Haustiere

Ein Besuch im Katzencafé

Es ist ein verregneter Sonntagnachmittag in Berlin, als ich nach einem kleinen Spaziergang in einem Katzencafé lande.

Foto: © Sharon Ang, pixabay

Drinnen ist es freundlich und gemütlich in hellen Farben eingerichtet. Es plätschert sanfte Musik, etwa 30 Personen haben Platz. Wo man hinsieht – überall Katzen. Keine echten, sondern Bilder, Fotos und Deko.

Hier dreht sich auch optisch alles um die Katz`. Foto: © Ursula Bauer

Rück` mir nicht auf den Pelz

Außerdem gibt es hier viele Kratzbäume und -schlafplätze, aber keine Katzenklos. Die sind zum Glück um die Ecke außerhalb des Gastraumes. Aber wo sind jetzt die Miezen? Ich bestelle Kaffee und Kuchen, serviert in Geschirr mit, wer hätt´s gedacht, Katzendekor und studiere erst einmal die Benimmregeln. Im Grunde darf man hier alles machen, was die Samtpfoten mögen und tolerieren. Verboten sind Festhalten, am Schwanz ziehen, Hochnehmen, Füttern und beim Schlafen stören. Respekt vor dem Tier – finde ich gut!

Und wo sind jetzt die Miezen?

Aha, da springt ein rotgetigerter Kater auf den Tresen und mauzt die offensichtlich gelangweilte Servicekraft an. Ich schiebe den Gedanken an Katzenpopos auf Tischen und Arbeitsplatten schnell beiseite und konzentriere mich auf die Gäste, denn weitere Miezen sind nicht zu sehen.

Ein junger, asiatisch aussehender Mann ist ganz hingerissen und überschlägt sich in Versuchen, den roten Stubentiger zu streicheln. Kurz scheint es, als würde er das Verbot, die Tiere an sich zu drücken, ignorieren. Doch er beherrscht er sich im letzten Augenblick und steckt nur zaghaft eine Hand vor, welcher der Kater geschickt aber auch irgendwie gemein ausweicht.

Tut was für euer Fresschen

Ähnlich wie die desinteressierte Bedienung wissen auch die Katzen hier offensichtlich nicht, wer ihr Whiskas bezahlt. Kuchen und Getränke sind im Schnitt 2 Euro teurer als in einem „normalen“ Café mit dem Hinweis, die Mauzis müssten schließlich ernährt, untergebracht und regelmäßig vom Tierarzt untersucht werden. Kann man da nicht ein wenig mehr Engagement erwarten? Ein bisschen tierisches Entertainment?

Mit Speck fängt man Mäuse

Etwas Leben in die Bude kommt erst, also eine Frau, die vom Auftreten her wohl die Chefin ist, in den Gastraum kommt und eine Handvoll Trockenfutter auf den Boden wirft. Da sind sie plötzlich alle da, die 3 Cafékatzen. Neben der bereits gesichteten Roten kommen noch zwei identisch aussehende Tigerkatze angerannt und machen sich gierig über die Futterbröckchen her. Dass diese Maßnahme öfter nötig ist, zeigt die deutliche Leibesfülle der Tiere. Sie sehen gesund und gepflegt aus aber eben auch ziemlich pummelig.

Die 3 vom Café. Foto: © Ursula Bauer

Na endlich

Ein Vater mit seinem aufgeweckten, etwa 4jährigen Mädchen kommt erwartungsvoll herein und ich hoffe so sehr, dass die Katzen wissen, dass nun ihr Einsatz gefragt ist. Schließlich geht es um ein Kind, unsere Hoffnung und Zukunft. Der Rote verabschiedet sich aber gleich, schließlich ist er schon auf dem Tresen herumstolziert. Das müsste für heute reichen. Auch eine der Tiger-Pummelfeen muss dringend gehen, um die gerade gefressenen Breckies zu verdauen. Nur ihr optischer Zwilling macht einen guten Job und trägt tatsächlich ein kleines Stoffbällchen heran. Das Kind schaut auf, muss aber erst noch schnell sein riesiges Tortenstück verdrücken.

Inzwischen werfe ich das Bällchen der Katze zu, die es elegant zurückschleudert. Das Mädchen springt auf und so spielen wir glücklich eine ganze Weile „Katz-und-Ball“ bis Kind und Tier erschöpft sind und ich mich wieder hinaus in den Regen wage.

Wer hat das Katzencafé erfunden?

Das erste Kaffeehaus mit echten Katzen wurde 1998 in Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan eröffnet. In China und vor allem in Japan sind diese Einrichtungen sehr beliebt, da die Menschen dort traditionell viel arbeiten und vor allem in den Metropolen in beengten Wohnverhältnissen leben, so dass die Haltung eigener Katzen nur schwer möglich ist. In Deutschland findet man vor allem in Großstädten wie Köln, Hamburg, München und Berlin Katzencafés. Für besonders beliebte ist eine Reservierung erforderlich.

Die Idee der Katzencafés stammt aus Asien. Foto: © 99mimimi, pixabay

In meinen Augen keine Tierquälerei

Ich weiß nicht, ob meine Erfahrungen in diesem Katzencafe auf andere Einrichtungen dieser Art übertragbar sind. Am besten machen Sie, liebe Leser, sich selbst ein Bild. In meinem Fall wurden nur 3 Katzen in einem großen Raum mit vielen Schlaf- und Rückzugsmöglichkeiten gehalten. Außerdem konnten die Tiere nach Belieben in einen anderen hinteren Raum gehen, der für Gäste nicht zugänglich war. Es handelte sich auch nicht um Rassekatzen und schon gar nicht um Qualzuchten, sondern um ganz normale europäische „Wald-und-Wiesen-Mietzen“. Ich konnte keine Tierquälerei erkennen und denke, dass diese Samtpfoten mehr Pflege und Aufmerksamkeit erhalten als viele der 14 Millionen in Deutschland gehaltenen Privatkatzen.

Beim Putzen darf man nicht stören. Foto: © Ursula Bauer

Vorschriften und Kontrollen

Für den Betrieb einer solchen Einrichtung ist eine Genehmigung nach §11 des Tierschutzgesetzes erforderlich und es finden Kontrollen durch das Veterinäramt statt. Außerdem müssen diverse Auflagen hinsichtlich Tierwohl, Tiergesundheit und Lebensmittelhygiene eingehalten werden.

Meine Empfehlungen

Hygienefanatiker haben im Katzencafé keinen Spaß. Es wird zwar viel geputzt und desinfiziert aber dass Katzenhaare herumliegen, kann niemand verhindern. Und natürlich springen die Tiere auch auf Tische und Ablageflächen.

Katze auf dem Tisch - habe ich nicht erlebt, kommt aber vor. Foto: © Jay Bahc, pixabay

Man sollte auch nicht zu viele Erwartungen haben. Wer von einer Katze aktiv umschmust werden oder mit einem schnurrenden Fellknäuel auf dem Schoß seinen Kaffee genießen möchte, könnte enttäuscht werden. Ungeduldige Kinder, die die Verfügbarkeit von Tieren wie im Streichelzoo erwarten, reagieren wahrscheinlich auch eher genervt. Wer jedoch damit zufrieden ist, den Samtpfoten beim Schlafen oder Putzen zuzusehen, kann in einem Katzencafé durchaus eine gute Zeit haben.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.