Hauskatzen

Echte Individualisten

Auf Samtpfoten schleichen sie sich in unser Leben. Ihr ruhiges und charmantes Wesen bezaubert und die anmutige Grazie zieht bewundernde Blicke auf sie. Die Katze hat Platz Eins der beliebtesten Haustiere in Deutschland eingenommen. Ihre feinen Antennen greifen beinahe unmittelbar jede Stimmung auf und ihre Individualität lässt sie zu einem einzigartigen Unikat werden. Doch gerade diese Individualität bringt auch besondere Herausforderungen für den Halter dieser Tiere mit.

Foto: © aktion tier Zossen, Brüning

Eines lässt sich relativ schnell aufklären: Katzen leben lieber mit einem Artgenossen zusammen als alleine. Ihrem Bedürfnis, sich alleine zurück ziehen zu wollen, können sie dennoch nachgehen – eben dann, wenn es ihnen beliebt. Auch in Single-Haushalten funktioniert eine „Menage à trois“ prima. Denn welcher Mensch hat schon permanent Zeit? Wie schön ist es dann, wenn sich Katzen gegenseitig als Gesellschaft haben. Auch die kleinen Rivalitätskämpfe, die durchaus immer mal wieder auftauchen können, schaden nicht. Im Gegenteil, es entspricht der Natur der Katze, sich einem Artgenossen entweder zu unterwerfen oder diesen eben zu dominieren. Von Katzen bewusst inszenierte kleine Jagden oder Anschleichmanöver an den Katzenkumpel machen zudem noch Spaß! In freier Wildbahn jagen Katzen normalerweise nur alleine. Doch jeder kennt sie – die nächtlichen Versammlungen regelrechter Katzenrotten, die lautstark, durch männliches Balzgehabe angeheizt, oft noch mehrere Straßenzüge entfernt zu hören sind. Meist geht es bei diesen nächtlichen Treffen um Rangordnungsverhältnisse und ein Kräftemessen. Allerdings sind genaue Gründe noch immer nicht hinreichend erforscht. Fakt ist jedenfalls, dass Katzen durchaus soziale Kontakte suchen. Wenn eine Katze als Haustier gewünscht wird, so ist es gerade berufstätigen Personen dringend zu empfehlen, eine paarweise Haltung in Betracht zu ziehen.

Hund und Katze – geht das?

Auch der Kontakt mit anderen Tieren kann mit Katzen wunderbar funktionieren. Werden Tiere von klein auf miteinander groß, ist zum Beispiel ein Zusammenleben von Hund und Katze meist gar kein Problem. Sind die Tiere schon älter, so sollte man ihnen einfach Zeit lassen und der Katze stets einen Raum für ihren Rückzug lassen. Erzfeinde sind sie, wie landläufig geglaubt wird, nicht. Es sind nur ihre Verhaltensmuster, die sich teilweise drastisch von einander unterscheiden. Das Wedeln des Schwanzes beim Hund als sein Zeichen der Freude und freundlichen Gesinnung, lässt bei der Katze kein gutes Gefühl zu. Denn in der Katzenwelt bedeutet dies: Vorsicht – Gefahr in Verzug! Natürlich kommt es grundsätzlich auf den Charakter beider Tierarten an, ob ein Zusammenleben leicht, schwer oder doch unmöglich ist. Jagdhunde beispielsweise sind in Bezug auf Katzen nicht immer unproblematisch. Als Halter sollte man sich darum bemühen, jede Form von aufkeimender Eifersucht zu vermeiden. Keiner der beiden darf zu kurz kommen.

Leben Kinder im Haushalt, gilt es im Umgang der Katze einige Dinge zu berücksichtigen. Grundsätzlich passen sich Katzen wunderbar ihrer jeweiligen Lebenssituation an. Denn wird es ihnen zu stressig, ziehen sie sich vorerst konsequent zurück. Kinder akzeptieren in der Regel ebenso die Selbstständigkeit einer Katze. Wenn sie dies nicht sofort tun, lernen sie es spätestens dann, wenn die Katze dies deutlich mit dem gefürchteten Pfotenhieb signalisiert. Allerdings steht es hier in der Pflicht der Eltern, ihre Kinder über das Verhalten von Katzen ausreichend aufzuklären. Das Hin- und Herbewegen des Schwanzes lässt beispielsweise den Rückschluss zu, dass die Katze sich nicht wirklich wohl fühlt. Nimmt man dann etwas Abstand von ihr, beruhigt sie sich meist wieder recht schnell. Das Aufplustern des Schwanzes, angelegte Ohren oder aber bösartiges Fauchen zeigen deutlich: „Lass mich in Ruhe!“. Kennt das Kind diese Anzeichen und respektiert es die Bedürfnisse des Tieres, zieht es nicht am Schwanz oder stört es beim Mittagsschlaf, können Kinder und Katzen die besten Freunde werden. Was den Haushalt betrifft, heißt es, auf Hygiene zu achten. Das tägliche Säubern des Katzenklos ist ohnehin Pflicht, da Katzen ein ausgeprägtes Rei n l ichkeitsbedürfnis haben. Aber auch das Entfernen der Katzenhaare von Polstern und Teppichen ist zu empfehlen – nicht nur der Optik wegen, sondern auch, um das häusliche Umfeld vor möglichen Tierhaarallergien zu schützen. Bei regelmäßiger tiermedizinischer Versorgung mit Wurmkuren und den nötigen Impfungen ist ein Zusammenleben von Kindern und Katzen aus hygienischer und gesundheitlicher Sicht problemlos und schenkt beiden Seiten viel Freude.

