Wie wenig Sachverstand den Aussagen der Bürgermeisterin zugrunde liegt, wird deutlich, wenn man sich die Leistungen des Tierheimes vor Augen führt. Um einer Fundtierverwahrung gerecht zu werden, muss die Einrichtung an 365 Tagen des Jahres in Bereitschaft stehen. Dies ist nur möglich, wenn auch entsprechend ausgebildetes Personal zur Verfügung steht. Zu dem dafür notwendigen Jahresetat von mehr als 200.000 Euro trägt die Stadt Zossen gerade einmal zwischen 5 und 7% bei. Insgesamt fanden im Jahre 2017 rund 280 Fund- und Verwahrtiere Aufnahme innerhalb des Tierheimes, wovon 20 Hunde und 33 Katzen aus dem Stadtgebiet Zossen stammten. Ohne die maßgebliche Unterstützung durch aktion tier e.V. wäre dies alles nicht möglich. Insofern nutzt die Stadt Zossen die Anstrengungen anderer, um ihren Pflichtaufgaben nachzukommen und rühmt sich stattdessen öffentlich noch mit ihrer angeblich so großzügigen Unterstützung. Zudem habe die Stadt einen zweiten Vertragspartner, der zukünftig alle Belange der Fundtieraufnahme erledigen würde. Dabei handelt es sich um eine private Hundepension, die im 20 km entfernten Ludwigsfelde ansässig ist und auf alle Eventualitäten vorbereitet sei. Wie wenig Sachverstand in derartigen Aussagen steckt, zeigt die Tatsache, dass besagte Hundepension nur begrenzte Kapazitäten für die Aufnahme von Katzen hat bzw. gar keine für Reptilien. Insofern muss man die dringende Bitte an alle Zossener Katzen richten, ab 2019 nicht ihren Eigentümern zu entlaufen, da für sie kaum Aufnahmemöglichkeiten bestehen. Wie bereits eingangs erwähnt, handelt es sich bei der Fundtieraufnahme um eine kommunale Pflichtaufgabe.
Vor diesem Hintergrund wurden Mitglieder der einzelnen Fraktionen im Zossener Stadtparlament im September 2018 angeschrieben, um die unzutreffenden Behauptungen der Bürgermeisterin den Volksvertretern gegenüber richtigzustellen. Schließlich ist durch die Untätigkeit der Zossener Bürgermeisterin die Situation entstanden, dass die Stadt Zossen zukünftig keine ausreichende Einrichtung zur Fundtieraufnahme haben wird und es unseres Erachtens nicht akzeptabel ist, dass kein einziger Vertreter der Stadt Zossen in annähernd vier Jahren die Zeit gefunden hat sich des Sachverhaltes anzunehmen. Also wurde in einem zweiseitigen Schreiben der Ablauf der Kommunikation mit Bürgermeisterin und Ordnungsamt dargelegt und den Fraktionen zur Kenntnis gegeben. In bewährter Zossener Tradition passierte: nichts.
Fundtiere sollen nun ins 20 km entfernte Ludwigsfelde gebracht werden …
Genauer gesagt, fast nichts. Lediglich der Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke, Carsten Preuß, brachte sein Bedauern über die Entwicklung zum Ausdruck und bot an, unser Schreiben auf deren Homepage zu veröffentlichen. Der Vertreter der AfD, Edgar Leisten, hat wohl versucht, das Thema im Stadtrat zu erörtern und musste ebenfalls feststellen, dass dort kein Interesse an dem Sachverhalt besteht. Ansonsten sah kein anderer Volksvertreter einen Anlass zu hinterfragen, warum eine Stadtverwaltung ihren Pflichtaufgaben derart schlampig nachkommt. Für die Zossener Bürger wird zukünftig die Situation entstehen, dass sie ein Fundtier in das 20 km entfernte Ludwigsfelde bringen müssen mit der Ungewissheit, ob dieses dort eine Aufnahme erfahren wird. Unser Problem wird darin bestehen, dies den Bürgern gegenüber zu kommunizieren. Diese sind in der Regel davon überzeugt, dass das Tierheim doch dafür zuständig sein müsse. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass der größte Vertragspartner des Tierheimes, die Landeshauptstadt Potsdam, den kompletten Gegenentwurf zur Stadtverwaltung Zossen darstellt. Trotz eines natürlich höheren Fundtieraufkommens, als dies in Zossen der Fall ist, läuft die Zusammenarbeit völlig reibungslos. Übereinstimmend loben Ordnungs- und Veterinäramt der Stadt Potsdam als auch die Mitarbeiter des Tierheimes die unkomplizierten Abläufe. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass die Stadt Potsdam natürlich einen Pauschalvertrag abgeschlossen und im Gegensatz zur Zossener Bürgermeisterin die daraus resultierenden Vorteile klar erkannt hat.