch Haselmäusen, Eichhörnchen und Siebenschläfern als Winterquartier. Außerdem polstern sich manche Vögel die gereinigten Nistkästen neu aus und nutzen sie in der kalten Jahreszeit als Schlafplatz. Ab Oktober sollten die Nisthilfen dann nicht mehr angetastet werden, damit Tiere, die sich schon eingerichtet haben, nicht gestört werden oder plötzlich obdachlos sind!

Bitte beachten Sie, dass das Anbringen von Nisthilfen nur eine zusätzliche Maßnahme darstellt, die unseren Gartenvögeln jedoch wenig bringt, wenn das Umfeld nicht stimmt. Viele Singvögel sind Insektenfresser. Eine Kohlmeise beispielsweise frisst täglich hunderte Kleinlebewesen wie Wanzen, Fliegen, Blattläuse und Raupen. Andere Arten ernähren sich vorrangig von Pflanzensamen, Beeren, Früchten und Nüssen. Eine Zufütterung kann vor allem im Winter erfolgen, ersetzt aber nicht die eigenständige artgerechte Ernährung. Das können und müssen Wildvögel selbst hinbekommen. Für die Küken sind Körner, Rosinen und Haferflocken sogar schädlich. Sie brauchen Blattläuse, Räupchen, Käfer und Spinnen, um gesund heranzuwachsen.

Die meisten wildlebenden Bienenarten wie Rote Mauerbiene, Gehörnte Mauerbiene oder Seidenbiene bilden keinen sozialen Staat, sondern leben einzeln. Bei diesen sogenannten Solitär- oder Einsiedlerbienen fertigt das befruchtete Weibchen mehrere, hintereinander liegende Zellen unter anderem in hohlen Stängeln, in Gängen von holzfressenden Käferlarven, in Sandhügeln oder Lehmwänden. In jede dieser Brutkammern wird ein Ei gelegt, mit Bienenbrot (Nektar vermischt mit Pollen) versehen und wieder verschlossen. Aus dem Ei schlüpft eine Larve, die sich vom Nahrungsbrei ernährt. Nach einer Weile verpuppt sie sich und kriecht am Ende der Metamorphose als vollentwickeltes Insekt aus ihrer Puppenhülle. Die Jungbienen schlüpfen in der Reihenfolge ihrer Brutzellen: die Äußerste als erste und die Hinterste als letzte. Um ans Tageslicht zu gelangen, muss die zuletzt geschlüpfte, hinterste Biene die Puppenhüllen ihrer Geschwister aus der Brutröhre schieben.

Hierzulande gibt es über 550 Wildbienenarten. Ihre Bedeutung bei der Pflanzenbestäubung ist mindestens genauso groß wie die der Honigbienen. Und auch die Wildbienen sind aufgrund von Futterknappheit, Verlust von Lebensräumen und Niststätten sowie durch den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft in Gefahr. Sie werden immer seltener, und zahlreiche Arten sind bereits ausgerottet worden oder vom Aussterben bedroht. Manche Wildbienenarten sind auf bestimmte Pflanzen, vor allem Wildpflanzenarten, spezialisiert. Verschwinden die Bienen, sind auch diese Pflanzen bedroht, da sie nicht mehr bestäubt werden. Und umgekehrt – sterben die Pflanzenarten aus, können auch die Bienenspezialisten nicht überleben.

Nisthilfen bieten Möglichkeiten der Eiablage. Die häufig verwendete Bezeichnung „Insektenhotel“ ist falsch und irreführend. Leider werden zahlreiche Fertigprodukte angeboten, die nicht ihren Zweck erfüllen. Gefache mit Kiefernzapfen, Borkenstücken, trockenem Laub, Stroh oder Holzspänen sehen zwar hübsch aus, taugen jedoch nicht als Nisthöhlen. Geeignet sind Materialien wie Hartholz mit unterschiedlich großen Bohrungen, hohle Schilf- oder Bambusstängel, markige Holunder- oder Brombeerstängel, Lehmmörtel sowie ungebrannte Lehmziegel. Das Material der Nisthilfe sollte fest sitzen, so dass nichts verrutschen kann. Außerdem müssen Pflanzenstängel glatte Schnittkanten haben und die Bohrungen im Holz sauber sein, damit die Tiere ins Innere gelangen, ohne sich ihre Flügel zu verletzen. Wildbienen krabbeln nämlich zur Eiablage rückwärts in die Brutröhren. Der Standort sollte möglichst vor Wind und Regen geschützt, aber voll besonnt sein. Insektenlarven brauchen Wärme, um sich gut zu entwickeln.

Hummeln (Gattung Bombus) gehören auch zu den Wildbienen!

Die meisten Hummelarten leben jedoch nicht solitär, sondern bilden einen Staat. Diese pummelig-pelzigen Wildbienen sind ebenfalls wichtige Pflanzenbestäuber und manchmal sogar effektiver als Honigbienen. Obstbauern halten sich daher häufig Hummelvölker.