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Erbrechen beim Hund – Vielfältige Ursachen

Der Schreck am Morgen ist groß. Am Boden findet sich eine grellgelbe Pfütze. Nach kurzem Rätseln ist klar, der Vierbeiner hat sich erbrochen. Was kann die Ursache sein? Muss ich jetzt sofort zum Tierarzt? Erbrechen kann durch viele Faktoren ausgelöst werden. Dabei ist die ganze Bandbreite drin, von harmlos bis übel.

Foto: © aktion tier, Dr. Hölscher

Schon leichte Reizungen der Magenschleimhaut, verursacht durch kleine Stressfaktoren wie ein Familienfest oder ein Umzug, können Vomitus, wie Erbrechen in der Fachsprache genannt wird, auslösen. Doch auch schlimme Gründe wie bösartige Tumore im Magen-Darm-Trakt können dazu führen, dass der Vierbeiner die Nahrung nicht bei sich behalten kann. Abgeschluckte Fremdkörper wie Spielzeugteile, Schnuller oder Stofffetzen können zum selben Ergebnis führen. Außerdem kommen Krankheitserreger wie Parasiten, Einzeller oder Bakterien und Viren als Auslöser in Betracht. Beim ersten Erbrechen muss jedenfalls nicht gleich vom Schlimmsten ausgegangen werden. Ist der Vierbeiner ansonsten fröhlich und gut gelaunt, dürfte die Ursache eher nicht dramatisch sein.

In jedem Fall ist zunächst Schonkost angesagt. Das bedeutet, man sollte nach einer Nahrungskarenz von einigen Stunden kleine Portionen leicht verdaulicher Nahrung verabreichen. Gut geeignet ist hierfür gekochter Reis, eventuell angereichert mit in Wasser gegartem Hühnerfleisch und Hüttenkäse. Fettreiche Nahrung ist während der Krankheitsphase tabu. Frisches Wasser sollte stets zur Verfügung stehen. Ergänzend kann eine Karottensuppe nach dem Rezept des Kinderarztes Moro (siehe unten) angeboten werden. Sie hilft besonders gut, wenn das Erbrechen durch Bakterien verursacht wird.

Karottensuppe nach Moro

Rezept: 

  • 500 Gramm Karotten 
  • 1 Liter Wasser 
  • 1 TL Salz 

Zubereitung: 

  • Karotten schälen und klein schneiden 
  • im Wasser ein bis eineinhalb Stunden kochen 
  • Pürieren 
  • mit abgekochtem Wasser auffüllen, bis die Konsistenz wie dicke Buttermilch ist 
  • Salz zugeben, fertig 

Tipp für Hundehalter von Tieren mit bekanntlich empfindlichem Magen: Würfel der fertig gekochten Suppe auf Vorrat einfrieren.

Ein Hundepatient erbrach sich über Monate ohne erkennbare Ursache. Erst die Endoskopie brachte Licht ins Dunkel. Der Hund hatte den Blasebalg-Quietscher eines Stofftieres verschluckt.
Ein Hundepatient erbrach sich über Monate ohne erkennbare Ursache. Erst die Endoskopie brachte Licht ins Dunkel. Der Hund hatte den Blasebalg-Quietscher eines Stofftieres verschluckt. Foto: © aktion tier, Dr. Hölscher

Wenig hilfreich hingegen bezüglich der Ursachenforschung ist das Aussehen dessen, was hervorgewürgt wird.

Den Tierarzt erreichen in diesem Zusammenhang häufig detaillierte Beschreibungen des Erbrochenen, gerne werden auch Fotos geschickt. Besonders eifrige Tierbesitzer sammeln den Brei bzw. Schaum ein und bringen ihn in die Praxis. Aufschluss gibt die Qualität des Sputums leider nur sehr bedingt. Man kann daraus zwar ableiten, ob nüchtern erbrochen wurde oder ob es sich um Futterbeimengungen handelt. Manchmal findet man auch Parasiten im Substrat. Blutanteile kann man bei der genaueren Untersuchung außerdem entdecken. Summa summarum kann man aus Farbe und Konsistenz aber maximal eine wage Verdachtsdiagnose ableiten, ein sicherer Befund, was der Auslöser für das Erbrechen war, ist mit Hilfe des Substrats jedoch selten möglich.

Mehr Aufschluss gibt die allgemeine Untersuchung, eventuell ergänzt durch ein Blutbild. Bei anhaltendem Erbrechen sind auch eine Stuhluntersuchung, Röntgen und Ultraschall hilfreich, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Kommt man auch hier nicht weiter, hilft nur noch die Endoskopie. Mit einer Kamera wird hier der Magen inspiziert, und bei Bedarf können Proben der Schleimhaut entnommen werden. Wenn das Erbrechen mehr als zwei Tage anhält und/oder das Tier einen schlappen Eindruck macht oder Schmerzen zu haben scheint, sollte natürlich umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden.

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.