Rekordhalter des vergangenen Herbstes war der Schlafplatz in Linum bei Nauen in Brandenburg mit über 70 000 Kranichen. Darüber hinaus gibt es natürlich, insbesondere im Nordosten Deutschlands, noch zahlreiche weitere kleinere Rastplätze. Das beeindruckende Schauspiel des Kranichund Gänsezuges zählt inzwischen zu den beliebtesten Natur-Events der Region Berlin-Brandenburg, das alljährlich wachsende Besucherscharen nach Linum lockt.
Wichtige Regeln beim Beobachten von Kranichen oder anderen Großvögeln sind:
- Kraniche sind am besten aus dem Auto zu beobachten. Die Fluchtdistanzen liegen bei mehr als 300 Metern. Parken Sie bitte nur auf dafür vorgesehenen Plätzen und steigen Sie nicht aus.
- Bleiben Sie bitte auf den öffentlichen Straßen. Benutzen Sie keine Feld- und Wirtschaftswege, um keine unnötigen Störungen hervorzurufen. Wenn es die Witterung bzw. Helligkeit erlaubt, fahren Sie bitte ohne Licht. Spätestens wenn alle Kraniche die Köpfe heben, zeigen sie, dass sie sich gestört fühlen. Die Kraniche sehen Sie als Gefahr an und werden bei weiterer Annäherung auffliegen. Dabei verbrauchen sie unnötige Energie, die sie dringend für den Zug benötigen.
- Kranichbeobachtung bedeutet Sehen und Hören. Leises Verhalten ermöglicht allen Besuchern das ungestörte Erlebnis der beeindruckenden Kranichrufe. Unauffällige und warme Kleidung ist für die Kranichbeobachtung wichtig.
- Hunde dürfen nicht frei herumlaufen. Sie werden von den Kranichen als Gefahr angesehen und weiträumig gemieden.
- Bitte fotografieren Sie die Vögel bei ihrem Flug zum Schlafplatz nie mit Blitzlicht. Die Kraniche werden dadurch verunsichert.
Zugvögel in Gefahr
Tausende Vögel erleiden auf ihrem Zug einen qualvollen Tod. Darunter befinden sich viele, die auf den Roten Listen stehen. Neben dem Abschuss stellen sich insbesondere in südlichen Ländern Europas Netze, Schlagfallen und Schlingen insbesondere den Singvögeln in den Weg. Von den rund 500 in Europa brütenden oder rastenden Vogelarten dürfen nach den Vorschriften der Europäischen Vogelschutzrichtlinie 82 Arten offiziell bejagt werden.
Verheerend sind die Abschusszahlen bei insgesamt 22 jagdbaren Vogelarten, die europaweit im Bestand zurückgehen. So werden jährlich z.B. 2,7 Millionen Waldschnepfen, 2,6 Millionen Wachteln und 2,3 Millionen Turteltauben vom Himmel geholt. Auch vor bereits massiv bedrohten Arten, wie z.B. Bekassinen (Jahresstrecke 586 000), Goldregenpfeifern (75 000) und Großen Brachvögeln (44 000) macht die Jagdleidenschaft keinen Halt. Für viele Arten, die ohnehin schon große Bestandseinbußen durch Lebensraumzerstörung in den Brut- und Überwinterungsgebieten hinnehmen müssen, ist die Jagd ein zusätzlicher Verlustfaktor, der ihren Fortbestand in Europa ernstlich in Frage stellt.
Nach Angaben des Komitees gegen den Vogelmord werden darüber hinaus jährlich fast 15 Millionen Singdrosseln, 6,6 Millionen Amseln und 8,5 Millionen andere Drosseln, 500 000 Stare und über 2,5 Millionen Feldlerchen geschossen. Diese erschreckenden Zahlen stellen allerdings nur die Spitze des Eisbergs dar, da hier nur offizielle Abschusszahlen dargestellt sind, Sondergenehmigungen, Wilderei und die große Zahl der angeschossenen, nicht direkt tödlich getroffenen Vögel sind noch nicht enthalten. Nach Schätzungen des Komitees liegt die Zahl der tatsächlich in jedem Jahr aus der Natur entnommenen Wildvögel bei über 200 Millionen!