Haushunde | Ratgeber Tiermedizin

Gefahr aus dem Getreidefeld – Grannen – heimtückische Pflanzenteile

Was ist eigentlich eine Granne, und wieso sind diese Teile überhaupt gefährlich? Bei Grannen handelt es sich um Pflanzenteile, die oft sehr starr, spitz und mit Widerhaken besetzt sind. In der Regel umschließen sie das Korn einer Getreideähre, um dieses zu schützen. Mit Hilfe der borstigen Oberfläche können Grannen gut am Fell vorbeistreifender Tiere anhaften. Auf diese Weise trägt die Beschaffenheit der Kornhülle zur Verbreitung des Getreides bei.

Granne.
Granne. Foto: © aktion tier, Dr. Tina Hölscher

Und wie kommt die Granne in den Tierkörper? Leider landet der Samen mit seiner Transporthülle nicht immer in der Erde. Streift die Katze durch das Getreidefeld oder saust der Hund durch die Wiese, bleiben Teile der borstigen Ähren im Fell hängen. Im Anschluss spießt sich der spitze und häufig auch harte Teil in die Tierhaut ein und setzt sich dort fest. Betroffen sind meist die Pfoten oder Beine, doch auch am Rumpf und Unterbauch der Vierbeiner findet man häufig Fremdkörper in Form von Grannen. In anderen Fällen dringen die Pflanzenteile in Ohren oder auch die Nase ein. Vermehrtes Kopfschütteln, das Belecken der Pfoten oder auch Niesen können Hinweise darauf sein, dass sich das Tier eine Granne eingefangen hat. Doch häufig bemerken weder der Vierbeiner noch der Tierhalter die Pflanzenteile.

Was tun, wenn die Granne entdeckt wird?

Sind noch Teile des Fremdkörpers sichtbar, kann der Tierbesitzer versuchen, das Pflanzenstück vorsichtig herauszuziehen. Mit einer Pinzette oder auch mit der bloßen Hand sind die Spelzen manchmal leicht zu entfernen. In anderen Fällen funktioniert das nicht. Besonders kritisch wird es, wenn die Granne komplett unter der Haut verschwindet. Hier liegt sie zunächst reaktionslos über mehrere Tage. Doch langfristig sorgt die Getreidespelze für die Entwicklung einer Entzündung. Befindet sich der Pflanzenrest direkt unter der Haut, bildet sich eine Beule. Richtig schlimm wird es, wenn das Teil bis in die Brust- oder Bauchhöhle wandert – das ist alles schon vorgekommen.

Wie entwickelt sich das Geschehen, wenn die Granne drinbleibt?

Wird das Tier in dieser Zeit einem Tierarzt vorgestellt, ist es für diesen schwierig, sofort die richtige Diagnose zu stellen. In dieser Phase sieht er nur die Umfangsvermehrung in der Haut, und die kann verschiedenste Ursachen haben. Doch welchen Ursprungs sie genau ist, kann oft nicht ad hoc definitiv gesagt werden. Gehen nun noch weitere Tage ins Land, entwickelt sich ein Fistelkanal, und Wundsekret tritt aus. Im Bereich der Schwellung verliert der Vierbeiner das Fell. Spätestens jetzt ist die Sache klar: Hier muss ein Fremdkörper unter der Haut sein. Ob und wie dieser vom Tierarzt entfernt wird, hängt von der Lage und Größe der Granne ab. Fakt ist: Das Ding muss raus. Parallel zur Entfernung des unliebsamen Gastes muss das Tier in aller Regel mit einem Antibiotikum und einem Schmerzmittel versorgt werden.

Wie verhindert man, dass sich der Vierbeiner eine Granne einhandelt?

Eigentlich kann das nicht zu 100 % verhindert werden. Dennoch sind Tierbesitzer gut beraten, den Tierkörper nach Spaziergängen, vor allem in der Nähe von Getreidefeldern oder Wiesen, gründlich abzusuchen und gegebenenfalls Pflanzenteile zu entfernen. So kann unterbunden werden, dass Grannen überhaupt die Gelegenheit haben, sich tief in den Tierkörper hineinzubohren. Bei Hunden mit sehr langem Fell kann es helfen, die Zwischenräume zwischen den Zehen auszuscheren, um so die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Pflanzenspelzen hier hängen bleiben. Und zu guter Letzt ist es ohnehin besser, Haustiere nicht unkontrolliert über hohe Wiesen mit den darin lebenden Wildtieren oder durch Getreidefelder kurz vor der Ernte toben zu lassen, auch wenn es gar so schön wäre … 

Dr. med. vet. Tina Hölscher

Tierärztin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.