Bevorzugt werden auch Laubwälder, wogegen Nadelwälder seltener aufgesucht werden. Grünspechte erreichen eine Länge von 31 cm und eine beachtliche Flügelspannweite von 52 cm. Sie haben ein olivgrünes Federkleid und man erkennt sie auch leicht an der schwarzen Augenmaske und dem schwarzen Bartstreif der sich bis an die Schnabelwinkel hinzieht. Beim Männchen ist die innere Zone des Bartstreifes rot. Auffällig ist auch der grünlichgelbe, besonders im Flug auffallende Bürzel. Junge Grünspechte haben diese Erkennungsmerkmale deutlich weniger stark ausgebildet. Sie sind oben gefleckt und heller, das Schwarz der Augenumgebung und des Bartstreifes ist weniger auffällig.
Der Grünspecht kann seine klebrige Zungenspitze 10cm über die Schnabelspitze hervorschnellen
Im Gegensatz zu anderen Spechten trommelt der Grünspecht recht selten. Als typischer Erdspecht sucht er seine Nahrung am Boden und erbeutet dort hauptsächlich Ameisen aller Art, jedoch verschmäht er andere Insekten und auch Baumsamen nicht. Mit seiner langen, an der Spitze klebrigen Zunge, die bis zu 10 cm über die Schnabelspitze vorschnellen kann, erbeutet er vorwiegend Ameisen und deren Puppen. Speicheldrüsen, welche die Scheide am Schnabelansatz umgeben, überziehen die Zungenspitze mit klebrigem Schleim, so dass der Specht seine Beute mühelos hervorziehen kann. Grünspechte halten sich während des ganzen Jahres im Brutgebiet auf. Im Winter leben sie bei uns vor allem von der Roten Waldameise. Sind die Haufen gefroren, haben die Spechte einige Mühe bis sie diese wichtige Nahrungsquelle erreichen. Sie müssen fast bis zu 1 m tiefe Löcher hacken, um an die Hauptnahrung zu gelangen. Kälte und schneereiche Winter dezimieren den Bestand erheblich, da diese Spechte kaum Futterstellen aufsuchen. Eher noch wagt sich der Grauspecht (Picus canus) an die Futterstellen und hilft sich dort über die nahrungsarme Zeit hinweg. Spechte sind leicht durch ihren wellenförmigen Flug zu erkennen. Auf dem Boden bewegen sie sich hüpfend fort.
Ende April/ Anfang Mai ist Brut- und Schlafhöhlenbau angesagt. Männchen und Weibchen zimmern gemeinsam diese Vogelkinderstube, meist nicht sehr hoch in Weichhölzern wie Espen, Linden und Obstbäumen. Nistmaterial wird nicht eingetragen. Das Paar bevorzugt jedoch modernde Stämme und weiches Holz. Sie wechseln sich ab beim Aushöhlen der birnenförmigen Bruthöhle wie auch beim Brüten und zur Futterbeschaffung. Bald liegen Ende April/Mai zwischen 4 und 9 weiße Eier im Nest, die von beiden Vögeln etwa 19 Tage lang bebrütet werden. Sie versorgen auch die erst noch nackten und blinden Nestlinge, die nach 18-21 Tagen flügge sind. Die Vogeleltern haben alle Schnäbel voll zu tun, um die Nahrung herbei zu schaffen. Diese besteht vorwiegend aus Ameisen, Käferlarven, Motten und anderen Insekten. Obwohl mehrheitlich Insektenfresser, nehmen sie auch hin und wieder Körner, Eicheln, Kirschen, Äpfel und andere Früchte auf. Ganz gewitzte unter den Grünspechten suchen auch – nicht zur Freude der Imker – Bienenstöcke auf und bedienen sich mit ihrer langen Zunge an Larven und Maden der nützlichen Honigerzeuger.
Nach Verlassen der Höhle, die oft mehrmals benutzt wird, werden die jungen Grünspechte von den Eltern noch etwa drei Wochen lang betreut. Ein Nachgelege ist möglich. Junge Grünspechte sind vor allem an ihrer dunkelgefleckten Unterseite zu erkennen. Im Gegensatz zum Grünspecht, den man zum Glück noch nicht als gefährdet einstuft, gilt der weniger bekannte Grauspecht (picus canus) in einigen Teilen Europas als gefährdet. Die Ursachen sind das Zerstören und Entwerten alter Waldbestände sowie die Aufforstung mit Nadelhölzern und die Zerschneidung und Verkleinerung der Lebensräume. Das sollte zu denken geben!