Kitty Forum München | Projekt Kitty | Ratgeber Tiermedizin

Behandlung scheuer Tiere: Das Blasrohr machts möglich

Das Blasrohr eignet sich besonders zur Behandlung scheuer Tiere, wie zum Beispiel Straßenkatzen. Mit seiner Hilfe können Medikamente aus der Ferne verabreicht werden, ohne, dass das Tier festgehalten werden muss.

Auch bei Hunden kann das Blasrohr Einsatz finden. Foto: © T. Hölscher

Besonders für wildlebende Tiere ist das Fixieren eine stressige Situation, die auf diese Weise umgangen werden kann. Narkosen, Impfungen und verschiedene Medikamente können über die Distanz injiziert werden und außer einem kurzen Schreck, wenn "der Piks" kommt, merkt das Tier nichts. Das Verhältnis zu Menschen wird auf diese Weise nicht negativ belastet und auch der Zweibeiner hat etwas davon: Er ist vor Bissen geschützt.

Der ängstliche Hunde wurde mit dem Pfeil getroffen. Foto: © T. Hölscher

Die Anwendung sieht spektakulär aus, ist aber mit etwas Übung für jeden Tierarzt erlern- und damit umsetzbar. Man denke nur an das "Kügelchen schießen" früher im Klassenzimmer, nach einer kurzen Trainingsphase saß auch hier fast jeder Schuss.
 

aktion tier Tierärztin Dr. Tina Hölscher ist im Großraum München unter anderem für das Straßenkatzen-Hilfsprojekt "Kitty" unterwegs.

Im Rahmen dessen erwies ihr ihre Fähigkeit, mit dem Blasrohr schießen zu können, bereits viele Male gute Dienste. Denn Straßenkatzen sind sehr scheu und mitunter nur sehr schwer einzufangen. Um den Tieren dennoch eine medizinische Behandlung zu ermöglichen sowie den Stress zu reduzieren, ist der Einsatz des Blasrohrs eine sehr gute Möglichkeit.

Das nötige Zubehör gibt es im Tierarzthandel. Für einige hundert Euro erhält man ein komplettes Set inklusive Pfeile und Blasrohr. Videos, wie genau die Pfeile funktionieren und befüllt werden, findet man im Internet. Für Übungsschüsse reicht eine selbst gebastelte Zielscheibe vollkommen aus. Trainiert wird am besten mit Pfeilen, die mit Kochsalzlösung beladen sind, da sie dann die gleichen Flugeigenschaften aufweisen wie medikamentenhaltige Pfeile.

Zielen sollte man immer auf das hintere Körperdrittel, um zu verhindern, dass man sensible Körperteile wie die Augen oder die Lunge trifft. Das betreffende Tier muss irgendwo einzeln sitzen, damit nicht versehentlich ein Artgenosse oder noch schlimmer ein Mensch getroffen wird. Beim Ansitzen, bis man denn dann zum idealen Schuss kommt, ist manchmal etwas Geduld gefragt. Geht mal ein Pfeil daneben, ist das kein Drama. Übung macht den Meister. Auch beim Blasrohrschießen.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.