Animal Hoarding | Tierschutzfälle mit Katzen

Animal Hoarding- Fall Freising: Skrupellose Züchterin hält fast 60 kranke Katzen

Es begann damit, dass sich Gabi P. aus Freising beim Münchner Kitty-Forum von aktion tier meldete und angab, sie hätte ganz viele Streunerkatzen entdeckt, mindestens 30-40 Tiere, die kastriert werden müssten und die auch zum Teil ziemlich krank wären.

Katzen im Haus von Frau P.
50-60 Katzen lebten bei Frau P. in Freisingen. Foto: aktion tier e.V.

Und weil die Tiere so krank und arm dran wären, hätte sie die Katzen in ihr Haus mitgenommen. Irgendwie kam mir die Geschichte komisch vor und ich rief beim zuständigen Veterinäramt an, ob Gabi P. dort bekannt sei und inwieweit die Geschichte stimme, die sie mir auftischte.

Mein Gefühl war richtig, Gabi P. war dort keine Unbekannte. Es war bekannt, dass sie die Streunerkatzen nicht zum Zwecke der Kastration einfing, sondern sie sammelte junge oder auch sehr hübsche langhaarige Streunerkatzen ein und behielt sie bei sich, um die Tiere entweder zu verkaufen oder mit ihnen zu züchten. Doch mittlerweile war ihr der Bestand über den Kopf gewachsen. Eindringlich bat die Amtstierärztin um Unterstützung in diesem Fall. Ganz dubios wurde die Geschichte, als die Freisinger Katzensammlerin anrief und darum bat, dass man ihr am nächsten Tag fünf schwerkranke Katzen einschläfern möge. Wir machten einen Termin mit ihr aus unter dem Vorwand, dass wir die schwerkranken Samtpfoten selbst abholen würden.

Als wir ankamen, empfing uns Gabi P. äußerst aufgeregt. Endlich habe scheinbar jemand erkannt, dass sie eine große Tierschützerin sei. Wir machten gute Miene zum bösen Spiel, denn wir wollten möglichst viele kranke Katzen aus dem Haus von Frau P. holen. Im Haus schlug uns ein atemraubender Gestank entgegen. Überall sprangen und huschten Katzen herum, andere versteckten sich. Im Gang stapeln sich Gemüsepappkartons, die als Katzentoilette dienten oder als Schlafstätte für die Tiere. Es war kaum abzuschätzen, wie viele Katzen hier tatsächlich lebten, denn es gab auch noch verschlossene Zimmertüren, in denen nach Angaben der Hausbesitzerin frisch geworfene Katzenwelpen und schon ein paar Wochen alten Jungkatzen lebten. Um die sollten wir uns auch nicht kümmern, denn diese Tiere sollten durch Verkauf schließlich noch Geld in die Tasche von Gabi P. spülen. Wir schätzten die gesamte Tierpopulation auf ungefähr 50- 60 Katzen.

Dazu kam, wie wir von Gabi P. erfuhren, dass sie Ende Juni aus dem Einfamilienhaus ausziehen musste. So kam sie auf die Idee, aktion tier e.V. um Hilfe zu rufen, da ihr klar wurde, dass sie bis zum Auszugstermin die ca. 30 kranken Katzen nicht mehr Gewinn bringend verkaufen konnte. Die Tiere waren teilweise blind oder einäugig, viele hatten Darmparasiten, andere Katzenschnupfen. Ein Quarantänebereich bzw. eine Trennung von kranken und gesunden Tieren gab es nicht. Das Zimmer, das wir betreten durften, war völlig leer geräumt. Keinerlei Beschäftigungsmöglichkeiten waren für die Katzen vorhanden. Viele Katzen waren aufgrund fehlender Katzentoiletten unrein. Im Gang des Erdgeschosses lag Katzenkot in den Ecken. Wir nahmen zunächst 18 Katzen mit, darunter auch die, die auf Gabi P.s Wunsch gleich vor Ort eingeschläfert werden sollten, da diese Krankheitssymptome aufwiesen, die durchaus auszukurieren waren. Weitere Katzenpflegestationen holten in den nächsten Tagen noch mehr Katzen ab. Die Zeit drängte. Ich verblieb mit dem Veterinäramt so, dass aktion tier e.V. eine Anzeige gegen Gabi P. erstattete und das Veterinäramt dann eine Räumung vornehmen und die Katzen auf Pflegestellen verteilen würde. Eine Woche verging, aber nichts passierte. Ein erneuter Anruf an das Veterinäramt erging und mir wurde klipp und klar mitgeteilt, dass das Veterinäramt nun keine Veranlassung mehr sähe, die verbliebenen Katzen aus dem Haus zu holen. Mitgeteilt wurde ferner, dass gegen Gabi P. auch kein Tierhalteverbot ausgesprochen werde, da Gabi P. in den Zuständigkeitsbereich eines anderen Veterinäramtes umziehe.

Dafür zeigten die Medien wesentlich mehr Interesse an der Gesamtsituation als die Amtstierärzte. Einige Journalisten erzählten mir, dass Frau P. bereits vor vier Jahren unter anderem Namen und an einem anderen Ort durch ihre nicht zu kontrollierende krankhafte Sammelwut und dem Zulassen ungezügelten Weitervermehrens von Katzen als Animal Hoarderin dem gleichen Veterinäramt negativ aufgefallen war. Gabi P's Vorgehen folgte dabei immer dem gleichen Muster. Zunächst sammelte sie als selbst ernannte Tierretterin auf Bauernhöfen sogenannte Streunerkatzen ein, also völlig verwilderte Hauskatzen, die besonders hübsch oder langhaarig waren. Mit ihren eigenen Rassekatzen wurden die Streunerkatzen vermehrt. Ein ziemlich einträgliches Geschäft, wenn man bedenkt, dass Katzen zweimal im Jahr durchschnittlich vier Junge bekommen. Pro Katze wurde eine Schutzgebühr von 140,00 bis 200,00 EUR von den Katzenfreunden abkassiert.

Trotz Kenntnis von dem was auf dem Anwesen, welches Gabi P. bewohnte, mit den Tieren geschah, schritten die Freisinger Behörden nicht ein und ließen die sogenannte Tierschützerin entgegen allen Rechtsvorschriften weiter gewähren. Übrigens: Um die restlichen Katzen hat sich das Kitty Forum München von aktion tier gekümmert und die Tiere auf einige Pflegestellen verteilt. Jetzt plötzlich zeigte das Freisinger Veterinäramt Flagge und stand unmittelbar nach Abgabe der Katzen an die Pflegestellen frühmorgens vor deren Türen und führte Kontrollen durch.

Gabi P. ist mittlerweile in einen anderen Landkreis gezogen und hat, wie uns berichtet wurde, bereits wieder mit einer kleinen Zucht angefangen. Unser Hinweis an die Behörden, dass Gabi P. erneut züchtet und höchstwahrscheinlich wieder Tiere einsammelt, interessierte bisher niemanden. Wir werden aber die Angelegenheit weiter im Auge behalten.

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