Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: Jedes Frühjahr verlieren viele Vögel und Eichhörnchen ihren Nachwuchs, weil die Jungtiere irrtümlich ihrem Lebensraum entnommen und in Wildtierauffangstationen oder in eine Tierklinik gebracht werden. Wenn ein junger Vogel allein auf dem Boden sitzt, scheint die Situation für viele eindeutig zu sein: Sie denken, das Tier wurde von seinen Eltern verlassen und sammeln es wohlmeinend ein. Aber damit schaffen sie erst ein Problem. Die Jungvögel sind keinesfalls verlassen. Die Elterntiere befinden sich in der Nähe, verstecken sich aber wegen der anwesenden Menschen. Während dieser sogenannten Ästlingsphase sind junge Vögel noch nicht voll flugfähig, halten sich aber, schon fast voll befiedert, bereits außerhalb ihres Nestes auf. In dieser Zeit sind die Vögel zwar tatsächlich einem erhöhten Risiko ausgesetzt, von Räubern erbeutet zu werden, dies gehört aber zum natürlichen Verhalten der Tiere.
Das Gleiche gilt für junge Eichhörnchen. Irgendwann beginnen sie als Jungtiere ihre Umgebung zu erkunden. Auch fällt mal ein junges Eichhörnchen aus dem Nest. Dann ist aber nicht gleich der Mensch gefragt. Die Elterntiere sind in der Lage, ihre Jungen zurück in den Kobel zu holen. Professor Dr. Michael Pees, Leiter der Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, sagt: „Jungvögel und junge Eichhörnchen sind, wenn sie unverletzt sind, grundsätzlich dort zu lassen, wo sie gefunden wurden. Selbst bei sehr guter Pflege durch den Menschen sind ihre Überlebenschancen erheblich schlechter als bei Aufzucht durch die Eltern“. Die Eltern befinden sich in der Regel in der Nähe und kümmern sich um ihren Nachwuchs. Hilfe ist erst angeraten, wenn Tiere verletzt sind oder, nach einer sehr langen, ruhigen Beobachtungsphase, wenn sehr sicher ist, dass die Jungtiere von ihren Eltern verlassen wurden.