Diese Liste stellt eine Art Leistungskatalog dar, anhand derer der Veterinär seine Tätigkeiten berechnen muss. Sie lesen richtig, nicht darf, sondern muss. Die Gebührenordnung ist verbindlich für Tierärzte! Jede Behandlung, die sie erbringen, suchen sie aus der GOT heraus und listen sie in der Rechnung auf. In diesem Rahmen dürfen sie dann entweder den einfachen Satz verlangen, der in der GOT vorgegeben ist, aber sie dürfen auch bis auf das Dreifache des einfachen Satzes hochgehen, wenn sie das für gerechtfertigt halten. Eine derartige Rechtfertigung kann sein, dass sich eine Behandlung besonders schwierig gestaltet oder der Patient im nächtlichen Notdienst oder am Wochenende vorgestellt wird. Auch örtliche Verhältnisse wie teure Mieten oder ein vermehrter Zeitaufwand sind Gründe, warum ein höherer Faktor als der einfache Satz zur Anwendung kommen darf.
Auf der einen Seite lässt die GOT dem Tierarzt großzügigen Spielraum nach oben, stellt man sich vor, dass er für eine Behandlung, die nach einfachen Satz 50 Euro kosten würde, genauso gut 150 Euro verlangen kann. Auf der anderen Seite beschränkt sie ihn jedoch auch, denn selbst wenn er mal gerne wenig berechnen würde, weil er weiß, dass der Tierhalter kein Geld hat, darf er das nicht. Ausschließlich in begründeten Einzelfällen kann er weniger verlangen. Hierfür muss er aber mit dem Patientenbesitzer eine schriftliche Vereinbarung aufsetzen. Dann darf er den Einfachsatz unterschreiten. Auch Tierschutzvereine können für Kastrationen wildlebender Katzen vergünstigte Preise erhalten, sofern die Tiere danach wieder in die Freiheit entlassen werden. Aber das war es dann aber auch schon mit den Ausnahmen. In allen anderen Fällen ist die Vergütung mit dem ein- bis dreifachen Satz der Gebührenordnung verbindlich vorgeschrieben.
Doch wozu gibt es überhaupt eine Gebührenordnung?
Der Gesetzgeber möchte, dass die Preise für tierärztliche Leistungen nicht willkürlich festgesetzt werden können. Sie sollen für den Tierbesitzer nachvollziehbar sein. Mit der GOT versucht man zu verhindern, dass unfähige Tierärzte über superbillige Preise Kunden anziehen können. Ein Wettbewerb zwischen den Tierärzten soll vorwiegend über die Leistung und weniger über den Preis stattfinden.