Ratgeber Tiermedizin

Der gefährlichste Parasit Europas – Kleiner Fuchsbandwurm

Eine Studie belegt: In einigen Regionen Deutschlands ist jeder fünfte Fuchs Träger und damit Ausscheider des Kleinen Fuchsbandwurms. Der heißt so, weil er lediglich drei Millimeter groß ist. Umso dramatischer aber seine Auswirkung. Der Fuchsbandwurm gilt als der gefährlichste Parasit Mitteleuropas. Doch warum ist dieser Wurm auch für Menschen so bedrohlich, obwohl die doch gar keinen Kontakt mit Füchsen haben?

Der Fuchs - unfreiwilliger Hauptwirt des Kleinen Fuchsbandwurms.
Der Fuchs - unfreiwilliger Hauptwirt des Kleinen Fuchsbandwurms. Foto: Alexas_Fotos / Lizenz: https://pixabay.com/de/service/license/

Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist der Auslöser der alveolären (bläschenartigen) Echinokokkose, einer lebensgefährlichen Wurmerkrankung des Menschen. Füchse scheiden mit dem Kot unverdaute Pflanzenteile und gleichzeitig Bandwurmeier aus. Beides wird wiederum von Mäusen gefressen. Dieser Abschnitt bildet den Anfang der Infektionskette. Wird dann ein auf diese Weise infiziertes Mäuschen Opfer einer Katze oder eines Hundes, steckt der kleine Nager unser Haustier an. So kommt der Fuchsbandwurm in menschliche Behausungen. Durch das enge Zusammenleben von Menschen und Tieren ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung auf den Zweibeiner groß. 

Einen weiteren Infektionsweg stellt der Verzehr von Wildfrüchten, Kräutern, Gemüse oder Salat dar. Alles, was vom Fuchs berührt worden sein kann, muss gründlich gewaschen oder besser noch auf über 60°C erhitzt werden, bevor es gegessen wird, raten Experten. Dann erst ist die Gefahr gebannt. Beeren einzufrieren, bringt im Übrigen nichts. Der Erreger verträgt problemlos Temperaturen unter dem Gefrierpunkt über viele Wochen.

Übertragungswege des Fuchsbandwurmes
Erste Symptome eines Fuchsbandwurmbefalls stellen sich manchmal erst Jahre nach der Infektion ein. Meist beginnt es mit Schmerzen oder Druckgefühl im Oberbauch. Später kommen Mattigkeit und Gewichtsverlust hinzu. Auch Blutarmut oder Gelbsucht können Krankheitsanzeichen sein. Ohne Behandlung endet die Infektion tödlich. Foto: BfT Bundesverband für Tiergesundheit e.V.

Tierbesitzer können zwischen zwei möglichen Wegen zur Prophylaxe wählen.

Zum einen kann der Tierhalter seinem Vierbeiner regelmäßig eine Entwurmung verabreichen. Dies kann in Form von Tabletten oder Spot on-Präparaten geschehen. Wenn er das aber nicht möchte, steht ihm eine etwas aufwändigere Alternative offen. Er kann genauso gut den Kot seines Lieblings untersuchen lassen. Vor allem Tierbesitzer, deren Haustiere regelmäßig Kontakt mit Nagetieren haben oder die sich häufig in Gebieten aufhalten, in denen Füchse verkehren, sollten an eine dieser vorbeugenden Maßnahmen denken. Somit schützen sie ihr Haustier und in einem Atemzug alle Familienmitglieder, die mit im Haushalt leben, vor dem gefährlichen Parasiten.

Jagt Ihre Katze oder Ihr Hund häufig Mäuse, dann sollten Sie Ihr Haustier regelmäßig entwurmen.
Jagt Ihre Katze oder Ihr Hund häufig Mäuse, dann sollten Sie Ihr Haustier regelmäßig entwurmen. Foto: Alexas_Fotos Pixabay

Unsicherheitsfaktor Entwurmung – notwendig und wenn ja, wie oft?

