Animal Hoarding | Tierschutzfälle mit Hunden

Animal Hoarding - Fall Brandenburg Prenzlau: Heike B. lebt mit zahlreichen Hunden, Katzen und Nutztieren auf ihrem verkommenen Anwesen

Seit 2001 sammelt und hortet Heike B. eine abnorm hohe Anzahl von Hunden, Katzen und diversen Nutztieren unter katastrophalen Bedingungen auf ihrem verkommenen Anwesen bei Prenzlau. aktion tier hat sich der Sache angenommen.

Kleine Hunde vor dem Haus
Die Tiere leben zwischen Müll und Dreck. Foto: aktion tier e.V.

Das Grundstück von Heike B. liegt, isoliert von der übrigen Wohnbebauung nahe Prenzlau. Hier lebt die 48-jährige Witwe mit einem ihrer zwei Söhne. Ein improvisierter Wirrwarr aus Tiergehegen umgibt das kleine, heruntergekommene Haus. Mitten im chaotischen Durcheinander aus Müll, alten Wohnwagen, kaputten Möbeln, Tierbehausungen und Haufen von Bauschutt leben etwa elf, zum Teil angekettete Großhunde wie Bernhardiner, Deutsche Doggen und Bobtails, rund 20 Kleinhunde mit Rassen wie Chihuahua, Dackel, Pinscher und Französisch Bulldog sowie zwei Minipigs und diverse Ziegen. Hinzu kommen Massen von Hühnern, Enten und Tauben, sowie einige Pfauen, Puten und Perlhühner. Meerschweinchen und Kaninchen fristen in abgedunkelten, übereinandergestapelten Ställen ihr trostloses Dasein, mehrere Katzen streifen herum. Das gesamte Gelände ist übersät von Tierknochen; als Fressnäpfe dienende, rostige Kochtöpfe sind leer, in kaputten Plastikeimern stehen dreckige Trinkwasserpfützen.

Auf der sich anschließenden, kahl gefressenen und verunkrauteten Weidefläche suchen etwa 50 Schafe und Ziegen, sowie mehrere Rinder, Kälber, Lamas und ein Esel nach den letzten verwertbaren Grashalmen. Als Stall dient ein ausrangierter, rostiger Wohnwagen. Dieses Leben auf einer Müllhalde findet unter den Augen der Öffentlichkeit statt. Ein Weg führt am Anwesen vorbei, alles ist relativ gut von außen einsehbar. Dem Auge verborgen bleibt jedoch das Innere des alten, rund 80 qm großen Hauses. Dank aktueller Fotos, die aktion tier anonym zugeleitet wurden, wissen wir nun auch, welch katastrophale Zustände innerhalb des Hauses der Tiersammlerin Heike B. herrschen. In miserabelsten hygienischen Verhältnissen leben hier anscheinend mindestens weitere acht Kleinhunde, zum Teil frei zwischen kaputtem Mobiliar, Bergen von Müll, fauligen Fleischresten und dreckigem Geschirr herumlaufend, zum Teil aber auch ohne Wasser und Futter in winzigen Käfigen eingesperrt. Im Obergeschoss werden offenbar zwei Katzen gehalten, von denen eine augenscheinlich sehr krank ist.

Es ist mehr als offensichtlich, dass die arbeitslose Frau B. durch die Anhäufung einer derart unüberschaubaren Menge von Tieren verschiedenster Arten die Mindeststandards der Tierhaltung, selbst wenn sie wollte, gar nicht mehr einhalten kann. In der Folge sind sowohl ihr eigener Wohnbereich, als auch sämtliche Aufenthaltsbereiche der Tiere mit Kot, Abfall und Müll verschmutzt, der Tierbestand ist erheblich vernachlässigt, teilweise verletzt oder krank, die Ernährung ist mangelhaft. Wie allen Tiermessies fehlt jedoch auch Heike B. die Einsicht, dass ihre Tierhaltung Tierquälerei ist.

Umso mehr verwundert die Einschätzung des zuständigen Amtstierarztes Herr Dr. Wendlandt, der, unter dem Druck von aktion tier, Ende Juni dieses Jahres eine Kontrolle durchführt. Sein Resümee: Den Tieren geht es soweit gut, es gibt viel Schlimmeres, sofortiges Eingreifen ist nicht erforderlich. Durch Auflagen wolle man den einen oder anderen Missstand beheben.

Dabei ist Heike B. den Behörden seit Jahren bekannt. Seit 2003 kontrolliert Herr Dr. Wendlandt angeblich regelmäßig die private Tierhaltung, hat bereits mehrfach Auflagen erteilt. So schreibt er in einem aktion tier vorliegenden Kontrollbericht vom März 2007, dass Frau B. die Hundehaltung nicht mehr ausreichend überschaut, da sie die genaue Anzahl ihrer Hunde nicht kennt. Er schlug damals vor, die Anzahl der Hunde von 69 auf zehn zu reduzieren. Daraufhin gibt die Witwe einige Hunde an ein Duisburger Tierheim ab. Da sich die Zustände jedoch nicht verbessern und örtliche Tierschützer immer wieder Anzeige erstatten, muss Heike B. im Herbst 2007 insgesamt 22 ihrer damals 51 Hunde dem benachbarten Tierheim übereignen. Macht 29 Hunde im Jahr 2007. Unter den Augen der angeblich kontrollierenden und auf Reduzierung bestehenden Behörde stockt sie dann jedoch bis heute ihren Hundebestand wieder auf 40 Tiere auf. Auch die gesammelten Tierarten wechseln in regelmäßigen Abständen, was den Amtstierarzt ebenfalls nicht zu stören scheint. Waren es in 2007 neben den Hunden und Katzen vor allem diverse exotische Vögel in Käfigen sowie eine Herde Kleinpferde und Esel, so sind es heute Schafe, Ziegen, Rinder, Lamas sowie diverse Geflügelrassen. Eine größere Anzahl von Pferden und Eseln wurde damals angeblich von einer Prenzlauer Rossschlächterei abgeholt. Was aus den Ziervögeln geworden ist, kann der zuständige Tierarzt trotz Kontrollbuch nicht sagen. Die leeren Käfige liegen immer noch auf dem Gelände verstreut herum.

aktion tier ist der Meinung, dass allein die von außen für jedermann erkennbaren Defizite in der Tierhaltung Grund genug sind, den gesamten Tierbestand gemäß § 16a Tierschutzgesetz sofort zu beschlagnahmen und konsequenterweise ein Tierhalte und -betreuungsverbot auszusprechen. Es ist weder nachvollzieh- noch akzeptierbar, dass die zuständige Behörde Heike B. zwar als krankhafte Tiersammlerin einschätzt, trotzdem auch nach sieben Jahren immer noch glaubt, allein mit Auflagen Herr der Lage zu werden. aktion tier hat sofort Strafanzeige gegen Frau B. bei der Staatsanwaltschaft Neuruppin gestellt.

Da der zuständige Amtstierarzt Dr. Wendlandt die ihm durch uns angezeigten, gravierenden Verstöße gegen Tierschutzvorschriften nicht konsequent und sofort unterbunden hat, wozu er gemäß § 16 a Tierschutzgesetz verpflichtet wäre, haben wir außerdem eine Strafanzeige wegen Unterlassung erstattet.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.