Animal Hoarding | Tierschutzfälle mit Katzen

Animal Hoarding- Fall Sachsen Riesa

Eine Frau wird mit 17 Katzen in ihrer verwahrloster Wohnung vergessen. Niemand scheint zu interessieren, dass Frau W. die Kontrolle über ihr Leben verloren hat.

14 Katzen wurden aus der Messie-Wohnung in Riesa befreit und zur medizinischen Versorgung nach aktion tier Meissen gebracht. Foto: aktion tier e.V.

aktion tier hat in einem heruntergekommenen Haus in der Haltenstraße in Riesa eine große Rettungsaktion durchgeführt. Vom zuständigen Veterinäramt um Hilfe gebeten, finden die Tierschützer eine völlig verdreckte Wohnung vor. Der Boden ist mit Katzenkot bedeckt, das Mobiliar ist vollständig zerstört, überall stapeln sich Müll und Abfall.

Hier lebt die 72 jährige Frau W., die an dem Messie-Syndrom leidet, seit 2004 zusammen mit ihren 17 Katzen. Der beißende Geruch von Ammoniak und Kot raubt den Tierschützern den Atem, als sie, mit Schutzanzügen und Atemmasken ausgestattet, die 14 abgemagerten und kranken Tiere einfangen. Eine tote Katze wird hinter einer Schrankwand entdeckt, zwei unterernährte Babykatzen suchen Schutz in einem Berg dreckiger Decken. „Ein sehr extremer Fall krankhaften Sammelns“, erklärt Ursula Bauer von aktion tier Berlin. „Frau W. passt als ältere, sozial völlig isolierte Einzelperson in das klassische Bild eines Animal Hoarders – eines Tiersammlers“, so die Biologin weiter.

In den USA schon längst erkannt und beschrieben, ist Animal Hoarding als Krankheitsbild in Deutschland nach wie vor weitgehend unbekannt. „Frau W., die sowieso schon krankhaft Müll und Abfall sammelt, ist durch die unkontrollierte Vermehrung der Tiere auch ihre Katzenhaltung allmählich über den Kopf gewachsen“, so Ursula Bauer von aktion tier. Die Katzen sind unterernährt, verfloht und weisen starken Ohrmilbenbefall auf.

Seit Jahren schon ist der Strom abgeschaltet, Frau W. lebt von 250 Euro Rente im Monat. „Hinter Animal Hoarding steckt immer auch eine menschliche Tragödie“, weiß Ursula Bauer von aktion tier Berlin. Veterinär-, Ordnungs- und Gesundheitsämter sind gefordert, sich über die Krankheit zu informieren und beherzt und vor allem rechtzeitig einzugreifen. „Doch in diesem Falle haben alle zuständigen Behörden bis auf das Veterinäramt weggesehen“, kritisiert Mario Assmann. Dabei sind die Zustände in der Haltenstrasse seit Jahren bekannt – niemand hat geholfen. Täglich bringt ein Pflegedienst Frau W. Medikamente in die Wohnung, in der eigentlich kein Mensch leben kann. Es wurde vor 2 Jahren ein Brief an das Gesundheitsamt geschrieben, der jedoch ohne Reaktion blieb. Auch das Essen wird Frau W. täglich geliefert. Allerdings weigern sich die Mitarbeiter, die konterminierte Wohnung zu betreten und stellen die Aluminiumschalen im Hausflur ab. Auch von dieser Seite aus hat niemand das menschliche und tierische Elend in der Haltenstrasse bekannt gemacht. aktion tier und die Mitarbeiter von aktion tier Meissen haben gestern dafür gesorgt, dass Frau W. von einem Johanniter-Rettungswagen abgeholt und in ein Krankenhaus gebracht wird. Immer wieder sagte die alte Frau, dass sie sich umbringen will. Die Katzen wurden im Tierschutzzentrum aktion tier Meissen noch am selben Tag kastriert und tierärztlich versorgt.

Dank aktion tier werden sowohl Frau W. als auch ihre Katzen in Zukunft ein menschen- und tierwürdiges Leben führen können.