Meerschweinchen | Ratgeber Tiermedizin

Babys ohne Chance auf Leben – Weisse Meerschweinchen

Sie sind mehr als niedlich anzuschauen: kleine, weiße Meerschweinchen-Babys. Doch was so zuckersüß daherkommt, ist leider meistens alles andere als gesund. Neugeborene weiße Meerschweinchen kommen mit Gendefekten auf die Welt.

Es sollte grundsätzlich auf die Zucht von Meerschweinchen verzichtet werden.
Es sollte grundsätzlich auf die Zucht von Meerschweinchen verzichtet werden. Foto: © AdobeStock/Ina

So fehlen ihnen beispielsweise die Zähne, sie sind blind und oder taub. Bei manchen ist die Schädel- oder die Bauchdecke nicht geschlossen, andere haben verkümmerte Gliedmaßen. Auch Schäden an den inneren Organen sind nicht selten. Oft sind die Kleinen nicht lebensfähig und versterben bald nach der Geburt, nach einem kurzen, aber heftigen Leidensweg.

Doch fangen wir von vorne an. Wie kann es so weit kommen? Welche Umstände sind dafür verantwortlich? Und was muss getan werden, damit gesunder MeerschweinchenNachwuchs das Licht der Welt erblickt? Die Antwort ist relativ einfach. Bei Meerschweinchen muss genau darauf geachtet werden, welches Elternteil mit wem verpaart wird. Hierbei kommt der Fellfarbe eine besondere Bedeutung zu. Gefährlich wird es immer, wenn im Fell weiße oder cremefarbene Areale zu erkennen sind. Diese Tiere könnten Träger des so genannten Roan-Gens sein. Es wird dominant vererbt. Sind sowohl Vater als auch Mutter Träger dieses Gens, führt dies zu weißem Nachwuchs, der dann leider die geschilderten Defekte ausbildet.

Weiße Meerschweinchen haben meist Gendefekte.
Weiße Meerschweinchen haben meist Gendefekte. Foto: © H. Kirk

Es gibt daher zwei Fellfarben für die Alarmstufe rot gilt: Dalmatiner und die Schimmel.

Dalmatiner und Schimmel verbindet die Tatsache, dass beide das gefährliche Gen tragen. Keinesfalls dürfen also Dalmatiner mit Dalmatinern und Schimmel mit Schimmeln, noch Dalmatiner mit Schimmeln verpaart werden. Aus einer solchen Kombination können nicht lebensfähige Jungtiere entstehen und auch für das Muttertier kann es richtig gefährlich werden, da der Geburtsvorgang unter Umständen nicht normal ablaufen kann. Doch wie erkenne ich eigentlich, ob mein Meerschweinchen ein Dalmatiner oder ein Schimmel ist? Die Dalmatiner unter den Meerschweinchen haben einen dunklen Kopf mit weißer Blesse, dunkle Füße meist in gleicher Farbe und einen weißen Körper mit möglichst regelmäßigen dunklen Tupfen. Ein Schimmel ist ein Meerschweinchen mit dunklem Kopf und dunklen Füßen, auch hierbei kann die Farbe variieren, das restliche Fell ist gleichmäßig weiß durchsetzt.

Laien sollten daher von der Zucht mit Schimmeln und Dalmatinern gänzlich Abstand nehmen und diese auch nicht mit scheinbar einfarbigen Tieren verpaaren. Ein cremefarbenes Tier kann beispielsweise Schimmelanteile enthalten, ohne dass sie wirklich erkennbar sind. Auch Schecken können Genträger sein, ohne dass es offensichtlich ist. Nur wenn der Stammbaum aller Elterntiere bekannt ist, kann man sich sicher sein, keine behinderten Jungtiere zu züchten. Aber unter uns Tierschützern ist ja eigentlich ohnehin klar, dass Züchtungen nicht sein müssen. Ab und an passiert mal ein „Unfall“, das ist fast nicht zu vermeiden. Doch speziell bei den genannten Fellfarben gilt es doppelt und dreifach vorsichtig zu sein, um großes Tierleid zu verhindern. Getrenntgeschlechtliche, unkastrierte Tiere sollte man lieber zu früh als zu spät trennen und in unterschiedlichen Arealen unterbringen.

Unsere Broschüre zur Kampagne können sie hier herunterladen.

Kampagnenbroschüre „Mein Kind wünscht sich ein Tier“

Zum Thema „Meerschweinchen sind kein Kinderspielzeug“ und zu anderen Themen wie Hunde- und Katzenhaltung, und warum aktion tier gegen die Haltung von Reptilien ist, lesen Sie in der anschaulichen Broschüre „Mein Kind wünscht sich ein Haustier“, ein guter Ratgeber für Eltern, deren Kinder einen Haustierwunsch haben.Die Broschüre können Sie kostenfrei im aktion tier Shop unter www. shop.aktiontier.org, telefonisch unter 030 306211155 oder per E-Mail unter berlin@aktiontier.org bestellen. Alternativ können Sie sich die Broschüre hier herunterladen.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.