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Abenteuer Familienzuwachs! – Hunde- und Katzengeburten

Sei es gewollt und geplant oder mehr oder weniger einfach so passiert. Vierbeiniger Nachwuchs steht an. Da ist die Aufregung groß, und als quasi angehendes Großelternteil möchte man als Tierbesitzer nichts falsch machen. Doch worauf muss man eigentlich achten? Wie läuft die Geburt normalerweise ab? Und wann müsste man eingreifen, wenn es Schwierigkeiten gibt und woran erkenne ich das dann? Brauche ich bestimme Utensilien, um gut vorbereitet zu sein?

Erschöpfte Mama mit einem Welpen.
Erschöpfte Mama mit einem Welpen. Foto: Jessica Leven

Fragen über Fragen! Eines gleich vorneweg, damit es auch ganz sicher beim Lesen in Erinnerung bleibt: Hunde- und Katzengeburten laufen in aller Regel sehr komplikationslos ab. Anders als beim Menschen bedarf es normalerweise keiner Hilfe von außen. Ganz im Gegenteil – fühlt sich das Tier zu sehr beobachtet oder greift man zu früh ein, irritiert das die werdende Mutter, und die Geburt gerät ins Stocken. Und dann kann es problematisch werden. Daher gilt, weniger ist mehr. Zurückhaltung ist angesagt, dann gibt es nur selten Schwierigkeiten.

Einzig manche Rassen neigen zu Komplikationen. Hierzu zählen vor allem die kurzköpfigen Individuen mit einem rundlichen Schädel. Die weiblichen Tiere haben oftmals ein zu enges Becken, als dass die dicken Köpfe der Welpen hier hindurch passen. Im schlechtesten Fall bleiben die Kleinen stecken. Besitzer trächtiger Muttertiere dieser Rassen sollten rechtzeitig das tierärztliche Gespräch suchen. In Ausnahmefällen kann es sogar besser sein, einen geplanten Kaiserschnitt durchzuführen, um zu vermeiden, dass es zu Totgeburten und anderen schwerwiegenden Komplikationen kommt. Glücklicherweise ist das eben nicht die Regel. Geburtsschwierigkeiten bei Hunden Katzen sind eher die Ausnahme.

Als Tierschutzorganisation stehen wir geplanten privaten Nachzuchten etwas kritisch gegenüber. Jeder so gezüchtete Welpe nimmt zumindest rein rechnerisch einem bereits lebenden Tier ein schönes Zuhause weg. Daher bitten wir unsere Mitglieder, geplanten Nachwuchs mit den eigenen Tieren sehr kritisch zu überdenken.

Chronologischer Ablauf einer Hunde- und Katzengeburt

Nach dem Deck-Akt beträgt die durchschnittliche Tragzeit bei Hündinnen und Kätzinnen in etwa 56 bis 66 Tage. Gegen Ende dieser Zeit ist es empfehlenswert, der werdenden Mutter ein spezielles Futter für tragende Tiere zu verabreichen. Ab jetzt füttert man auch besser mehrmals täglich kleinere Portionen, da die Welpen bereits viel Platz im Bauch einnehmen und somit dem Magen-Darm-Trakt weniger Raum zur Verfügung steht.

Ab dem zwanzigsten Tag der Trächtigkeit kann durch eine Ultraschalluntersuchung festgestellt werden, ob das Tier tatsächlich Nachwuchs bekommt, mittels Röntgen funktioniert das etwa ab der siebten Woche. Hierbei kann auch gut die Anzahl der zu erwartenden Welpen bestimmt werden.

