Am Abend des 8. August 2019 wurde der ausgewachsene Fischadler am Dümmer See im Landkreis Diepholz aufgefunden und von Stationsleiter Klaus Meyer abgeholt. Sein Gefieder war stark von Blut verschmiert. Schnell fanden wir die Quelle des Blutes, zwei zu dem Zeitpunkt noch nicht weiter zu definierende Wunden an der linken Schwinge. Der kurz danach stattfindende Tierarztbesuch ergab Gewissheit und Erleichterung. Bei der Verletzung an der Armschwinge handelte es sich glücklicherweise nur um einen Bluterguss, und die starke Blutung an der Handschwinge wurde von einem abgebrochenen Blutkiel verursacht. Der Blutkiel wurde vom Tierarzt gezogen, um die Blutung zu stoppen. Frakturen oder stärkere Schädigungen des Gewebes waren glücklicherweise nicht vorhanden, und die Wunden mussten nur oberflächlich behandelt werden.
Woher die Verletzungen stammen, konnte nicht geklärt werden. Die Vermutung liegt nahe, dass der Adler beim Jagen einen Sturzflug auf einen Fisch unternommen hat und dabei im trüben Wasser einen Gegenstand, wie z.B. einen Baumstamm, übersehen hat. Ebenfalls gefährlich für jagende Fischadler sind Abwehrnetze und -drähte, die über Fischteiche gespannt werden, um Kormorane und Graureiher abzuhalten.
Fischadler sind sehr stressanfällige Patienten, die in unbekannter Umgebung meist nicht sofort fressen. Trotz seines guten Gewichtes von ca. 2 kg versorgten wir ihn deshalb nach der Einlieferung und dem Tierarztbesuch mit spezieller Päppelnahrung über eine Sonde. Doch zu unserer Überraschung machte sich der Fischadler bereits an seinem ersten Tag in einer großen Voliere über den angebotenen Fisch her. Er nahm das Futter so gut an, dass er nicht weiter zugefüttert werden musste. Der Genesung stand nichts mehr im Wege.
So war es nur etwa einen Monat später soweit: Die Auswilderung konnte stattfinden. Zuvor wurde der Fischadler noch mit einem Kennring beringt, um ihn auch aus der Entfernung mithilfe eines Spektives oder Teleobjektives identifizieren zu können. Aufgrund des Gewichtes gehen wir davon aus, dass es sich bei dem Adler um ein Weibchen handelt, endgültige Gewissheit haben wir aber erst, wenn uns das Ergebnis der DNS-Analyse zur Geschlechtsbestimmung vorliegt. Als Auswilderungsort wählten wir die Thülsfelder Talsperre, an der die vermutliche Adlerdame am 10. September 2019 wieder in die Lüfte steigen konnte.
Wir freuen uns alle sehr über die schnelle Genesung und die gelungene Auswilderung und wünschen „unserem“ Fischadler ein Leben ohne weitere Zwischenfälle und mit reichlich gesundem Nachwuchs, um ihre Art zu erhalten. Weitere Informationen über unsere Arbeit und wie Sie uns unterstützen können, finden Sie unter www.wildtierstation-rastede.de, sowie bei Facebook und Instagram.