Warum kann einem eigentlich keiner klar sagen, wann und in welchem Abstand Hunde und Katzen entwurmt werden sollten? Die Empfehlungen schwanken zwischen „alle drei Monate“ und „überhaupt nicht“. Wie soll sich da einer auskennen?

Die Antwort auf diese Frage ist simpel: Das Entwurmungsschema sollte in jedem Einzelfall an die Lebenssituation des Haustieres und an die seiner Halter angepasst werden. Einen einzelnen Rhythmus, der für alle passt, den gibt es schlichtweg nicht. Dies liegt vor allem daran, dass eine Entwurmung im Gegensatz zu einer Impfung nicht vor zukünftigen Wurminfektionen schützt. Ein Präparat gegen Würmer tötet immer nur die aktuell im Tier vorhandenen Parasiten ab. Deshalb müssen Tierarzt und Besitzer gemeinsam abwägen, wie groß die Wahrscheinlichkeit eines Wurmbefalls zum momentanen Zeitpunkt jeweils ist und wie gefährlich dieser Befall für die Umgebung sein kann. Kommt man zu dem Schluss, die Wahrscheinlichkeit ist eher hoch, entwurmt man. Ist ein Befall nahezu ausgeschlossen, kann man darauf verzichten.

Um dies zu entscheiden, müssen folgende Fragen erörtert werden:

  • Hat das Tier Freigang? Im Freien ist die Chance ungleich größer, sich mit Würmern zu infizieren als innerhalb der Wohnung.
  • Fängt die Katze Mäuse, oder buddelt der Hund Mäuse gerne aus? Auch für diese Kandidaten erhöht sich das Infektionsrisiko.
  • Frisst das Tier Kot von anderen Tieren oder Menschen, wo es sich anstecken könnte?
  • Leben immungeschwächte Personen (Babys, Senioren oder HIVPatienten) mit im Haushalt, für die ein Wurmbefall besonders gefährlich wäre?
  • Leben Kleinkinder oder Schwangere in der Nähe des Vierbeiners, die ebenfalls besonders zu schützen sind?
  • War das Tier im Ausland? Hier kann es sich den Herzwurm eingefangen haben.
  • Hatte das Tier Flöhe? Diese übertragen den Gurkenkernbandwurm.
  • Wird der Hund auf der Jagd eingesetzt? Wildtiere leiden oft unter einer hohen Parasitenbürde und stecken unsere Haustiere an.
  • Frisst der Vierbeiner ab und an Gras? Hierdurch kann er sich mit dem Lungenwurm infizieren.

Je mehr dieser Fragen der Tierhalter mit „Ja“ beantwortet, desto kürzer müssen die Intervalle, in denen entwurmt wird, gewählt werden. Können alle Fragen mit „Nein“ abgehandelt werden, reicht eine jährliche Entwurmung, weil die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist, dass das Haustier Parasiten in sich trägt. Und wenn doch, gefährdet es wenigstens keinen immungeschwächten Menschen in seiner Umgebung. Tiere mit einem hohen Risiko oder in der Nähe gefährdeter Personen sollten hingegen aber tatsächlich alle drei Monate entwurmt werden.

Grundsätzlich gilt: Alternativ zur Entwurmung kann immer auch der Stuhl des Tieres untersucht werden, um einen Parasitenbefall auszuschließen. Hierfür braucht der Tierarzt eine sogenannte Sammelkotprobe, weil die Würmer und deren Eier intermittierend ausgeschieden werden. Das heißt auf gut deutsch: mal sind welche drin, mal nicht. Sehen kann man vor allem die Eier nicht, dazu sind sie zu klein. Um sicherzugehen, dass man auch Parasiten findet, wenn das Tier tatsächlich unter einem Wurmbefall leidet, bedarf es deshalb mehrerer Proben. Das heißt, der Besitzer muss an drei aufeinanderfolgenden Tagen Kot einsammeln und diese drei Proben am letzten Tag zum Tierarzt bringen, der sie dann entweder selbst untersucht oder ins Labor schickt.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.