Etwa vierzehn Tage vor dem errechneten Geburtstermin wird die Geburtsstätte eingerichtet. Geeignet ist eine gut gepolsterte Wurfkiste in einer ruhigen Ecke, die leicht zu reinigen ist. Am besten hat die Liegefläche seitlich etwas erhöhte Ränder, damit die Kleinen nicht herausfallen. Es muss ausreichend Platz für Mutter und Welpen vorhanden sein. Doch egal wieviel Mühe man sich gibt, es der Mama gemütlich zu machen, es kann dennoch sein, dass die werdende Mutter den für die Geburt geplanten Ort ablehnt, warum auch immer. Wenn dem so ist, muss man die Mutti ziehen lassen und ihr die Wahl der Geburtsstätte selbst überlassen. Sie weiß am besten, wo und wie sie gebären will, auch wenn wir eigentlich meinen, wir könnten doch ganz gut beurteilen, wie das bevorstehende Ereignis optimalerweise zu gestalten ist. Doch zum einen ist es nicht unsere Geburt, und zum anderen gilt es, jedes Unwohlsein der werdenden Mutter zu vermeiden. Daher liegt die Ortswahl eindeutig bei ihr, auch wenn es auf einen Platz im hinterletzten Schrank zwischen Schals, Socken und Mützen hinausläuft.

Die perfekte Umgebungstemperatur zur Geburt liegt bei kuschelig warmen 28-30 °C. Dies erreicht man durch Einheizen, eventuell begleitet von zusätzlichem Rotlicht und Wärmflaschen. Doch aufgepasst, zur Überhitzung oder Austrocknung der Welpen darf es dabei nicht kommen. Saubere, weiche Handtücher, lauwarmes Wasser mit Waschlappen in greifbarer Nähe können nützlich sein, um die Kleinen bei Bedarf zu reinigen und trocken zu rubbeln oder um Fruchtwasser aufzunehmen. Für den Ernstfall richtet man eine Transportbox her, und klärt ab, welcher Tierarzt im Bedarfsfall auch nachts erreichbar wäre.

Um besser einschätzen zu können, wann es denn endlich losgeht, darf ab dem 54. Tag der Trächtigkeit bei Tieren, die dies gewohnt sind, mit einem herkömmlichen Fieberthermometer die Temperatur gemessen werden.

In der Regel kommt es 24 Stunden vor der nahenden Geburt zu einem Temperaturabfall um 1°C. Damit beginnt die so genannte Eröffnungsphase. Das Tier wird unruhig, hechelt oder scharrt auf seinen Decken. Steigt die Temperatur wieder an, beginnt die Austreibungsphase. Es tritt klarer Ausfluss aus der Scheide aus. Innerhalb von zwei Stunden sollte nun der erste Welpe geboren werden. Ab jetzt erblickt spätestens alle zwei Stunden ein Jungtier das Licht der Welt, manchmal flutscht es im 30 Minutentakt. Nach dem ersten Welpen darf die Färbung der Ausflüsse ins Grünliche wechseln. Jede einzelne Geburt wird von einer Nachgeburt begleitet. Das Muttertier öffnet die Fruchthüllen eines jeden Welpen, und leckt ihn sauber. Das regt die Atemtätigkeit der Kleinen an und setzt die Verdauungsorgane in Gang. Im Rahmen dessen beißt die Mutter auch die Nabelschnur durch und frisst die Nachgeburt, die auf jeden Welpen folgt. Hakt es hier und bekommt sie die Hüllen nicht auf, darf man vorsichtig nachhelfen und die Fruchthüllen mit einreißen und das Kleine herauswickeln, damit es atmen kann. Insgesamt sollte die Geburt spätestens in 24 h Stunden abgeschlossen sein. Dauert es länger, stimmt etwas nicht, und es muss ein Tierarzt verständigt werden.

Permanente Kontrolle ist wichtig!

In den folgenden Tagen wiegt man die Welpen einmal täglich, um sicherzustellen, dass sie kontinuierlich zunehmen. Am besten man führt Buch und dokumentiert die Gewichte. Nimmt ein Jungtier nur wenig zu, darf man ihm mehrmals täglich helfen, einen Platz an den Zitzen zu ergattern und ihn auf diese Weise unterstützen. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, bei der Mutter regelmäßig Temperatur zu messen und das Gesäuge zu kontrollieren. Keine Zitze sollte rot und schmerzhaft sein. Nach etwa 14 Tagen sistiert der bis zu diesem Zeitpunkt physiologische Ausfluss aus der Scheide. Während des Stillens, in der Fachsprache Laktation genannt, bekommt die geforderte Mutter ein besonders darauf ausgerichtetes Futter. Je größer die Kleinen werden, umso turbulenter geht es nun Zuhause zu. Langeweile kommt in den nächsten Wochen ab jetzt garantiert keine mehr auf.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.