Schüchterne Grazie oder kämpferischer Draufgänger?

Es gibt die verschiedensten Katzenrassen oder -typen. Die einen sind temperamentvoller, andere scheinen nichts anderes als Schmusen im Sinn zu haben und wieder andere zeigen ihre Eigensinnigkeit und Keckheit mehr als deutlich. Den wahren Charakter einer bereits erwachsenen Katze wird man bei einem ersten Zusammentreffen nur schwerlich ausmachen. Aber Grundeigenschaften lassen sich feststellen. Kommt die Katze etwa direkt auf einen zugelaufen, scheint sie eine kontaktfreudige Natur zu haben.

Wir empfehlen jedem, der sich eine Katze anschaffen möchte, in das nächste Tierheim zu gehen. Denn Tausende von Stubentigern warten hier auf ein neues Zuhause. In Berlin hat aktion tier eine Katzenbaby- Station. Hier gibt es immer wieder kleine, süße Miezekatzen, die, von einer gefangenen Straßenkatze geboren, in der Station aufgenommen und handzahm werden. In den meisten Tierheimen finden sich aber eher die erwachsenen Tiere. Machen Sie mehrere Besuche, bevor Sie sich entscheiden. Lassen Sie auch der Katze die Möglichkeit, Sie besser kennen zu lernen und zu beschnuppern. Denn traurig ist es doch, wenn man erst Zuhause mit dem Tier feststellt, dass man doch nicht so sehr zusammen passt. Für die Katze beginnt dann die Tragödie einer erneuten Umstellung und das Vertrauen in die Menschen schrumpft noch ein bisschen mehr. Nehmen Sie sich also genügend Zeit und bedenken Sie, dass dieses Tier vermutlich eine schon bewegte Vergangenheit hinter sich hat.

Wenn Sie aber den Charakter einer Katze erst einmal erkannt haben, können Sie sich ganz auf die Bedürfnisse des Tieres einstellen. Das heißt natürlich nicht, dass Ihnen die Katze auf der Nase herumtanzen soll. Aber – es gilt stets eines zu bedenken: Großartige erzieherische Maßnahmen sind bei Katzen eher schwer möglich. Wer erwartet, dass die Katze auf jeden Zuruf kommt und wirklich niemals die Tapete ankratzt oder die Gardine raufläuft, der wird keine große Freude an diesem Haustier haben.

Kann man Katzen überhaupt erziehen?

Gerade die Eigensinnigkeit der Katze macht einen Teil ihres Charmes aus. Sie hat eben ihren eigenen Kopf und lässt sich nicht herum kommandieren. Andererseits sind Katzen aber durchaus gelehrig und ziemlich clever. Man darf natürlich nicht erwarten, dass sich Katzen erziehen lassen wie Hunde. Es gibt sicherlich Ausnahmen (so folgte die Katze meiner Freundin ihr auf Schritt und Tritt und kam prompt auf Zuruf), doch in der Regel lässt sich die Katze nichts befehlen. Es gilt selbstverständlich, dass eine Erziehung niemals von Aggressionen begleitet werden darf. Schläge sind absolut tabu. Auch lautes Schreien muss vermieden wer den, will man das Vertrauen der Katze nicht verlieren. Erfolgversprechend ist, so wie bei der Erziehung eines Hundes auch, Konsequenz und Lob. Auch Händeklatschen zur Ermahnung der Katze hat sich bewährt. Ein wenig rabiater ist der mögliche Einsatz einer Wasserpistole bei besonders sturen Kandidaten. Dies hört sich natürlich schon recht gemein an – aber im Prinzip ist nichts dagegen einzuwenden, sofern die Wasserpistole nur dann benutzt wird, wenn man die Katze „auf frischer Tat“ ertappt hat. Allerdings muss dringend darauf geachtet werden, dass Wasser nicht in die Ohren gelangt. Auch darf der Wasserstrahl selbst nicht zu hart sein. Der Überraschungseffekt aus dem Hinterhalt sorgt für ein Fluchtverhalten der Katze, die sich nach ein Paar Mal doch gründlicher überlegt, ob es ratsam ist, den Wohnzimmertisch zu betreten... Jeder Katzenbesitzer weiß meist allerdings gerade die „unerzogene“ Art der Katze zu schätzen. Auch dann ist ein Zusammenleben zwischen Mensch und Tier eine harmonische Sache.

Alexandra Pfitzmann

Redaktion "mensch & tier"