Das Grundstück von Heike B. liegt, isoliert von der übrigen Wohnbebauung nahe Prenzlau. Hier lebt die 48-jährige Witwe mit einem ihrer zwei Söhne. Ein improvisierter Wirrwarr aus Tiergehegen umgibt das kleine, heruntergekommene Haus. Mitten im chaotischen Durcheinander aus Müll, alten Wohnwagen, kaputten Möbeln, Tierbehausungen und Haufen von Bauschutt leben etwa elf, zum Teil angekettete Großhunde wie Bernhardiner, Deutsche Doggen und Bobtails, rund 20 Kleinhunde mit Rassen wie Chihuahua, Dackel, Pinscher und Französisch Bulldog sowie zwei Minipigs und diverse Ziegen. Hinzu kommen Massen von Hühnern, Enten und Tauben, sowie einige Pfauen, Puten und Perlhühner. Meerschweinchen und Kaninchen fristen in abgedunkelten, übereinandergestapelten Ställen ihr trostloses Dasein, mehrere Katzen streifen herum. Das gesamte Gelände ist übersät von Tierknochen; als Fressnäpfe dienende, rostige Kochtöpfe sind leer, in kaputten Plastikeimern stehen dreckige Trinkwasserpfützen.
Auf der sich anschließenden, kahl gefressenen und verunkrauteten Weidefläche suchen etwa 50 Schafe und Ziegen, sowie mehrere Rinder, Kälber, Lamas und ein Esel nach den letzten verwertbaren Grashalmen. Als Stall dient ein ausrangierter, rostiger Wohnwagen. Dieses Leben auf einer Müllhalde findet unter den Augen der Öffentlichkeit statt. Ein Weg führt am Anwesen vorbei, alles ist relativ gut von außen einsehbar. Dem Auge verborgen bleibt jedoch das Innere des alten, rund 80 qm großen Hauses. Dank aktueller Fotos, die aktion tier anonym zugeleitet wurden, wissen wir nun auch, welch katastrophale Zustände innerhalb des Hauses der Tiersammlerin Heike B. herrschen. In miserabelsten hygienischen Verhältnissen leben hier anscheinend mindestens weitere acht Kleinhunde, zum Teil frei zwischen kaputtem Mobiliar, Bergen von Müll, fauligen Fleischresten und dreckigem Geschirr herumlaufend, zum Teil aber auch ohne Wasser und Futter in winzigen Käfigen eingesperrt. Im Obergeschoss werden offenbar zwei Katzen gehalten, von denen eine augenscheinlich sehr krank ist.
Es ist mehr als offensichtlich, dass die arbeitslose Frau B. durch die Anhäufung einer derart unüberschaubaren Menge von Tieren verschiedenster Arten die Mindeststandards der Tierhaltung, selbst wenn sie wollte, gar nicht mehr einhalten kann. In der Folge sind sowohl ihr eigener Wohnbereich, als auch sämtliche Aufenthaltsbereiche der Tiere mit Kot, Abfall und Müll verschmutzt, der Tierbestand ist erheblich vernachlässigt, teilweise verletzt oder krank, die Ernährung ist mangelhaft. Wie allen Tiermessies fehlt jedoch auch Heike B. die Einsicht, dass ihre Tierhaltung Tierquälerei ist.
Umso mehr verwundert die Einschätzung des zuständigen Amtstierarztes Herr Dr. Wendlandt, der, unter dem Druck von aktion tier, Ende Juni dieses Jahres eine Kontrolle durchführt. Sein Resümee: Den Tieren geht es soweit gut, es gibt viel Schlimmeres, sofortiges Eingreifen ist nicht erforderlich. Durch Auflagen wolle man den einen oder anderen Missstand beheben.