Der 45-jährige Frank S. erzählte uns auch seine persönliche Geschichte. Wie er vor einigen Jahren angeblich unverschuldet arbeitslos wurde, in ein tiefes Loch fiel, zu Trinken begann. Die Töchter wünschten sich Kaninchen, aber die beiden in der Zoohandlung gekauften Tiere waren keine Weibchen, sondern ein Pärchen. Der Nachwuchs wurde behalten, vermehrte sich munter, weitere Kaninchen wurden aufgenommen und so waren es am Ende 122 Tiere. Um den Bestand einigermaßen im Rahmen zu halten, mussten die Babys schließlich verkauft werden – das Geschäft mit den Tieren begann. Aber die Geschichte von Frank S. handelt auch von hohen Schulden, diversen Konflikten mit dem Gesetz und einer zerbrochenen Liebesbeziehung. Eine menschliche Tragödie, berufliches und privates Scheitern. Da boten die Tiere eine vermeintliche Zukunftsperspektive, Beschäftigung, ein gewisses Einkommen und ein Entrinnen aus der unerträglichen Bedeutungslosigkeit. Als „Kaninchen-Frank“ war man wer, war wichtig, wurde angerufen, hatte Termine. Vor allem die durch die Kaninchenbabys hervorgerufene Aufmerksamkeit bei den regelrecht inszenierten Aufritten in der Öffentlichkeit muss Frank S. sehr gefallen haben. Bei allem Verständnis für die menschliche Komponente des Dramas ging es uns jedoch in erster Linie um die Kaninchen, denen der Tiersammler ohne vernünftigen Grund Schmerzen und Leiden zugefügt hat.
Vor allem hinsichtlich der ständig steigenden Temperaturen musste den Balkon-Kaninchen schnell geholfen werden. Wir nahmen Kontakt mit dem zuständigen Veterinäramt auf. Dort war Kaninchen-Frank kein Unbekannter. Dass sich der Tierhalter offensichtlich nicht an die bereits erteilten Auflagen hielt, veranlasste den Amtstierarzt zu einer schnellen und konsequenten Aktion: Noch am gleichen Tag wurde der gesamte Kaninchenbestand beschlagnahmt und durch den amtlichen Tierfang in die Berliner Tiersammelstelle gebracht. Frank S. war zum Glück einsichtig und kooperativ, zeigte dem Amtstierarzt auch die in einer Kammer sowie in der Schublade im Sofa versteckten Kaninchenbabys, sodass tatsächlich alle Tiere problemlos abtransportiert werden konnten. „Kaninchen-Frank“ erhielt ein Tierhalteverbot für fünf Jahre mit Androhung eines Bußgeldes von 25.000 Euro bei Zuwiderhandlung. Das hat gewirkt.