Animal Hoarding | Tierschutzfälle

Animal Hoarding - Fall Berlin-Charlottenburg

Bis vor kurzem lebten 24 Tiere in der nur 60 qm großen Wohnung im Berliner Stadtteil Charlottenburg. 15 davon hat nun aktion tier e.V. übernommen.

Animal Hoarding Fall Charlottenburg
Animal Hoarding Fall in Berlin-Charlottenburg: 24 Tiere lebten in einer nur 60 qm großen Wohnung. Foto: © aktion tier e.V./Bauer

Ursprünglich lebten 24 Tiere in der nur 60qm großen Wohnung im Berliner Stadtteil Charlottenburg. Als der Vermieter im April dieses Jahres von der Massentierhaltung erfuhr, drohte er mit Kündigung. Zum Glück für die Hunde, Katzen und Kleintiere – denn nun war die Halterin gezwungen, ihren Tierbestand zu reduzieren.

Die ältere, alleinstehende Frau verschenkte einen Teil der Katzen über das Internet-Kleinanzeigenportal eBAY, dann wandte sie sich an aktion tier. Ein erster Besuch ließ bei uns alle Alarmglocken läuten. Die kleine Wohnung war verwahrlost, dreckig sowie mit Möbeln, Krimskrams und Tierzubehör völlig zugestellt. Drei kleine Hunde und zehn Katzen lebten in dem Chaos. Hinzu kamen drei Chinchillas und vier Meerschweinchen, die in völlig verdreckten Käfigen gehalten wurden. Überall standen Näpfe mit Futterresten herum.

Die Halterin war mit der Pflege und Versorgung der vielen Tiere völlig überfordert. Ein Teil der Katzen hatte verklebte und verkrustete Ohren, tränende Augen und stark verfilztes Fell. Auf die Frage, wie es zu einem derart großen Tierbestand kommen konnte, erzählte die Hartz IV- Empfängerin, dass sie vor vielen Jahren mit zwei Hunden eingezogen war. Ihr Ex-Lebensgefährte hätte dann jedoch immer wieder Tiere „angeschleppt“, die er über das Internet gefunden hatte. Nachwuchs hatte es bei den Katzen auch gegeben, der dann behalten wurde. Grund zum Handeln sah die Halterin allerdings erst, als die Wohnungsbaugesellschaft ihr mit dem Rausschmiss aus der Wohnung drohte, falls sie den Tierbestand nicht drastisch reduzieren würde.

Die Tiere sind jetzt in unserem Tierheim in Meissen, wo sie erst einmal tierärztlich behandelt werden. Leben derart viele Tiere dicht gedrängt beieinander, haben die schwächsten oft das Nachsehen. Sie verstecken sich vor den anderen, kommen als Letze ans Fressen und werden zunehmend scheu. Auch unter den von uns mitgenommenen Katzen waren mehrere solch’ ängstlicher Tiere. Sie werden in Meissen noch einige Zeit zum Auftauen brauchen, bevor sie vermittelbar sind.

Unsere Erfahrung mit dem Animal Hoarding-Phänomen gibt Grund zu der Annahme, dass es haufenweise Fälle wie diesen gibt. Nicht nur in Berlin, sondern überall in Deutschland leiden, meist unbemerkt, Tiere in Messiewohnungen. Sollten Ihnen, liebe Leser, derartige Tierhaltungen bekannt sein, dann melden Sie diese bitte dem zuständigen Veterinäramt. aktion tier kann nicht überall sein und auch nicht immer helfen. Die Veterinärbehörden sind jedoch verpflichtet einzugreifen, wenn ihnen Fälle von ausufernden, schlechten Tierhaltungen gemeldet werden.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.